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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 22.05.2018, 09:49   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard Tragische Liebe

Sie lagen friedlich Hand in Hand,
die regungslosen Köpfe Seit an Seite,
als man die beiden endlich fand,
die Blicke fern vor uferloser Weite
in einem unentdeckten Land.

Gejagt von Unverstand und Zorn,
entschlüpften sie der Rache blinder Väter
an ihres Waldes kühlen Born,
entzogen sich dem grimmen Griff der Täter.

Sie lagen friedlich hingesunken,
als hätte sie ein milder Gott gerufen,
das Liebespaar zu sich gewunken
von seines Paradieses Treppenstufen,
nachdem sie stumm ihr Gift getrunken.

Verachtet, von der Welt gescholten
aus Vorurteil, das starre Menschen haben,
war mehr, als sie ertragen wollten -
so gingen sie vereint, die beiden Knaben.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (22.05.2018 um 10:40 Uhr)
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Alt 22.05.2018, 09:57   #2
Chavali
ADäquat
 
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Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 12.994
Standard

Lieber Erich,

hat der Text einen realen aktuellen Hintergrund?
Du hast mit deinem gefühlvollen Gedicht dem tragischen Ende zweier Liebender
ein Denkmal gesetzt.

Interessant ist die Gestaltung der Strophen: 5 - 4 - 5 - 4 zeilig.
Das liest sich gut und unterstreicht die Bedeutung des Inhaltes.


Sehr gut gelungen, wenn auch ein trauriges, eher tragisches Geschick,
das durch die Toleranzlosigkeit einzelner Gesellschaftsschichten
erst möglich wurde.

Zitat:
in einem einem unentdeckten Land.
hier ist was zuviel

Lieben Gruß,
Chavi

__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 22.05.2018, 11:03   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi Chavi!

Danke für das Anmerken des Verdopplungsfehlers in S1. Keine Ahnung, wie sowas passiert ...

Tatsächlich liegt eine reale Begebenheit zugrunde: Gestern sah ich einen Krimi ("Schnell ermittelt"). Das Mordopfer war ein Siebzehnjähriger, ein missbrauchtes Heimkind und obdachlos, aber verliebt in und geliebt von einem Vierzehnjährigen aus gutem Hause, dessen strengem Vater die Homosexualität des eigenen Sohnes unerträglich war. Der weitere Verlauf des Krimis ist irrelevant, das Setup erinnerte mich jedoch an einen realen Fall aus meiner Jugendzeit, der damals großes Aufsehen erregt hatte:

Ein gleichgeschlechtliches Liebespaar (25 und 15 Jahre alt) hatte den Freitod mit Schusswaffe gewählt, da man ihm die Gemeinsamkeit verweigert hatte - damals in den Achtzigern war Schwulsein noch bei weitem nicht so gesellschaftlich anerkannt (oder zumindest toleriert) wie heute, und der Ältere galt vor dem Gesetz sowieso nur als "böser Missbraucher". Auf die echten Gefühle beider nahm niemand Rücksicht, was letztlich zu dieser Tragödie führte.

Ich habe damals lange über dieses unglückselige Paar nachgedacht und ein paar Dinge in meinem Kopf zurechtgerückt, die seither - wie ich hoffe - an der richtigen Stelle stehen.
Zum Beispiel: Ab wann ist man alt genug für echte Gefühle? Ab wann wird man damit ernst genommen? Darf das Gesetz alles über einen einzigen Leisten wie das "gesetzlich korrekte Alter für Liebe" scheren?
Zuweilen erscheint mir das Korsett unserer Regeln zu starr, wird - obschon in guter Absicht - zu blindem Diktat und Grausamkeit. Ein wenig mehr individuelles Einfühlungsvermögen und Eingehen auf die Lage im Einzelfall würden solche Tragödien weitgehend verhindern - aber was weiß ich schon ...

Vielen Dank für das Interesse!

LG, eKy


PS: Nicht nur die Strophenlänge weschselt, es wechseln sich auch ständig 4- und 5-hebige Zeilen ab.
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Alt 22.05.2018, 13:47   #4
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
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Lieber Erich,

die Form halte ich für sehr gut. Du weißt warum. Den Inhalt auch.

Liebe Grüße
Thomas
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© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
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Alt 22.05.2018, 18:35   #5
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Beiträge: 8.570
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Hi Thomas!

Was mich hierzu bewog, habe ich ja schon erläutert.

Vor einiger Zeit hatte ich, so weit ich mich erinnere, ja bereits ein ähnliches Gedicht über zwei lesbische Mädchen verfasst, als eine Art Abwandlung des "Romeo und Julia"-Themas. Hiermit ist das "unangepasste" Bild nun vollständig.

Vielen Dank für das positive Feedback!

LG, eKy
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Alt 23.05.2018, 08:39   #6
juli
Gast
 
Beiträge: n/a
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Hi Erich,

Der Inhalt gefällt mir. Und deine Schreibweise. Leider gibt es in der Gesellschaft immer noch Widerstände und grobe Feindlichkeit die es verhindern, dass Menschen die sich lieben nicht frei fühlen können. Das Resultat kann die Ausweglosigkeit sein.
Dein anderes Gedicht :"Die andere Julia" handelt von zwei Frauen. Dieses hier gilt für zwei Männer.

LG ju
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Alt 23.05.2018, 16:06   #7
Erich Kykal
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Registriert seit: 18.02.2009
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Beiträge: 8.570
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Hi Juli!

Danke - es freut mich, dass es dir gefällt und du meinen Anspruch an wahre Toleranz teilst.

LG, eKy
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