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Alt 08.02.2012, 20:48   #1
wolo von thurland
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Beiträge: n/a
Standard chongqing

manches mahnt an zeiten, wo die stadt
fröhlich sich im dollarscheine sonnte,
als ein jeder hier noch englisch konnte
und sich mancher schwer bereichert hat.

„ganbei“ hiess es, "sha" war oft gemeint,
dinnerplatten drehten auf dem kreisel,
einer nahm den staatschef gar als geisel,
brüder wechselten von freund zu feind.

auf den feldern faulte längst die frucht,
in den dörfern fehlte holz für särge,
bauern flohen in die kahlen berge,
partisanen, frei statt unterjocht.

jazzclubs holten sich die neuste band,
niemand hörte auf den nahen donner,
doch man tanzte nur noch diesen sommer,
danach ging die party schnell zu end.

schaukelnd hängt die gondel überm fluss
an den alten, zweifelhaften seilen,
voller rost und voller alter beulen,
auf der neuen brücke fährt ein bus.
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Alt 08.02.2012, 21:19   #2
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.001
Standard

Hallo wolo,

du beschreibst das Leben (oder das ehemalige) in der größten Stadt der Welt, wie es früher war,
als noch eine Art Anarchie herrschte, weil die Stadt lange schwer regierbar war.
Es gab Arme und Reiche, wie überall auf der Welt, aber hier war die Schere besonders groß.
Beeinflusst vom Westen blühte die glitzernde Welt, während das verarmte Volk am Hungertuche nagte.

Ich finde, du hast das in beeindruckender Form dargestellt.
Dein Text zeichnet einen historischen Ausriss aus dem Leben eines Teiles der Menschen in diesem Landstrich.
Die letzte Strophe beschreibt die gegesätzlichen Zustände am intensivsten:
Zitat:
schaukelnd hängt die gondel überm fluss
an den alten, zweifelhaften seilen,
voller rost und voller alter beulen,
auf der neuen brücke fährt ein bus.
Gruß,
Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 24.10.2014, 09:48   #3
wolo von thurland
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

hallo chavali

danke für deinen kommentar.
gerne hätte ich den aspekt, dass das alte im neuen rostig zwar, aber immer noch weiter am Seil hängt und funktioniert wie eh, stätker hineingebracht.

und auch den eindruck einer ziemlich verrückten stadt nachlebsamer vermittelt.

aber das innehalten und die gegenwart im licht der vergangenheit betrachten ist offenbar bis zu dir durchgedrungen.

gruss
wolo
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