13.12.2016, 10:17 | #1 |
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Auf dem Felde
Auf dem Felde Der Engel kündet Frieden, das Christkind spricht vom Schwert, dass Väter gegen Söhne sind und Streit in den Familien ist. So sieht's doch aus hienieden, ein wahres Wort hat Wert, warum soll ich mich stellen blind, wenn Wunsch die Wirklichkeit vermisst? Zur Zeit der Waffenruhe hab ich genug mit mir zu tun, da Einiges gegen mich spricht auf Klägerseite im Jüngsten Gericht. Ich nicht beachten tue den Splitter, den ich sehe nun in meines Bruders Augenlicht, derweil in dem meinen ein Balken sticht. Bück mich nach keinem Stein, nur um ihn wieder wegzuwerfen, der ich ebenso gut könnt sein an der Stelle der Sünderin. Irgendwann war ich klein, konnte nicht Wortes Klinge schärfen, um zu dreschen damit hinein, weil ich Streiter der Wahrheit bin. Habe es längst schon begriffen, zeichne nur Zeichen in den Sand mit meinem Finger ohne Eile, die morgen vom Wind sind verweht. Vor langem schon drauf gepfiffen hab ich mit dem Rücken zur Wand, ob Schelte dafür es gibt oder Keile, weil selben Weg alles Leben geht. 13.12.16 Geändert von Wodziwob (13.12.2016 um 11:40 Uhr) Grund: Korrektur |
15.12.2016, 17:20 | #2 |
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Hallo Wozi,
Finde ich gut. Zum einen weil mir die wechselnde Stimmungslage und der Gedanke von Einsicht des Erzählenden gefällt. Einsicht darin, dass er auch Fehler hat. Auch finde ich Bissigkeit gepaart mit Liebevollem. Besonders die letzte S. beinhaltet das. Es ist schwer für mich dieses Gedicht zu lesen, weil du manchmal den Sinn zum Reimende hindrehst, ich glaube du weißt das, und ich glaube auch dass du das Dichten liebst, und du gerne eine Botschaft vermitteln möchtest. Es wäre für den Leser noch schöner, wenn du dir einen Satz denkst, und das Wort was zuletzt kling: Das ist der Endreim. Dann ist der Satz gerade, so mache ich es zumindest. Und wenn ich das Reimende im Kopf habe, suche ich den nächsten Reim, und dann versuche ich meinen Sinn hineinzupacken. Ich hoffe ich Klugscheissere nicht zu doll. Bei mir verrutschst manchmal auch. Ich denke mir, dass du einen Dialekt hast, und der dir manchmal in die Quere kommt. Nicht destotrotz, ich weiß nicht, ob ich dein Gedicht zu sehr zu meinem Sinn verdreht habe. Hier habe ich mich mit deinem Gedicht beschäftigt: Ich habe versucht die Endreime zu behalten. Mir ist keine durchgehende Metrik gelungen, aber ich vermute mal, die ist dir auch nicht so wichtig. Auf dem Felde Die Engelschar verkündet Frieden auch Weihnachten gibt es ein Schwert dass Väter gegen Söhne sind und Streiten in Familien so siehts doch aus hienieden ich stelle mich nicht blind und wünsche - doch die Wirklichkeit vermisst Zur Zeit der Waffenruhe hab ich genug mit mir zu tun, da Einiges gegen mich spricht auf Klägerseite im Jüngsten Gericht. Ich nicht beachten tue den Splitter, den ich sehe nun in meines Bruders Augenlicht, derweil in dem meinen ein Balken sticht. Bück mich nach keinem Stein, um ihn dann wieder wegzuwerfen, ich könnte es ja sein an Stelle dieser Sünderin. denn Irgendwann war ich auch klein, und konnte nicht der Worte Klinge schärfen, ich dreschte immer Mitten drein weil ich ein Streiter von der Wahrheit bin. Nun hab ich es schon längst begriffen und male Zeichen in den Sand mit meinem Finger ohne Eile, und morgens sind sie stets verweht - vor Langem schon darauf gepfiffen ich steh mit meinem Rücken zu der Wand ob es die Schelte oder Keile gibt - weil alles Leben eine Straße geht. Vorweihnachtliche Grüße sy |
15.12.2016, 23:00 | #3 |
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Hallo Sy,
Du wirst lachen, aber das mit dem Wort für das Reimende, vor das ich dann einen Satz zu bilden versuche, gehört auch zu einem meiner "Tricks". Bei diesem Gedicht hingegen habe ich offen gestanden die Metrik und Silbenzahl eher am Rand beachtet und auch das Reim Maß ständig gewechselt, beim Lesen kommt man deshalb öfter ins Stocken, weil es hin und her geht vom Geraden ins Ungerade und umgekehrt und die Sätze den Leser zum Teil regelrecht zum Purzeln bringen... Laut vorgelesen lässt sich dieser hüpfende Rhythmus mittels Betonung leicht beheben, Ecken und Kanten werden rund, hab ich versucht, klang sogar flüssig - es ist also sozusagen ein Reim für den Vortrag und weniger für den imaginären Gedichtband. Deine Überarbeitung ist an den entsprechenden Stellen gut verbessert und sehr viel schöner zu lesen. Der Sinn dessen, was ich sagen wollte, wird in der dritten Strophe dadurch ein etwas anderer, was ich aber durchaus interessant finde. Mir ging es um die Schlagkraft des Wortes, die ich in meiner frühkindlichen Plapperphase erst erlernen musste, hätte ich sie damals schon beherrscht, wär's vermutlich nichts anderes gewesen in Anbetracht mancher zornigen Erinnerung. Und in der letzten nehme ich genau dieser die Schwere der Bedeutung, weil es eben doch nur Worte sind, unbedeutende angesichts meiner und der allgemeinen Vergänglichkeit. Der Hauptgrund, weshalb ich kein Blatt vor den Mund nehme, ich sage einfach, was ich denke, ob's gefällt oder nicht. Auch weil mein bloßes Wort sowieso nichts ändern kann, was sich nicht ändern lässt oder will. Oder auch muss. Genug geplappert. Danke für Deine Version. Gefällt mir! Liebe Grüße aus der Winternacht ohne Winter Wozi |
17.12.2016, 08:05 | #4 |
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Lieber Wodziwob, ich bin der Meinung, dass Syranie da völlig recht hat. Du schreibst ein Gedicht, in dem es metrisch drunter und drüber geht, und redest dich heraus, dass es ein Gedicht zum Vortrag und nicht zum Lesen sei. Das ist ein alter Trick, denn mit einem geschickten Vortrag kann man jede Schwäche eines Gedichtes überspielen, aber das ist ein Taschenspielertrick. So sollte man an ein Gedicht nicht herangehen. Aber wer Ohren hat, zu hören, und ein gewisses Rhythmusgefühl, wird jeden Holperer bemerken. Kann dich das als Verfasser befriedigen?
Etwas ganz anderes ist es doch, wenn du ein unregelmäßiges Metrum einsetzt, das aber das vorherrschende Metrum ganz klar erkennen lässt. Das aber ist hier nicht der Fall. Angelika |
17.12.2016, 10:19 | #5 |
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Manchmal, liebe Angelika,
nehme ich mir einfach die Freiheit zu solchen "Experimenten". Schon allein wenn man bedenkt, was man mit musikalischer Untermalung alles machen kann mit einem Text, der sich nur beiläufig um Metrik und dergleichen kümmert... aber es muss Dir ja nicht gefallen. Mich als Verfasser stört es jedenfalls nicht, wenn's auch mal ein wenig holpert. Auch nicht bei anderen Dichtern, und das ist für mich entscheidend. Wäre dem nicht so, dann wär's happig, aber so... Rausreden? Mitnichten. Hab's ja ausprobiert. Hat gepasst. Ich selber bin sowieso eher der Meinung, dass die Leute viel mehr Mut haben sollten, unbefangen drauf los zu reimen und sich nicht übermäßig mit dem herumzuplagen, was so im allgemeinen unter Dichtkunst zu verstehen ist. Aber das ist natürlich nur die meine, ich mach bestimmt keine neue Stilrichtung draus. Außerdem kann ich mit Kritik nicht nur umgehen, ich nehme sie gerne und dankbar an. Eben weil ich "locker" dichte, ist hilfreiche Kritik Teile meiner Inspiration, und wenn ich mein Original unverändert stehen lasse, tu ich das nicht aus Missachtung derselben, sondern damit man auch sehen kann, welche Verbesserungen vorgenommen wurden und wo. Sonst hat's für Interessierte doch gar keinen Sinn. Liebe Grüße Wodziwob |
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