22.09.2009, 21:00 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Nicht zu spät
Ich schwelge in deinen Farben, Land,
erleide den Tod, wie du - und weiß mir doch im Unbestand auch Frieden, Kraft und Ruh! Verworfen hat die Frostnacht nur, was Laub und Blüte war. Sie legt an Seele wie Natur Struktur und Wesen klar. Der Himmel zeigt sich unverstellt. Mein Blick ins Weite geht: Sei nun barmherzig, Herr der Welt! Es ist noch nicht zu spät. Wie trieb es mich in all der Zeit mit aller Lust umher! Vorm Unsinn war ich nie gefeit - nun sind die Hände leer. Und doch, mein Herz ist übervoll, Erinnrung füllt das Haus. Im Winde trudeln Blätter toll: So lacht auch er mich aus! Mein Blick bedauert Wahn und Welt, da Wollen nicht besteht. Sei mir barmherzig, Herr der Welt! Es ist noch nicht zu spät.
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich! Geändert von a.c.larin (09.10.2011 um 15:53 Uhr) |
21.11.2009, 20:21 | #2 |
Gelegenheitsdichter
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Lb. larin,
das ist die Ahnung des Herbsts im Spätsommer, irgendwie unkommentiert verblieben im Trubel der Zeiten. Nun ist das Gedicht so aufregend nicht und sein Tenor auch nicht heutig. Aber macht es das deshalb nicht erwähnenswert. Ist die Aussage das einzig Relevante an einem Text? Nun, das ist es nicht. Zum Einen findet die Sprache Erwähnung; es wechselt ein vierhebiger Jambus mit einem dreihebigen. Das verschafft dem Text etwas Geschwindes, das zugleich aber bereits trauert. Faßt man die beiden Verse zusammen, kommt eine siebenhebiges Maß heraus, das ist eindeutig bedrückend in der Melodie. Wie überhaupt diese Ambivalenz, das Schwankende, das das Blättertaumeln beim Herabfallen dieser nachahmt, seinen Spiegel in der Sprache wiederfindet und den Bildern. Nun ist das Gedicht mit einer Essenz, einer Schlußfolgerung ausgestattet, die es fast zu einem Gebet werden läßt. Aber ist nicht die ganze Natur, die es beschreibt, ein einziges Gebet an ihren Schöpfer, den "Herrn der Welt"? Gruß W.
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Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
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22.11.2009, 13:56 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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lieber walther,
ich danke dir, dass du dich meines verwaisten herbstgedichtes angenommen hast. du bist ein sehr genauer leser, betrachtest inhalt wie form gleichermaßen. was genau meintest du denn mit "der tenor ist nicht heutig?" an herbstlicher wehmut und der dem lebensabend angenäherten melancholie ist wahrhaft nichts aufregendes. doch warum sollte ich irgend jemanden aufregen wollen? mich beschäftigt eher: wie geht man um mit der tatsache der vergänglichkeit? wie breitet man den mantel des verzeihens über schief gelaufene dinge? wie verarbeitet man irrtümer und fehler - eigene wie fremde? die natur erscheint mir da als großer lehrmeister. das ist sicher nicht für jeden so. der eine findet hier antworten, der andere nicht. ich gehöre zu jenen, die ein "großes du" im universum für möglich halten.( in der tat gibt es ja weder "beweise" dafür noch dagegen) du sagst, das gedicht hört sich wie ein gebet an. vielleicht ist es das ja auch. ich mag auch kirchen sehr gerne - vor allem , wenn sie leer sind. frei von geschwätz und frei vom geratter der eigenen gedanken! manchmal findet sich in dieser stille eine antwort - manchmal auch nicht. ich glaube, es ist nie zu spät den frieden zu suchen - und ihn auch zu finden.... liebe grüße, larin
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22.11.2009, 18:08 | #4 |
ADäquat
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Liebe larin,
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22.11.2009, 20:43 | #5 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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liebe chavali,
die bezeichnung "herbstgedicht" war halt so eine schnelle titulierung -"spirituell" kann vieles sein, der geist weht ja bekanntlich, wo er will. es ist ein nachdenkliches gedicht, eins , das im "herbst des lebens" übers gesamte leben resümee zieht und sich im verlauf des nachdenkens auch an eine höhere instanz wendet. das allein hielte ich doch allemal für "spirituell". auch wenns als unmodern gilt : veni creatur spiritus! (und im augenblick bin ich ziemlich uninspiriert, was die lyrik betrifft - muss am lichtmangel liegen) danke fürs gerne lesen! larin
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25.11.2009, 18:39 | #6 |
TENEBRAE
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Hi, larin!
SCHÖN! Einfach nur SCHÖN! Wunderbar, deine weich wiegende Sprachmelodie im Wechsel mit den Bildern, die sie erzeugt! SCHÖN!!! Einziger Makel: S2Z3: "sie legt an Seele, mir und dir" würd ich hier schreiben statt Baum und Strauch, was sich als einziges nicht mit Z1 reimt und so seltsam aus dem ansonsten makellosen Reimschema der anderen Strophen heraussticht. Abgesehen davon SCHÖN! Einfach nur SCHÖN! Mir fehlen die Worte...schmelz...schmelz... LG von dem hingegebenen Pfützchen namens eKy...
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
09.10.2011, 15:52 | #7 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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hallo erich,
ziemlich spät, aber doch, hab ich entdeckt, dass mir da ein kommentar von dir "entwischt" ist.... schande über mich! bin deinem einwand nachgegangen und habe, diesem folgend ein wenig "nachgebessert" ( zwar etwas anders, aber jetzt reimt sichs dafür durchgängig.) ich hoffe, das stellt dich zufrieden. liebe grüße, larin |
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