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Auf der Suche nach Spiritualität Religion und Mythen

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Alt 04.04.2012, 13:04   #1
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Thomas
 
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
Standard Fürbitte an Orpheus

Fürbitte an Orpheus

Orpheus, du götterbetörender Sänger,
Sänger, der Alles mit spirituellen
Wellen erhebt zu den kosmischen Quellen,
gib, das Gefühle und Denken nicht länger
mir am Gestade der Sprache zerschellen!

Orpheus, sei Regen auf trockenen Zweigen,
Regen auf Lippen, lass Knospen entspringen,
lass meine Zunge Begeisterung singen!
Lass mich durch freien, gemessenen Reigen
Freiheit in alle Erscheinungen bringen.

Orpheus, erzeuge mir singende Sonnen!
Sonnen der Liebe, die alles durchstrahlen,
Sonnen, die Sorgen und irdische Qualen
strahlend zerbleichen, und himmlische Wonnen
mir an die irdische Kerkerwand malen.

Geändert von Thomas (05.06.2012 um 14:52 Uhr)
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Alt 04.04.2012, 21:05   #2
Trommler
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

Hallo Thomas!

Ein wahrhaft orpheusischer Gesang. Gar trefflich hast du die Lyra gezupft und einen für mich beeindruckenden metrischen Gesang abgeliefert.
Besonders das Stilmittel "Repetitio" ist mir aufgefallen und verleiht dem Gedicht diese eindringliche und fast schwärmerische Note. Du wiederholst einzelne Satzglieder - "Sänger/Regen/Sonnen" - wobei die Aussage verstärkt und die Eindringlichkeit gesteigert wird.

Zitat:
Hilf mir in freiem, gemessenem Reigen,
Freiheit in alle Erscheinung zu bringen.
Diese Bitte an die übergeordnete Kraft des Geistes im Menschen, so möchte Ich es nennen, spiegelt für mich die wahre Suche nach Spiritualität wider und läßt mich demütig erkennen, dass Sprache ein wichtiges, aber letztlich wohl beschränktes Mittel der Sinnsuche im Kerker unserer Welt der Erscheinungen ist.
Zitat:
gib, das Gefühle und Denken nicht länger
mir am Gestade der Sprache zerschellen!
Gerne gelesen!

LG
Trommler
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Alt 05.04.2012, 19:59   #3
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Thomas
 
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Beiträge: 3.375
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Hallo Trommler,

vielen Dank für den einfühlsamen Kommentar. Ich fühle mich richtig verstanden. Das Gedicht ist etwas unzeitgemäß, aber für mich sehr wichtig. Es ist eine ernste Fürbitte, um dem in meinem LyrikChat gesteckten Anspruch irgendwie nur annähernd gerecht zu werden.

Viele Grüße
Thomas
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Alt 05.04.2012, 22:19   #4
Dana
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Beiträge: 5.637
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Hallo Thomas,

eine innige und lyrisch euphorische Fürbitte - die bei Erfüllung ganz bestimmt
zu kosmischen Quellen, zur Freiheit und Liebesleuchten geleiten würde.
Die irdische Kerkerwand würde überstrahlt von himmlischen Wonnen.

Nicht ein bisschen "unzeitgemäß". Menschen, die heute nur annähernd wie
Orpheus singen, begeistern doch nicht weniger.(Ich denke hier an Pavarotti)

Nur hier:

Zitat:
Zitat von Thomas
Orpheus, erzeuge mir singende Sonnen!
Sonnen der Liebe, die alles durchstrahlen,
Sonnen, die Sorgen und irdische Qualen
strahlend zerbleichen, und himmlische Wonnen
mir an die irdische Kerkerwand malen.
Zerbleichen will mir nicht so ganz in die singende Fürbitte passen. (Evtl. meldet sich hier die Hausfrau in mir, die nur das Bleichen kennt.)

- strahlend mir bleichen, und himmlische Wonnen
mir an die irdische Kerkerwand malen. -


Die Wiederholungen: Sänger, Regen, Sonnen machen das schöne Werk liedklingend.

Gern gelesen.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 07.04.2012, 17:33   #5
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Thomas
 
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
Standard

Liebe Dana,

danke für den positiven Kommentar. Das Wort `zerbleichen' ist zugegeben etwas ungewöhnlich, aber dein Vorschlag ist mir etwas zu sanft. Ich möchte doch eine sehr starke, das schlimme vernichtende Kraft zum Ausdruck bringen, und hätte das gerne damit verbunden, dass die Sonne (z.B. beim Bleichen der Wäsche) Dinge wieder in jungfräulichem Weiß erstahlen lassen kann (wenn nicht gerade die Gänse über die Wäsche gelaufen sind). Ich verstehe deinen Einwand, mir kommt das Wort ja auch grenzwertig vor, und wenn die Sprache der Fürbitte der natürlichen Sprechweise näher wäre als sie es ist, ginge es überhaupt nicht.

Liebe Grüße
Thomas
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