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Alt 05.07.2009, 18:38   #1
Seeräuber-Jenny
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Dichtkunst und Sprache

Wie man am besten schreibt und spricht,
wer weiß es, wenn selbst Dichter nicht
beim Lesen gerne mal verweilen,
mit Sorgfalt an den Werken feilen.
Wer liest schon gerne einen Text,
der Fehler aufweist wie verhext.

Das Versmaß ist nicht alt und stur,
es prägte unsere Kultur,
ist für Ästheten ein Gewinn
und unterstreicht der Worte Sinn.
Es öffnet unsre Augen weit
für die Probleme unsrer Zeit.

So gebe ich Medusa recht
und bin trotzdem kein Reimeknecht.
Ich rufe allen Dichtern zu:
Macht an die Arbeit euch im Nu
und schreibt, bis euch die Finger schmerzen
am Meisterwerk mit heißem Herzen!

Geändert von Seeräuber-Jenny (07.07.2009 um 00:13 Uhr)
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Alt 05.07.2009, 19:13   #2
Klatschmohn
MohnArt
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: RLP
Beiträge: 1.949
Standard

Liebe Jenny,
hm, hm, Du hast ja wirklich recht, aber schau mal hier:

Das Versmaß ist nicht Ballast nur,
es prägte unsere Kultur,


sollte es nicht heißen:

das Versmaß ist Ballast nicht nur,
es prägte unsere Kultur


Liebe Grüße,
Klatschmohn
__________________

© Klatschmohn
Inselblumen
Trockenmohn
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Alt 05.07.2009, 20:13   #3
forelle
unpaniert
 
Registriert seit: 12.04.2009
Ort: Auf Wanderschaft
Beiträge: 513
Standard Dichtkunst & Sprache

Ahoi, Jenny,

hast Recht. Dichten ist wie Tanzen oder einen Blumenstrauß schreiben.
Herz, Talent und guter Wille sind wie
Sonne, Boden und viiiiiiel Wasser

so gedeiht und grüßt dich die forelle

.
__________________

Es muss einen anderen Weg geben,
durchs Leben zu gehen,
als kreischend und um sich tretend
hindurchgezerrt zu werden.
(Hugh Prather)
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Alt 05.07.2009, 20:28   #4
Medusa
Gesperrt
 
Registriert seit: 08.02.2009
Ort: Berlin
Beiträge: 2.213
Standard

Liebe Jenny,

DAS nenne ich Duplizität der Ereignisse; im Abstand von ungefähr einer Stunde haben wir Gedichte zum gleichen Thema eingestellt.

Dein Gedicht liest sich von der ersten bis zur letzten Zeile flüssig und ist inhaltlich sehr treffend formuliert, gefällt mir sehr!

Liebe Grüße,
Medusa.
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Alt 05.07.2009, 20:39   #5
Seeräuber-Jenny
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Beiträge: n/a
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Ahoi Klatschmohn,

du hast recht! Ich dachte mir, ich nehme mir einfach die Freiheit und betone Ballast umgangssprachlich auf der ersten Silbe. Doch damit habe ich genau die Unsitte begangen, die ich in meinem Gedicht kritisiere. Danke für deinen Vorschlag. Nur zwei Worte umgestellt, und schon passt es!

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny



Ahoi forelle,

Zitat:
Herz, Talent und guter Wille sind wie
Sonne, Boden und viiiiiiel Wasser
Genau so ist es! Das Versmaß ist der Maßstab, um richtig zu reimen. Bei ungereimten Gedichten ist es schwieriger, denn da liegt die Bewertung ganz im eigenen Ermessen. Dadurch lädt der Vers libre so Manchen zum Stümpern ein. Ganz egal, ob man nun reimt oder nicht, jedes Gedicht verlangt viel Liebe und Sorgfalt.

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny



Ahoi Medusa,

nein, es ist kein Zufall. Dein Gedicht hatte mich nachdenklich gemacht, und meines kann als Ergänzung dazu gesehen werden. Das kommt ja in der letzten Strophe auch zum Ausdruck.

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny

Geändert von Seeräuber-Jenny (05.07.2009 um 20:43 Uhr)
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Alt 05.07.2009, 20:40   #6
Chavali
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Beiträge: 13.004
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Liebe Jenny,

metrisch perfekt. Gratulation. Handwerklich top.

Nur - das Thema gefällt mir nicht.
Nach deinen Worten sind also alle, die nicht in metrischen Versmaß dichten,
Stümper?

Ich fragte neulich schon mal jemanden, wo das geschrieben steht, dass nur jambische oder nur trochäische Auftakte
oder immer männliche oder immer weibliche Kadenzen (pro Gedicht) das Maß aller Dinge sind?
Und dass nur abgezählte Silben und reimgezwungene Verse die deutsche dichterische Sprache verkörpern?

Ich gebe euch nicht recht, Jenny und Medusa.
Das schreibt euch die, die beide Formen praktiziert:
konventionelle und unkonventionelle.
Letzteres lieber.
Weil ich mich nicht gern in einen Rahmen pressen lasse.


Lieben Gruß,
Chavali
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Geändert von Chavali (05.07.2009 um 20:44 Uhr) Grund: Tippfehler
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Alt 05.07.2009, 20:57   #7
Seeräuber-Jenny
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Ahoi Chavali,

unsere Beiträge haben sich überschnitten. In meiner Antwort an forelle hatte ich schon erläutert, was ich meine.

Natürlich sind nicht alle Dichter Stümper, ob sie sich nun gereimt oder im Vers libre ausdrücken. Nur findet man in allen Formen Gedichte, die einfach so dahingeschludert sind. Bei klassischen Formen ist das offensichtlich und lässt sich klar benennen. Der Vers libre dient in meinen Augen zu oft als Mäntelchen für Nachlässigkeiten aller Art.

Vor allem kommt es ja auf den Inhalt an. Der kann im Vers libre mit großer Intensität vermittelt werden. Die gereimten Formen hingegen machen schon bestimmte Vorgaben, die man sich zunutze machen kann. Die Melancholie, die sich in Sonetten findet, die Feierlichkeit der Ode oder die Schärfe, mit denen die Villanelle dem Leser etwas einhämmert - für jeden Zweck gibt es die passende Ausdrucksform.

Und ganz sicher ist es erlaubt, den Rahmen zu sprengen, wenn ein Gedicht dadurch lebendig wirkt. Nur sollte immer die Liebe zur Sprache erkennbar sein.

Das mag alles recht anspruchsvoll klingen, aber ist es nicht so, dass ein Gedicht mit größerem Interesse gelesen wird, wenn es gut geschrieben ist?

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny

Geändert von Seeräuber-Jenny (05.07.2009 um 21:05 Uhr)
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Alt 05.07.2009, 21:05   #8
Chavali
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Liebe Jenny,

Zitat:
Das mag vielleicht elitär klingen, aber ist es nicht so, dass ein Gedicht mit größerem Interesse gelesen wird, wenn es gut geschrieben ist?
Ja, klingt es.
Denk mal an die vielen Anfänger: sollen deren Gedichte nicht gelesen werden, nur weil Holperer drin sind?
Oder an jemanden, dem es nicht wichtig erscheint, ob sein Text wahlweise am Versende eine männliche
oder eine weibliche Kadenz aufweist?

Ich glaub nicht, dass ein Gedicht in erster Linie gern gelesen wird, weil es der Handwerklichkeit frönt.
Es ist der Inhalt, der Klang, die Melodie, die Aussage und ob ich mich damit identifizieren kann.
Was nützt mir alle Gleichmäßigkeit, wenn der Inhalt hohl und leer ist?


Lieben Gruß nochmal
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Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.07.2009, 21:17   #9
Seeräuber-Jenny
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Ahoi Chavali,

nein, da haben wir uns missverstanden. Es war nicht so gemeint, dass man sich sklavisch an eine Form halten soll, zu Lasten des Inhalts. Die Form ist ja nur ein Hilfsmittel, um bestimmte Aussagen zu bekräftigen, Stimmungen zu vermitteln usw. So wirkt eine männliche Endung forscher, eine weibliche harmonischer - damit verhält es sich wie mit den Prinzipien des Yin und Yang.

Ich würde auch keinem Anfänger ankreiden, dass ein Gedicht holprig wirkt. Habe selbst genug Gedichte vorzuweisen, in denen es gewaltig holpert oder die sehr einfach sind. Nur sollte man sich nicht für immer selbst beschränken, wenn man sich mal entschieden hat zu schreiben. Aber manche halten einem dann bockig entgegen, das sei eben dichterische Freiheit. Darauf bezog sich mein "wie's ihm frommt".

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny

Geändert von Seeräuber-Jenny (05.07.2009 um 21:22 Uhr)
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Alt 06.07.2009, 13:19   #10
Medusa
Gesperrt
 
Registriert seit: 08.02.2009
Ort: Berlin
Beiträge: 2.213
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Liebe Jenny,

mir gefällt Deine Änderung "verhext" sehr gut, sie ist sogar deutlicher als "frommt" .

Ich würde "Ballast" ersetzen, womit, das weiß ich auch nicht so recht. Betonst Du Ballast? Ich betone Ballast. Nach meiner Lesart wäre Deine Erstfassung besser und die scheußliche Inversion entschärft.

Das Versmaß ist Ballast nicht nur,
Das Versmaß ist nicht Ballast nur (vielleicht Bürde oder Hemmnis?).

Durch die Überarbeitung kommt Dein Anliegen noch deutlicher zum Ausdruck.

Liebe Grüße,
Medusa.


Nachtrag: Das mit dem "Ballast" hat mir keine Ruhe gelassen und so habe ich meine "klugen" Bücher befragt:
Duden 'Die Rechtschreibung!, 1986: Ballast
Bertelsmann 'Die neue deutsche Rechtschreibung', 1996: Ballast
Kluge 'Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache', 2002: auf beiden Silben betonbar!
Duden 'Die Deutsche Rechtschreibung', 2006: Ballast
Mackensen 'Deutsches Wörterbuch', 2006: Ballast
Wahrig 'Wörterbuch der deutschen Sprache', 2007: Ballast

Da kommt Freude auf, nicht wahr?

Geändert von Medusa (06.07.2009 um 14:06 Uhr)
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