09.11.2009, 09:36 | #1 |
TENEBRAE
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Morgenlied (in memoriam RMR)
Ein Dunkel hält uns sanft geborgen,
der Morgen scheint so ferne noch. Ich fasse zweifelnd in die Kühle und fühle dort die Frühe doch. Ich halte dich mit bangen Armen Erbarmen heischend an mir fest, wohl wissend, dass dein Fortverlangen mit Bangen sich nicht wenden lässt. Im fernen Ost besäumt ein Glühen das Mühen schon der Nacht um Zeit. An blauen Morgenmolen sterben die Scherben meiner Seligkeit.
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (09.11.2009 um 13:27 Uhr) |
09.11.2009, 09:46 | #2 |
gesperrte Senorissima
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Vorab:
Ein schöneres Morgenlied hätte ER, der so schwer sterben mußte, nicht bekommen können! Später mehr. Weinend: cyparis hier und jetzt: Mein Klagelied. Uralt. -------------------------------------------------------------------------------- Der müde Blick, der sich aus Deinem Innern quält, er tut so weh. Und, von Apoll gewählt, senkt sich Dein Mund in bittrem Leiden. Da Dich von uns Gemeinen alle Höhen scheiden und Tagespfade Dich nicht trennen von Tiefen, die wir, a l l z u k l e i n, nicht kennen, wardst Du uns, die wir Staub nur sind, zum Fürsten. Wir, die nach Schönheit brennend dürsten, vergehn in Deiner Worte Firmament, weil Glut, von D i r gebracht, den Puls verbrennt: wir stehn gebannt in innrer Stille. So zwang sich Dir Apolls gestrenger Wille: In eines Dichters ird'sche Hülle floß er, daß sich sein Lied erfülle. ............... Geändert von Leier (09.11.2009 um 10:46 Uhr) |
09.11.2009, 10:58 | #3 |
TENEBRAE
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Hi, cypi!
Wunderschön, deine Hommage an den Vergötterten! Sicherlich eines der stimmigsten und rundesten Werke, die ich je von dir lesen durfte! Da weiß selbst ich nichts zu bemäkeln! Auch über diesen Beitrag hätte er sich überaus gefreut, er, der sein Schaffen selbst stets als "bescheidenes Ringen" sah. LG, eKy PS: Habe 1. und 3. Strophe noch nachkorrigiert. Ich hoffe, die Änderungen gefallen dir ebenso.
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (09.11.2009 um 13:30 Uhr) |
09.11.2009, 17:03 | #4 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo Erich
Deine Morgenhymne scheint zugleich ein Abschiedslied zu sein. Das Lyrische Ich hält noch an der vielleicht gemeinsamen Nacht mit der geliebten Person fest, während der Tag schon das Ende dieser Seligkeit einläutet. Seltsam, oder, dass Romantik auch fast immer etwas mit Seufzern, Melancholie und Trauer zu tun hat? Dies zeugt deshalb von der Differenz zwischen Wunsch und Ist, ein Konflikt in der Seele, dem Empfinden, und somit von dem Festhalten bzw. Nichtloslassen des Ichs. Aber genau diese Art von Pathos, so scheint mir, hat auch RMR zu poetischer Magie gewandelt. Was ich meine: Ein Dunkel..., zweifelnd..., bangen Armen..., Erbarmen heischend..., sterben..., Scherben meiner Seligkeit... könnten dazu interpretiert werden, dass Romantik und Liebe mit Schmerzen und Ängsten zu tun hat. Liebeskummer, ja, das schon. Aber Liebe ansich? In diesem Sinne, auch weil vor allem das Gedicht von cyparis irgendwie in das selbe Horn stößt, sehe ich die klassische Romantik als sehr wehmütig (auch da steckt "weh" drin). Wenn ich mich frage, was der Dichter damit transportieren möchte, komme ich, subjektiv gesehen natürlich, nicht umhin, als Antwort: um Mitgefühl heischend zu geben. Oder, um den Leser um ein Aufgreifen der vermittelten Emotionen zu ersuchen. Und dies ist durchaus Romantik zu nennen. Wenngleich ich solcherart Poesie als Jugendlicher eher als traurig machend empfand. Und da ich ein sentimentaler Bursche war, litt ich regelrecht mit den lyrischen Personen mit. Nur, dass sich aufgrund "Die Leiden des jungen W." tatsächlich Jungs das Leben nahmen, konnte ich nicht verstehen; mein Bestreben war und ist, Lebensenergie zu tanken, nicht Todessehnen, anyway. Aber - vielleicht ist doch nichts schöner, als ein Klagelied, wer weiß. Ob Apoll das auch als Anliegen hat(te)? So lese ich dein schönes Gedicht fast polasierend zum Titel; der ja Hoffnung, neuer Beginn, vermittelt zum sehr, sehr melancholischen Inhalt, wie ich meine. @Cyparis Ich bin mit Erich einer Meinung, dass dein Gedicht eines der Schöneren ist von allen, die ich von dir kenne. Blaugold Blaugold |
10.11.2009, 08:33 | #5 |
TENEBRAE
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Hi, blaugold!
Mitleid heischend? Mitnichten, zumindest nicht als bewußte Intention. Was zu solchen Texten bewegt? Sinn für die Schönheit der Sprache, ein Mitteilungsbedürfnis darin bezüglich des Abschiedsschmerzes, der Wehmut darüber, dass nichts auf dieser Welt von Dauer ist, aber auch die abgeklärte Weisheit, die sich damit abfindet und damit zurechtkommt. Die Melancholie verleiht dem Werk Tiefgang, die Ruhe und Kontemplation über das zu bewältigende Leid stellt, auch wenn die Träne im Augenwinkel immer etwas mitschwingt. Aber wehleidig? Nur wenn man böswillig niedere Motive unterstellen möchte...(Was ich DIR natürlich damit keineswegs unterstellen will...) LG ,eKy
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10.11.2009, 23:45 | #6 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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hallo erich kykal,,
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© Bilder by ginton Ich fühle, also bin ich! Alles, was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form. (Hopi) nichts bleibt, nichts ist abgeschlossen und nichts ist perfekt... (Wabi-Sabi)
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11.11.2009, 08:51 | #7 |
TENEBRAE
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Hi, basse!
Dass dir das Reimschema aufgefallen ist, freut mich sehr! Deine Version der 1. Zeile der letzten Str. ist auch sehr weich und lyrisch - letztlich Geschmacksache. Ich habe aber bewußt die etwas antiquiertere Form gewählt, weil ich mich dem Vorbild, der es mal in einem Gedicht ähnlich formulierte, dadurch stärker annähern wollte. Vielen Dank für deinen kompetenten und freundlichen Beitrag! LG, eKy
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11.11.2009, 18:35 | #8 |
Lyrische Träumerin
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Lieber Erich.
Den Gedicht gefällt mir ganz großartig. Dein Reimschema..hat das einen Namen? Ist vielleicht eine sonderbare Frage, aber es ist so interessant, das ich mich auch gerne daran versuchen möchte. Ich möchte einfach noch einmal die erste Strophe zitieren: Ein Dunkel hält uns sanft geborgen, der Morgen scheint so ferne noch. Ich fasse zweifelnd in die Kühle und fühle dort die Frühe doch. Wieso, fällt mir sowas nie ein? Ich bewundere dich! Dein Gedicht ist Klasse. Darf ich nochmal nach dem Reimschema fragen? Liebe Grüße an dich Lena Niemals wird Sehnsucht ewig schweigen ein Reigen bleibt dir wie ein Dorn. Verlässlich kannst du darauf warten schau nie zurück, schau nur nach vorn. @ Cyparis Ich liebe deiner Worte Kraft!
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~ Mit lieben Gedanken ~ ©auf alle meine Werke ............ Marion Baccarra
Geändert von Lena (11.11.2009 um 18:39 Uhr) |
12.11.2009, 09:28 | #9 |
TENEBRAE
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Hi, Lena!
Vielen Dank für dein Lob! Dieses Schema ist, wie das meiste meiner "Dichtung", intuitiv, zufällig entstanden: Eine ausgebaute Zufälligkeit, die ich zu einem System erhoben habe, nachdem sie mir aufgefallen war. Ob's einen Namen dafür gibt? Keine Ahnung! Man könnte es so verdeutlichen: A/aB/C/cB Du hast es in den ersten beiden Zeilen richtig hinbekommen, in der letzten Zeile allerdings fehlt dir der Reim auf "warten" am Zeilenanfang! LG, eKy
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12.11.2009, 10:53 | #10 |
Lyrische Träumerin
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Lieber Erich.
Da ich nocheinmal auf das Thema Reim komme ist es hoffentlich auch kein Spam, Den Fehler habe ich erst bemerkt, als du ihn mir zeigtest. Ein dummer Fehler von mir. Dein zufällig entstandenes gefällt mir sehr kommt man doch aus den Wiederholungen des Endreimes heraus. Nochmal gelesen, und immer noch für wunderschön empfunden. Lena Danke für deine Aufklärung.
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