11.04.2013, 22:15 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 30.08.2011
Ort: Wetzlar/Hessen
Beiträge: 446
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Zeit der Menschen
Wenn alle Schlachten geschlagen
die Menschen sich endich vertragen wenn Unrecht, Leid und Not niemanden mehr bedroht wenn Besitz und Geld nicht mehr zählen in dieser Welt wenn nicht länger Ideologien Menschen in den Abgrund ziehen wenn einer den anderen achtet und sich als seinen Hüter betrachtet wenn die Natur und das Leben den Menschen alles geben wenn das lebendige Sein wichtiger ist als der schöne Schein wenn den Menschen auf der Welt das Leben, wie es ist, gefällt ......................................... ........................................ dann, erst dann fängt die Zeit der Menschen an. Vorschlag: Wer Lust hat, kann eigene Strophen zu diesem Gedicht verfassen. Es muss sich ja nicht unbedingt reimen. Lasst uns gemeinsam ein wenig träumen von dieser Zeit liegt sie auch unerreichbar weit. |
13.04.2013, 17:14 | #2 |
TENEBRAE
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Beiträge: 8.570
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Hi, Wüstenvogel!
Ich ehre deine sicherlich aufrichtige Intention, und die Mehrzahl deiner Punkte unterschreibe ich auch gerne sofort, indes - einige deiner Prämissen hoffe ich NIE verwirklicht sehen zu müssen. Ich erkläre dir gerne, welche - und warum: S5 - Ich möchte ehrlich gesagt nicht, dass andere sich als meine Hüter betrachten und sich womöglich ständig in mein Leben und meine Entscheidungen einmischen. Im Gegenzug respektiere ich die Lebensentscheidungen anderer, ohne sie nach meinem Wertekanon zu sortieren. Dieser Spruch impliziert einen Überwachungsstaat ohne Chance auf Meinungs- und Handlungsfreiheit. Schon klar, du meinst es gut: Schütze die Hilflosen, bewahre die Unmündigen und so. Aber leider gibt es immer jene, die die Grenze zu diesen Bereichen nach eigenem Ermessen und Gutdünken ziehen. Und leider jene, die so von der eigenen moralischen Überlegenheit überzeugt sind, dass sie ehrlich glauben, nur an ihrem höchsteigenen Wesen und Glauben könne, dürfe und müsse die ganze Welt genesen! Oh nein! Diese Art Hüter - oder Sittenwächter (siehe Iran) - brauchen wir nicht!!! Das ist der einzige Punkt, dem ich - so wie er formuliert ist - ernstlich widerspreche. Allerdings (und das wird dir jeder Psychologe auch sagen können) widersprechen viele der anderen Punkte der menschlichen Natur (und das meine ich nicht so negativ, wie's klingt) so nachhaltig, dass ihre Verwirklichung wohl immer der Wunschtraum der Romantiker und selbsternannten Seelenretter bleiben wird... Solche paradiesischen Utopias werden gern beschworen, vor allem von denen, die auf die Schlechtigkeit der Menschen hinweisen wollen - oder jenen, die sie auszunutzen gedenken (siehe Kommunismus 1918: raschestmöglich von einer romantischen Idee zur ideologisch überzuckerten Diktatur, und das über Millionen Leichen!!!). Nein, so wird das nie funktionieren, allein schon, weil es dann zu langweilig wäre. Kann nie funktionieren, weil es wesentliche Triebfedern menschlichen Strebens ignoriert. Das ist jetzt nicht mal wertend gemeint. Fazit: Ein nettes Gedicht mit leider allzu hohem Anspruch. Aber vielleicht notwenig: Auch wenn wir ein verwirklichtes Utopia weder wirklich brauchen noch ohnehin je schaffen könnten - die IDEE davon ist wichtig, schon als Inspiration für jene, die mehr in den Menschen sehen als brutale Selbstverwirklicher. Mögen sie niemals aussterben!!! Gern gelesen! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (13.04.2013 um 17:16 Uhr) |
13.04.2013, 22:45 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Zeit der Menschen
Hallo Erich,,
zunächst einmal herzlichen Dank für deinen sehr ausführlichen Kommentar. Um Gottes Willen - das mit dem "Hüter" habe ich ganz anders gemeint. Im Alten Testament gibt es eine Stelle, in der Kain Gott fragt. "Soll ich etwa meines Bruder Hüter sein?" (Bevor oder kurz nachdem er ihn erschlagen hat) Darauf bezieht sich diese Strophe. Der "Hüter" von jemandem zu sein, das bedeutet für mich nicht mehr und nicht weniger als eine gewisse Aufmerksamkeit gegenüber seinem "Nächsten" zu entwickeln (man könnte es auch "Empathie" nennen). Das alles sollte erfüllt sein von Respekt und Achtung gegenüber seinem Mitmenschen ("wenn einer den anderen achtet"). Da ich an der innerdeutschen Grenze aufgewachsen bin und einige Male erlebt habe, wie Menschen verschleppt wurden, habe ich mit jeder Art von Überwachungsstaat und Bevormundung (sei sie auch noch so gut gemeint) überhaupt nichts am Hut - im Gegenteil. Schade, wenn das bei dir so rübergekommen ist. Du hast völlig Recht - dieses Gedicht beschreibt eine Zeit, die es nie geben wird - eine Art "Paradies". Ab und zu muss man auch mal träumen - doch niemals würde ich auch nur einem einzigen Menschen meine Träume überstülpen und ihn dadurch ersticken. Mit deinen letzten Bemerkungen triffst du du Intention meines Gedichts recht gut - auch für mich ist der Mensch (viel) mehr als ein "brutaler Selbstverwirklicher" - in ihm liegen ungeahnte Möglichkeiten für eine utopische "Zeit der Menschen", auch wenn die Entwicklung zur Zeit eher in die andere Richtung geht. Viele liebe Grüße wüstenvogel |
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