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Alt 14.09.2019, 12:56   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard Der Eremit (Doppelsonett)

Im tiefsten Walde vor der alten Klause
sitzt stumm der Eremit, und keine Frage,
ob ihm sein stilles Leben noch behage,
ob ihm vor seiner Einsamkeit schon grause,

behindert sein Verströmen in die Dinge,
die ihm Vertraute seit den Jahren waren,
da er noch strebte, jung und unerfahren,
und arglos lief in jede blanke Klinge.

An einer harten Welt zu früh gescheitert,
hat er ins Unbelebte sich erweitert
und pflanzt sein Überleben in den Schatten

der hohen Bäume, die ihn überragen,
und alle fernen Weltgeräusche tragen
ihm Träume zu, die immer andre hatten.


Zuweilen schlendert er wie ohne Achten
auf alles rundumher durch seine Kreise,
als wüsste er bei sich auf diese Weise
von Dingen, die sein Weilen größer machten

als ihn und alles, was sein Leben lernte,
damit er weiter sein kann, was ihn heiligt:
Der weise Abgetrennte, unbeteiligt
am Lauf der Welt, von dem er sich entfernte.

Nur wenn er nachts das Ofenfeuer schürt,
geschieht es manchmal, dass ihn doch berührt,
was er vielleicht von alledem versäumte,

wenn ihn ein Zweifel in Versuchung führt,
und auferstandne Angst die Kehle schnürt,
weil doch noch sein will, was er selbst erträumte.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (15.09.2019 um 22:14 Uhr)
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Alt 14.09.2019, 20:12   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi TD!

Dafür brauchst du dich nicht noch einmal extra zu bedanken - ich bin Lehrer, das liegt ohnehin in meinem Aufgabenbereich - auch wenn ich kein Deutschlehrer bin (dafür wär ich überqualifiziert ) ...

Danke für deine Lobesworte! Das 2. Sonett ist wegen der zum Ende hin unregelmäßig auftretenden männlichen Kadenzen (= betonte letzte Silbe) nicht perfekt ausgewogen, aber ich hoffe dies durch den Inhaltswert zu kompensieren.

Männliche Kadenzen wären in einem streng klassischen Sonett ohnehin verboten, zum Glück sieht man das heutzutage nicht mehr so eng. Aber ein Wechsel mit weiblichen im gleichen Sonett sollte zumindest mit Regelmaß erfolgen, so zumindest meine persönliche Ansicht - die ich hier unterlaufen habe.

Bin selbst also nicht gänzlich zufrieden mit der Arbeit von dieser Seite her, mit allem anderen schon.

LG, eKy
__________________
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