05.01.2013, 02:37 | #1 |
TENEBRAE
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Erinnern
Wo Zungen der Nacht dich am zärtlichsten quälen,
reift jene Frucht, die du in dir versteckst, du pflückst sie benommen und möchtest sie schälen wie früher - egal, ob du daran verreckst. Wo Schatten dich geißeln mit klebrigen Falten, die dich mit stöhnender Lust überziehn, flüstert Erinnern von heißen Gewalten - Orgasmus, der ewig und schwerelos schien. Wo sind die Jahre, die jugendlich feuchten, die dir versprachen, unendlich zu sein? Nun wohnst du dort, wohin sie dich scheuchten, und fühlst dich alt nur - und schrecklich allein.
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (05.01.2013 um 02:49 Uhr) |
06.01.2013, 21:04 | #2 |
Slawische Seele
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Beiträge: 5.637
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Lieber eKy,
so düster kann "Erinnern" ausfallen, wird es an der Jugend gemessen. Die einstige "Leichtigkeit in Ewigkeit" ent- und verzieht sich. Doch ist das ein Grund zur "Trauer"? Manchmal ist mir, als seien wir im Alter zu "großen Erkenntnissen" fähig und beim Altern scheiden sich die Geister. Liegt es evtl. daran, dass wir unsere Erinnerungen zu sehr verklären? War wirklich alles nur leicht und glücklich? Ich erinnere auch die andere Seite, nicht nur die eigene. Ständig wurde über unglückliche Verliebtheit diskutiert, geweint. Im "Liebesschmerz" sah man sich für immer ins Dunkel geworfen. Wenn die Alten lustig und lebensfroh waren, fand man das grundsätzlich "ätzend". So wie sie waren, wollte man niemals sein, usw. usw. Ich habe deine Verse gern und nachdenklich gelesen. Die entstehenden Bilder beschreibe ich lieber nicht, weil ich weiß, dass ich dann zu hören bekomme: "Selbst schuld, wer nur das eine denkt." Habe mir lieber eine weitere positive Einstellung geschaffen, denn irgendwann geht auch das vielleicht nicht mehr. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
07.01.2013, 00:16 | #3 |
TENEBRAE
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Hi, Dana!
Ich muss zugeben - aus unglücklicher, weil unerfüllter Liebe habe ich nur ein einziges Mal geweint - etwa 10 Minuten lang, dann war ich damit auch durch. Der Rest meiner "saftigen" Jahre war eigentlich - zu meiner Schande - ausschließlich von Begehren und Wollust geprägt, nicht von tieferen Gefühlen für andere Menschen. (Die Gründe dafür reichen von Angst eines sensiblen Geistes vor Verletzung bis hin zu tatsächlicher soziopathischer Wurschtigkeit...) Dennoch - im Rückblick war selbst das eine gute Zeit, ein intensives Erleben, und manchmal sehnt sich dieser buchstäbliche "alte Sack" eben danach zurück, auch wenn er mittlerweile weder die körperlichen noch die mangelmoralischen Voraussetzungen mehr dafür hat. Dieser ethischen Wandlung verdankt er letztlich auch die Einsicht in seine Einsamkeit, die immer Teil seiner Existenz war - bloß dass sie ihm früher nicht so deutlich auf- oder ins Gewicht fiel. Im Hinblick auf jenes Lebensgefühl entstanden diese Zeilen. Vielen Dank für deine Gedanken! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (07.01.2013 um 00:18 Uhr) |
07.01.2013, 15:44 | #4 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Erinnern
Hallo Erich, wie immer wunderbar geschrieben.
Mit fast sechzig Jahren kann ich deine feuchten Erinnerungen und Träume gut nachvollziehen. Doch ich genieße auch die Vorteile des Alters - nicht mehr dauernd irgendwelchen Neuigkeiten und Erlebnissen hinterherrennen zu müssen - in Ruhe und mit Muße über das (vergangene) Leben zu reflektieren - sich Zeit zu nehmen für das, was man wirklich will (weil man das inzwischen erkannt hat). Ich möchte mit einem kleinen Zitat aus meinem "Wüstenvogel"-Roman enden: Er bemerkte, dass sich jüngere Menschen gerne älter machten und dass ältere versuchten, jünger zu erscheinen. Das kam ihm seltsam vor. Aber fast alle malten ihre weit zurückliegende Jugendzeit in den leuchtendsten Farben. Doch wie konnte er glauben, dass die Jugend das beste Lebensalter sei, wenn er es selbst, als junger Mensch, ganz anders empfand? Er vermochte keine Vorteile darin zu sehen, jung zu sein. Überall stieß er auf Gesetze, Verbote, Zwänge, ausgedacht von der Generation der Erwachsenen, um ihn und seinesgleichen zu unterdrücken, in ihrer Entfaltung und Entwicklung zu behindern. Viele liebe Grüße wüstenvogel |
07.01.2013, 20:22 | #5 |
TENEBRAE
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Hi, wüstenvogel!
Es ist ja nur eine Momentaufnahme - ein Aufwallen heißen Begehrens, wie das Lyrich es von früher kennt und noch einmal erleben möchte. Ob ich mit 48 Jahren noch in der Phase derer bin, die sich gern älter machen oder schon bei denen, die jünger wirken wollen, weiß ich nicht. Ich schätze, ich bin da in etwa am Scheidepunkt. Vielen Dank für deine Gedanken! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
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