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Ein neuer Morgen Fröhliches und Hoffnungen

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Alt 31.12.2011, 13:30   #1
Galapapa
Galapapa
 
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Standard Neujahrsnacht

Ganz langsam, unter grauer Wolkendecke
versinkt der letzte Tag in diesem Jahr.
Wie Reif liegt Trauer auf der Rosenhecke,
so weiß und irgendwie schon nicht mehr wahr.

Die Nacht strebt ihrem Wendepunkt entgegen,
dem Wechsel in den ersten Jahrestag,
Vergessenheit liegt wie ein stiller Segen
auf dem Vergangenen, das ihr erlag.

Der Qualm des Feuerwerks hat sich verzogen,
das frohe Feiern, es erlosch im Wein.
Ein feuchter Nebel hat die Szene aufgesogen,
mit ihm schwebt leise Zuversicht herein.

Geändert von Galapapa (31.12.2011 um 16:02 Uhr)
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Alt 31.12.2011, 16:47   #2
Stimme der Zeit
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Hallo, Galapapa,

ein schönes, melancholisches Neujahrsgedicht. Es stimmt ein wenig traurig, aber dann kommt leise der letzte Vers, und mit ihm die Hoffnung, hereingeschwebt.

Mir gefällt die "Dreiteilung" des Inhalts der drei Strophen sehr gut.

Zitat:
Ganz langsam, unter grauer Wolkendecke
versinkt der letzte Tag in diesem Jahr.
Wie Reif liegt Trauer auf der Rosenhecke,
so weiß und irgendwie schon nicht mehr wahr.
Der "letzte Tag versinkt", langsam geht er vorüber. Die "graue Wolkendecke" - die Stimmung des LIs scheint "grau" zu sein. Wunderbar finde ich hier Vers 3 und 4. Ich vermute, die "Rosenhecke" ist eine Metapher für das "Leben im vergangenen Jahr", da gab es offenbar "Trauer", sie ist "weiß", deutlich zu sehen - und trotzdem, irgendwie auch "fern", denn das Jahr ist ja "fast vorbei". Und selbst Trauer vergeht, wenn es auch oft eine lange Zeit dafür braucht.

Zitat:
Die Nacht strebt ihrem Wendepunkt entgegen,
dem Wechsel in den ersten Jahrestag,
Vergessenheit liegt wie ein stiller Segen
auf dem Vergangenen, das ihr erlag.
Der Tag ist versunken, es ist Nacht. Der "Wendepunkt" kommt näher. Mir scheint, das LI erlebte manches, das Grund für den Reif auf der Rosenhecke bot, aber es stimmt, dass (glücklicherweise, wenn es "Reif" betrifft ) "Vergessen können" auch ein Segen ist - manchmal. Zudem ist der Reif - jetzt "Schnee von gestern", er ist Vergangenheit.

Zitat:
Der Qualm des Feuerwerks hat sich verzogen,
das frohe Feiern, es erlosch im Wein.
Ein feuchter Nebel hat die Szene aufgesogen,
mit ihm schwebt leise Zuversicht herein.
Der "Wendepunkt" ist überschritten, das neue Jahr hat begonnen. Fest und Feuerwerk sind vorbei. Ich kann gut "sehen", wie die Gläser mit Weinresten auf dem Tisch stehen, mit den übrigen "Resten" der Feier. Der Morgennebel kommt, und mit ihm der erste neue Tag des neuen Jahres. Und - mit ihm kommt, nicht laut wie das Fest, sondern ganz leise, so leicht wie der Nebel, die Zuversicht.

Das ist sehr, sehr schön geschrieben, lieber Galapapa, wirklich.

Der fünfhebige Jambus eignet sich gut, um die Stimmung des Gedichts zu "tragen". Das Metrum ist, meines Erachtens nach, einwandfrei. Nur eine Frage habe ich, was Vers 3 in Strophe 3 betrifft - ich kann es ja nicht "wissen". Ist dieser Vers absichtlich ein Alexandriner? Sechshebiger Jambus, die Zäsur nach der 6. Silbe ist auch vorhanden:

Zitat:
Ein feuchter Nebel hat die Szene aufgesogen, - xXxXxX/xXxXxXx
Möchtest du hiermit den "Stimmungswechsel" auch "metrisch" darstellen? Es würde mich nur interessieren, denn ich fände es sogar gut. Obwohl ich dann auch den letzten Vers im Alexandriner geschrieben hätte, aber das ist natürlich nur mein "persönlicher Geschmack".

Sehr gerne gelesen und kommentiert.

Alles Gute für dich, werde schnell wieder gesund und komm gut ins Neue Jahr! Ich wünsche dir ein schönes, gesundes und inspiriertes 2012!

Liebe Grüße

Stimme
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Alt 31.12.2011, 17:33   #3
a.c.larin
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ich kann mich gleich anschließen:
da schimmern viele zwischentöne durch die zeilen.
nach der lauten silvessternacht ist das am neujahrsmorgen durchaus passend.
"wendepunkte", so proklamiert, finden aber selten statt.
im übrigen "wenden" ja die chinesen das jahr etwas später - da denkt bei uns schon kleiner mehr daran.

schön, dass du es dennoch in zuversicht enden lässt!
dann also: auf ein neues!

leibe grüße, larin
__________________
Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!
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Alt 31.12.2011, 18:49   #4
Galapapa
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Hallo, liebe Stimme,
danke für Dein schönes Lob und den wie immer sehr ausführlichen Kommentar!
Ich hatte gestern infolge meiner Erkrankung seit langem erstmals wieder einen Text zustande gebracht und hab mich selber ein wenig erschreckt ob des fast depressiven Inhalts. Deshalb dachte ich daran, einen zweiten Anlauf zu machen.
Also, ich fand das heutige Ergebnis schon viel fröhlicher. Aber natürlich hast Du Recht, der traurige Grundton schwingt auch hier mit. Ich habe einfach eine Schwäche dafür und empfinde selbst eine gewisse Befriedigung dabei. Scheinbar gibt es da eine geheime Verbindung mit dem Unterbewusstsein.
Im Übrigen sollte man mich nie zu nahe an das lyrische Ich heranrücken.
In der Tat hat die Rosenhecke für mich eine besondere Bedeutung, die in ihrer Schönheit einseits und in ihrer Undurchdringlichkeit und Wehrhaftigkeit andererseits liegt. Darin das Leben zu erkennen ist naheliegend und eine schöne Metapher.
Einen Kontrast bilden in der ersten Strophe die Trauer und das Weiß des Reifs. Vers 4 gibt die Erklärung.
Vor dem Blick in die Zukunft muss das Vergangene bewältigt werden. Dass dies oft nur durch Vergessen möglich ist, davon spricht die Strophe 2.
So kleinlaut, wie die dritte Strophe daherkommt, so kleinlaut stehen wir am Tag X dann meist vor unseren Vorsätzen.
Die Sechshebigkeit von V3 in S3 ist mir entgangen, weil ich dachte, den Rhythmus so gut im Gespür zu haben, dass ich bei der Kontrolle geschlampt habe. Danke für den Hinweis!
Ich glaube aber durch "Der Nebel hat die Szene aufgesogen" würde der Vers etwas verlieren. Ich will ihn deshalb so stehen lassen.
Eine Absicht stand nicht dahinter.
Deinem Gedanken folgend könnte man V4 auch verlängern auf: "...mit ihm schwebt sacht und leise die Zuversicht herein..."
Wenn Dir das gefällt, dann ändere ich es entsprechend.
Ich wünsche Dir alles Gute, besonders Gesundheit und eine Menge glücklicher Momente fürs neue Jahr und grüße Dich ganz herzlich!
Galapapa

Liebe larin,
auch Dir danke für den lobenden Kommentar!
Natürlich sind die Wendepunkte so künstlich gemacht wie der ganze Kalender.
Durch die Gemeinsamkeit bekommen sie aber unter Umständen doch eine besondere Bedeutung.
Wie ich Stimme schon geschrieben habe kommt die dritte Strophe etwas kleinlaut daher. Das entspricht unserem Auftritt den eigenen Vorsätzen gegenüber wenn's ernst wird.
Ich wünsch Dir fürs neue Jahr alles Gute, Gesundheit und Zufriedenheit und grüße Dich ganz herzlich!
Galapapa
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Alt 01.01.2012, 04:02   #5
Erich Kykal
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Hi, Charly!

Einfach...schön!
Sprachlich wohlgeschliffen, ohne geschnörkelt oder pathetisch zu klingen, einfach, aber elegant - großes Tennis!

Allergernst gelesen! Ohne Mecker!

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 01.01.2012, 10:23   #6
Chavali
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Lieber Galapapa,

nachdem dein Gedicht Der letzte Tag mich sehr bewegt und erschüttert hat,
bin ich froh, heute einen etwas positiveren Text von dir zu lesen.
Zitat:
Im Übrigen sollte man mich nie zu nahe an das lyrische Ich heranrücken.
Das ist richtig. Man kann nicht alles selbst erlebt haben,
worüber man schreibt.
Aber eine gewisse Grundtendenz ist schon da - das sehe ich an mir und meinen Texten

Ich habe auch die anderen Kommentare gesehen und deine Antworten darauf.
Das lässt auf weitere Besserung deiner Gesundheit hoffen.

Der Inhalt spricht auch mich sehr an und ich kann dir, ebenso wie meine Vorschreiber,
nur noch ein Lob dalassen für die schöne schwingende Sprache.

Sehr gern gelesen!
Liebe Neujahrsgrüße,
Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

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Alt 01.01.2012, 12:17   #7
Galapapa
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Liebe Chavali,
lieben Dank für Dein schönes Lob!
Dieses zweite Neujahrsgedicht ist eigenlich Dir zu verdanken. Dein besorgter Kommentar auf "Der letzte Tag" hat mir keine Ruhe gelassen und außerdem, was gibt es Schöneres, als neben vier schlafenden Katzen an einem trüben Silvestertag die Zeit mit einem Gedicht zu vergolden?!
Du hast Recht, da ist immer noch eine gewisse traurige Grundschwingung, was aber wohl an der mir eigenen Grundstimmung an Neujahr liegt. Diese ist eher ernst und besinnlich als fröhlich. Die Wurzeln hierfür vermute ich in meiner Kindheit.
Darüber hinaus gilt natürlich immer auch der Satz von mir, den Du zitiert hast.
Ein gutes Jahr wünsch ich Dir und grüße Dich herzlich!
Galapapa

Hallo Erich,
na das nenne ich doch einen Kommentar der runtergeht wie Öl! Und nichts zu verteidigen oder zu verbessern.
Ich danke Dir, lieber Erich, und wünsche auch Dir alles Gute im neuen Jahr!
Herzliche Grüße!
Galapapa
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