07.06.2011, 17:21 | #1 |
Gelegenheitsdichter
Registriert seit: 09.11.2009
Ort: Im Wilden Süden
Beiträge: 3.210
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Erst gestern
Erst gestern sprachst Du von der ganzen Menschheit,
Wie sie vor sich und Hass zu schützen sei. Schon heute ist Dir alles einerlei. Du nimmst die Axt, das Feuerzeug, das Holzscheit Und zündest Höllenöfen an, bereit, Den Du als Feind benannt, ganz auszubrennen. Du willst ihn nicht einmal mehr menschlich nennen, Zertrittst ihn als gemeine Kleinigkeit. So wenig bleibt von Deinen großen Sprüchen, Von Frieden, Liebe, Güte, Seelenheil: Verendet ist der hohe Flug in Flüchen, Und wie der Aufschwung ist der Absturz steil. Zugrunde geht Dein Credo an den Brüchen, Die Dich durchziehn: Gibs zu, Dich macht das geil!
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Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt Alle Beiträge (c) Walther Abdruck von Werken ist erwünscht, bedarf jedoch der vorherigen Zustimmung und der Nennung von Autor und Urheberrechtsvorbehalt Geändert von Walther (16.06.2011 um 16:18 Uhr) |
27.06.2011, 21:44 | #2 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo, Walther,
auf den "Punkt" gebracht. Ich denke, ich plaudere ein wenig "aus dem Nähkästchen". Das Gedicht beschreibt ein Phänomen, zu dem ich von einer Tatsachengeschichte berichten möchte. Entgegen dem gängigen Vorurteil, Hartz-IV-Empfänger wären "faule Nutznießer" von Steuergeldern, gab es eine Gruppe, die an einem Computerkurs teilnahm. Letzten Winter, als wir saftige Minusgrade hatten. Der Kurs fand in einem von einer kirchlichen Institution bereitgestellten Gebäude statt. Es dauerte 2 Wochen und benötigte die Intervention der "höheren Etagen" im Sozialunternehmen, damit - tata - die Heizung endlich eingeschaltet wurde. Nachdem die "Faulen" mit dicken Jacken, Schals und Handschuhen 14 Tage lang täglich 4 Stunden tapfer bis in Mark gefroren hatten. Als die Teilnehmer vor dem Gebäude standen, wies der Pfarrer sie darauf hin, dass sie "hier nicht herumlungern sollten", sondern sich hinter das Gebäude begeben müssten. Dort befand sich ein Aschenbecher, der seit langer Zeit, festgeschraubt übrigens und schon leicht rostig, als "Raucherpunkt" diente. Er wurde dann eine Woche später prompt abmontiert. Des weiteren fand dort jeden Donnerstag ein Marktcafé statt. Preiswerter Kaffee und Kuchen - den Kursteilnehmern wurde der Besuch des Cafés auch nach dem Erwerb von Marktwaren nicht gestattet ... Wie oft dieser Pfarrer wohl schon "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" von seiner Kanzel herab gepredigt hatte? Derselbe, der dann den Hartz-IV-Empfängern gegenüber von "Herumlungern", vom "Stören bzw. Belästigen der Marktbesucher", von "froh sein, dass sie überhaupt hier geduldet werden bzw. hier sein dürfen" sprach - um anschließend mit den wohlhabenden "Damen" seiner Gemeinde Kaffee zu trinken und Kuchen zu essen ... Ein Verhalten, das nicht nur in Lyrikforen auftritt, und das mir meine persönliche Meinung wieder einmal bestätigt hat. Eine Moral für mich - und eine für alle anderen ... Ob dieser "Kirchenmann" seine Machtausübung genossen hat? Davon bin ich, ganz privat, absolut überzeugt. Geil, andere herum zu schubsen, und ihnen die "Meinung geigen" zu können. Während man selbst doch der ultimative Ausbund menschlicher Tugenden ist. Leider, lieber Walther, gibt es zu viele, die nicht "stürzen", obwohl sie es wahrhaftig verdienten. Die Intention deines Sonetts habe ich natürlich verstanden, und ja, manchmal stürzen sich diese Menschen selbst von ihrem "hohen pseudo-moralischen Sockel". Manchmal, aber immer noch viel zu selten ... Gerne gelesen, gerne kommentiert. Ich hoffe, du verzeihst mir meine kleine "Geschichte", da sie der Thematik doch sehr nahe kommt. Und, ich vergesse das natürlich nicht: Einwandfreie Arbeit - sowohl in der Ausführung als auch bezüglich des Inhalts. Dämonisch liebe Grüße Stimme
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03.07.2011, 14:25 | #3 |
Gelegenheitsdichter
Registriert seit: 09.11.2009
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Beiträge: 3.210
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Lb. Stimme der Zeit,
das Moralaposteln ist eine weit verbreitete Krankheit. Mit zunehmendem Alter kann ich es kaum noch ertragen. Meist sind es die, die von Ethik und Moral reden, die diese Ansprache eigentlich benötigen. Und gerne, Du beschreibst das gut, lassen diese Menschen ihre eigenen Aussagen und Leitsätze nicht gegen sich, sondern nur für andere gelten. Im eigenen speziellen Fall ist wenigstens die berühmte Ausnahme von der Regel zu sehen oder, wie dann häufig herumschwadroniert wird, sei die Situation nicht vergleichbar. So ist dieses Sonett aus einer speziellen Situation entstanden und doch universell in seiner Aussage gültig. Ob es nun gut und formal sauber ist, kann ich selbst eher weniger beurteilen. Daher danke ich für Deine freundlichen Worte. LG W. Lb. Günter, danke für Deine lobende Erwähnung. Ich glaube zwar nicht, daß ich sie verdient habe, aber natürlich freut sie mich sehr und macht mich ein wenig verlegen. LG W.
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