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Alt 01.11.2009, 12:29   #1
Chavali
ADäquat
 
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Standard Entliebung oder der Anfang vom Ende



Mach das Licht aus! brüllte er mir von weitem zu.
Ich hatte die Hoflampe angezündet, die weit übers Feld strahlte.
Ich erschrak, denn die Stimme kam ganz unvermittelt aus der Dunkelheit auf mich zu.
Das Kind in mir - ich war knapp im dritten Monat - ob es meinen Schrecken schon mitbekam?
Dieser Mann machte mich noch wahnsinnig.
Diese Alleingänge!
Konnte er sich nicht denken, dass ich mir Sorgen um ihn, um uns, machte?
Er kam näher und schimpfte weiter. Ich war wie vor den Kopf geschlagen.
Dachte er nicht an das Kind, an sein Kind?
Soviel Rücksichtslosigkeit hatte ich ihm nicht zugetraut und ich war maßlos enttäuscht.
Was hatte er da draußen am Waldrand gesucht und was hatte sein bester Kumpel damit zu tun, der hinter ihm auftauchte?
Das konnten doch nur krumme Geschäfte sein.
Aber diese Kälte, mit der er mich anschaute!

Stumm drehte ich mich um und ging ins Haus zurück.
Mitternacht war lang vorbei.
Lass das Kind abtreiben, sagte er.
Wenn du es nicht tust, fahre ich wieder mit Uwe ans Schwarze Meer.

Im August fuhr ich zu meinen Eltern.






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Geändert von Chavali (03.11.2009 um 06:54 Uhr)
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Alt 03.11.2009, 06:43   #2
Pedro
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Standard

Morgen Chavali,

du schilderst eine Momentaufnahme einer Beziehung.
Eine schwangere Frau fürchtet, dass die Stimme ihres Ehemannes / Lebenspartners, ihr Ungeborenes erschrecken könnte.

Sein Verhalten überrascht sie:

Zitat:
Soviel Rücksichtslosigkeit hatte ich ihm nicht zugetraut und ich war maßlos enttäuscht.
Zitat:
Aber diese Kälte, mit der er mich anschaute!
Zitat:
Diese Alleingänge!
Zitat:
Das konnten doch nur krumme Geschäfte sein.
Zitat:
Lass das Kind abtreiben, sagte er.
Es scheint, dass sie ihn erst jetzt wirklich erkennt.

Die Beziehung besteht doch schon längere Zeit, ich verstehe nicht ganz, dass sie über sein Verhalten so überrascht ist, da ist doch schon vorher Einiges passiert.

Die Kälte in seinen Augen sieht sie nun zum ersten Mal, das betonst du, erwähnst es zwei Mal.
Hat der Mann sich verändert?


Zitat:
Im August fuhr ich zu meinen Eltern. Allein.
- "allein" könntest du streichen

In deinem kurzen Text steckt viel. Es scheint, dass es "Momente" gibt, in denen plötzlich alles hervor kommt, was bisher verdrängt wurde.

Gruß

Pedro
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>Die Kritiker nehmen eine Kartoffel, schneiden sie zurecht, bis sie die Form einer Birne hat, dann beißen sie hinein und sagen: „Schmeckt gar nicht wie Birne.“< (Max Frisch)
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Alt 03.11.2009, 09:51   #3
Leier
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Liebe Chavali,


diese Kurzgeschichte hat alles, was ich an einer KG liebe:
Kürze. Knappheit. Spannung und einen clou, der mehr sagt als tausend Worte.
Der Vorschlag, das "allein" zu streichen, war sehr gut.
Kompliment!

Lieben Gruß
von
cyparis
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Alt 03.11.2009, 10:12   #4
Chavali
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Lieber Pedro,
Zitat:
"allein" könntest du streichen
Das hab ich gemacht. Jetzt verrat ich dir was: Ich hatte erst einen anderen Schluss, der lautete: Ich entschied mich, das Kind zu behalten.
Aber dann dachte ich, dass das zu offensichtlich sei. Was meinst du dazu?
Zitat:
Hat der Mann sich verändert?
Nein, SIE hatte wohl vor lauter Verliebtheit ein Brett vor dem Kopf.
Zitat:
In deinem kurzen Text steckt viel. Es scheint, dass es "Momente" gibt, in denen plötzlich alles hervor kommt, was bisher verdrängt wurde.
Genauso ist es und genau das wollte ich damit sagen.
Danke dir!

Liebe cypi,
Zitat:
diese Kurzgeschichte hat alles, was ich an einer KG liebe:
Kürze. Knappheit. Spannung und einen clou, der mehr sagt als tausend Worte.
[...]
Kompliment!
Dein Lob gefällt mir so gut, dass ich es mir hier nochmal kopiert habe. Ich freu mich sehr und danke dir!


Liebe Grüße,
Chavali
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Alt 03.11.2009, 13:21   #5
Pedro
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Hallo Chavali,

Zitat:
Ich hatte erst einen anderen Schluss, der lautete: Ich entschied mich, das Kind zu behalten.
- denke nicht, dass dies ein gelungener Schluss wäre.

Gruß

Pedro
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>Die Kritiker nehmen eine Kartoffel, schneiden sie zurecht, bis sie die Form einer Birne hat, dann beißen sie hinein und sagen: „Schmeckt gar nicht wie Birne.“< (Max Frisch)
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Alt 03.11.2009, 14:52   #6
Chavali
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Hallo Pedro,
Zitat:
denke nicht, dass dies ein gelungener Schluss wäre.
Dann bin ich ja froh, dass ich mich für den andern Schluss entschieden habe.
Danke für dein nochmaliges Reinschauen

Liebe Grüße,
Chavali
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Alt 04.11.2009, 19:33   #7
Motti
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Zitat:
Zitat von Chavali Beitrag anzeigen

Wenn du es nicht tust, fahre ich wieder mit Uwe ans Schwarze Meer.

Im August fuhr ich zu meinen Eltern.
Diese 2 Sätze verstehe ich nicht so ganz.

Deine Geschichte ist gut geworden.
Ich habe das Gefühl, "Der alte Herr" sollte mal was hinter die Ohren bekommen, ums nett zu sagen.
Einfach traurig, dass es sowas gibt...
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Ganz liebe Grüße,
die Motti.
Motti ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.11.2009, 21:13   #8
Chavali
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Hallo Motti,

Zitat:
Diese 2 Sätze verstehe ich nicht so ganz.
sind die beiden Sätze wirklich nicht zu verstehen?
Das ist eine Drohung oder Erpressung:
Wenn du das Kind nicht abtreibst, verlasse ich dich.
Und dass dann das LyrI zu den Eltern fuhr war das Ende der Beziehung.

Hab Dank für dein Interesse und das Lob, hab mich sehr gefreut.

Lieben Gruß,
Chavali
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Alt 04.11.2009, 21:15   #9
Motti
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Achsooooo. *lichtaufgeh*
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Ganz liebe Grüße,
die Motti.
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Alt 05.11.2009, 14:06   #10
Chavali
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Zitat:
Zitat von Motti Beitrag anzeigen
Achsooooo. *lichtaufgeh*

...freut mich, dass meine Erklärung dazu beigetragen hat

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