16.01.2012, 20:55 | #1 |
ADäquat
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Gold aufs Haar (alkäische Odenstrophe)
Hallo zusammen
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Geändert von Chavali (17.01.2012 um 18:16 Uhr) |
16.01.2012, 22:23 | #2 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo Chavali,
ich finde dein Experiment gut. Dass du Reime zuhilfe nimmst ist sehr angemessen, denn Oden wurde gesungen und brauchen als gesprochenes Gedicht etwas, was diese musikalische 'Stütze' liefert. Das ist jedenfalls meiner Meinung nach der Fall. Der einzige Kritikpunkt, den ich anfügen möchte, betrifft die letzte Zeile, die mir etwas zu 'klein' ist. Ich füge ein Beispiel an, wo das nicht so ist und welches klar machen soll, was ich damit meine. Viele Grüße Thomas Ozymandias I met a traveller from an antique land Who said—'Two vast and trunkless legs of stone Stand in the desert ... Near them, on the sand, Half sunk, a shattered visage lies, whose frown, And wrinkled lip, and sneer of cold command Tell that its sculptor well those passions read Which yet survive, stamp'd on these lifeless things, The hand that mocked them, and the heart that fed; And on the pedestal these words appear: My name is Ozymandias, king of kings: Look on my works, ye Mighty, and despair! Nothing beside remains. Round the decay Of that colossal wreck, boundless and bare The lone and level sands stretch far away.' Percy Bysshe Shelley |
17.01.2012, 09:49 | #3 | ||
ADäquat
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Hallo Thomas,
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17.01.2012, 13:52 | #4 | |
Erfahrener Eiland-Dichter
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hi chavilein
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Geändert von ginTon (17.01.2012 um 14:02 Uhr) |
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17.01.2012, 14:32 | #5 | |
asphaltwaldwesen
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hallo, chavali,
hier ist wohl das experimentierfieber ausgebrochen... ich hab nachgelesen und es so verstanden, dass eine odenstrophe als bestandteil der ode sich wiederholen kann. aber nicht muss. ich habs auch mal versucht, finde aber schon, dass die heutige sprache sich dem vom empfinden her "sperrt" und es zwar getragen, aber doch reichlich "hölzern" klingt. das liegt wohl daran, dass die ode damals keinen lied-charakter hatte, sondern zum deklamieren gedacht war. wenn du dir die merkmale der ode ansiehst, wird klar, warum sie nicht "poetisch" (auch, wenn mir nicht ganz klar ist, was du damit meinst) klingt: Zitat:
Verfluchte Verse! Beugt euch nur schwer dem Tun! Verzweifeln könnte, so er nicht Manns genug, wer meint, mit links aus Ärmeln Lyrik beuteln zu können. Herrjeh, welch Dummheit! liebe grüße, fee
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"Gedichte sind Geschenke an die Aufmerksamen" Paul Celan Geändert von fee (17.01.2012 um 14:35 Uhr) |
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17.01.2012, 15:26 | #6 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo, liebe Chavi,
Ende Juni letzten Jahres habe ich auch einmal ein Gedicht mit dieser Strophenform geschrieben. Allerdings denke ich, dass ich vor gut einem halben Jahr noch ganz anders geschrieben habe, als es heute der Fall wäre. Und du weißt ja, wie gerne ich experimentiere. Daher habe auch ich damals gegen "Regeln verstoßen", um auszutesten, welche Wirkung das hat. Mich stört es daher keineswegs, dass du Reime verwendet hast, ich tat das in der letzten Strophe (es waren insgesamt vier) ebenfalls - ich wusste damals einfach nicht, was den "Charakter" dieser antiken Strophenform ausmacht. Heute jedoch würde ich gin zustimmen. Die alkäische Ode wird nicht wirklich "gesungen", sondern erfordert eine Art "Sprechgesang", damit hat er recht. Der Charakter der alkäischen Ode entfaltet sich beim Vortragen, und da üben gerade die fehlenden Endreime eine besondere Wirkung aus und "unterstreichen" den Pathos, der zu dieser Form gewissermaßen "dazugehört" (zu beachten sind in dieser Hinsicht bei den unten angeführten Beispielen auch die Enjambements). Wenn man dann noch z. B. im stark betonten Vortrag bei Zäsuren bzw. Satzzeichen "dramatische Pausen" macht, erhöht sich die "Wirkung" auf die Zuhörer. Ich meine das nicht als Kritik, nein. Es ist nur so, dass ich seither schon dazugelernt habe. Und bin heute der Ansicht, dass bei dieser Odenform nicht auf Interpunktion verzichtet werden sollte - auch sie ist ein "dramaturgisches Element". Wobei ich aber auch sage, dass die Zäsuren nicht unbedingt als "eherne Gesetze" angesehen werden müssen, denn Hölderlin schrieb fantastische Oden, bei denen er sich, die Zäsuren betreffend, durchaus seine Freiheiten nahm: DIE GÖTTER Du stiller Aether! immer bewahrst du schön ..Die Seele mir im Schmerz, und es adelt sich ....Zur Tapferkeit vor deinen Strahlen, ......Helios! oft die empörte Brust mir. Ihr guten Götter! arm ist, wer euch nicht kennt, ..Im rohen Busen ruhet der Zwist ihm nie, ....Und Nacht ist ihm die Welt und keine ......Freude gedeihet und kein Gesang ihm. Nur ihr, mit eurer ewigen Jugend, nährt ..In Herzen die euch lieben, den Kindersinn, ....Und laßt in Sorgen und in Irren ......Nimmer den Genius sich vertrauern. An die Parzen Nur Einen Sommer gönnt, ihr Gewaltigen! ..Und einen Herbst zu reifem Gesange mir, ....Daß williger mein Herz, vom süßen ......Spiele gesättiget, dann mir sterbe. Die Seele, der im Leben ihr göttlich Recht ..Nicht ward, sie ruht auch drunten im Orkus nicht; ....Doch ist mir einst das Heil'ge, das am ......Herzen mir liegt, das Gedicht, gelungen, Willkommen dann, o Stille der Schattenwelt! ..Zufrieden bin ich, wenn auch mein Saitenspiel ....Mich nicht hinab geleitet; Einmal ......Lebt ich, wie Götter, und mehr bedarfs nicht. (Allerdings ist etwas, im Unterschied zu ginTons Beispiel, deutlich erkennbar: Hölderlin setzt innerhalb eines Verses keinen Punkt, die Ausrufezeichen sind da etwas anderes. Auch in seiner Ode "Abschied" macht er nur eine einzige - gewollte - Ausnahme.) "Abschied", besitzt 9 Strophen. Es handelt sich hier lediglich um eine Strophenform, und es steht dem Dichter frei, selbst über die "Länge" der Ode zu entscheiden. (Von daher halte ich meinen damaligen Versuch für überhaupt nicht gelungen, es fehlte der "richtige" Pathos und auch die letzte Strophe hätte ich nicht reimen dürfen. Aber jedes Experiment ist eine gute Übung, sie schult das "Sprachgefühl" und erweitert den "Gedichte-Horizont". Und das ist ja immer eine positive Sache! ) Ich spreche dir aber die Empfehlung aus: Versuche es mal, denn das "Sprachmoment" für eine richtige Ode, das hast du. Dort liegt nämlich gerade mein Schwachpunkt, bei dir dagegen eine deiner Stärken. (Von der ich mir gelegentlich gerne eine Scheibe abschneiden würde, das gebe ich offen zu! ) Gerne gelesen und kommentiert. Liebe Grüße Stimme
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17.01.2012, 17:21 | #7 | |
Erfahrener Eiland-Dichter
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hallo chavi, hallo stimme..
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17.01.2012, 18:36 | #8 | ||||||||
ADäquat
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Hallo ihr Lieben,
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17.01.2012, 21:42 | #9 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Liebe Chavali,
leider habe ich nicht so viel Zeit, deswegen hinkt der Beitrag etwas hinterher. Das 'zu klein' bezog sich auf den Inhalt, die von Stimme der Zeit angeführten Hölderlin-Beispiele zeigen es besser und treffender als mein Shelley-Beispiel, dass die Oden-Form immer ein großes Thema zum Inhalt braucht - eine Ausnahme wäre vielleicht ihr ironischer Gebrauch (aber ob man das der Ode das tun muss?). Ob gesungen oder nur Sprechgesang ist meiner Meinung nach unerheblich, der wesentliche Punkt ist das dadurch geprägte ebenmäßige Metrum, welches sich vom normalen Sprechen oder Deklamieren unterscheidet. Deswegen ist die Phrasierung schwierig, weswegen ich den Wert, den Stimme der Zeit auf die Zäsuren legt, verstehe, aber immer noch meine, dass Reime dabei hilfreich sein können. Ich wünsche dir und mir viel Vergnügen bei weiteren Oden-Experimenten. Liebe Grüße Thomas |
18.01.2012, 18:39 | #10 | |
ADäquat
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