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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 02.03.2013, 15:02   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Standard Lied des Geistes

Wie Blumen sind Gedanken, wenn sie reifen,
erblühen in des Geistes großem Beet.
Für jeden duften sie, der dies versteht,
durch sie erwächst zu höherem Begreifen.

Und ihre Früchte sind's, die eine Erde
wie alle darauf Lebenden verändern;
bewirken, dass an ihren Wesensrändern
der Drang zu Höherem beflügelt werde.

Nur wir allein behalten uns in Händen,
wo aller Welten Trubelzug uns fasst.
Kein Weiteres, worin wir Tröstung fänden,

verhilft uns zu begriffener Vergebung.
Nur, was du wissentlich verstanden hast,
macht Ahnen dir zu reiflicher Bestrebung.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (02.03.2013 um 21:13 Uhr)
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Alt 20.05.2013, 11:27   #2
Chavali
ADäquat
 
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Standard

Hi Erich,

wie gut sich das liest, wie lyrisch-poetisch!
Sich Gedanken machen und in angemessener Weise sein Leben leben und verstehen ist schon großartig,
denn man hat nur das eine, das man ausfüllen sollte mit allem, was das Leben bietet.

Wie viele leben in den Tag hinein und haben ihren Kopf nur zum Haareschneiden
Es kommt aber auch immer auf das Umfeld an, in das man hineingeboren wird und aufwächst.

Nunja, es ist nur wenigen Menschen vergönnt, dass ihre gereiften Gedanken die Welt verändern
oder zumindest aufrütteln.


Schönes nachdenkliches Gedicht, das mir sehr gut gefallen hat.

Lieben Gruß,
Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 20.05.2013, 11:44   #3
Erich Kykal
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Hi, Chavi!

Das Problem bei diesen hochgeistig-lyrischen Gedichten: Diejenigen, die's am meisten anginge, verstehen nicht einmal, worum es geht!
Ich habe mal - gelöchert von einer unserer Deutschlehrerinnen, die alle meine Einwände nicht hören wollte - Gedichte von mir in einer 2. Klasse vorgetragen (11-12-Jährige!). Das Ergebnis war klar: An der Leere ihrer Blicke war die Überforderung klar zu erkennen, der Augenblick, an dem sie sich ausklinkten und nur noch so taten, als würden sie lauschen.
Klar, bei so jungen Hörern kein Wunder, aber du würdest staunen, wieviele Menschen mit so einem Gedicht wie oben (oder zB Rilke's "Römische Fontäne") hoffnungslos sprachlich überfordert wären!

Vielen Dank für deine Gedanken!

LG, eKy
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Alt 20.05.2013, 13:04   #4
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Servus Erich,

um dieses Sonett schleiche ich schon seit Tagen etwas hilflos herum, weil ich ja weiß, wie "gerne" du Kritik bekommst...

Ich habe ein ganz großes Problem mit der ersten Strophe:

Zitat:
Wie Blumen sind Gedanken, wenn sie reifen,
erblühen in des Geistes großem Beet.
Für jeden duften sie, der dies versteht,
durch sie erwächst zu höherem Begreifen.
Was sind das für Sätze? Vor allem mit dem zweiten hadere ich, weshalb ich ihn auch als Beispiel nehmen möchte.
Beim ersten Satz verhält es sich ähnlich

"Für jeden duften sie, ..., durch sie erwächst zu höherem Begreifen."

Ich habe den eingeschobenen Nebensatz einmal weggelassen und dann entsteht das.

Zwar weiß ich, wie es gemeint ist, aber das Gefühl der Unvollständigkeit bleibt erhalten.
Nie und nimmer hätte ich das so formuliert, denn der Aufzählungscharakter geht hier verloren, vor allem, weil dadurch eine unschöne Inversion entsteht:

"Für jeden duften sie, der ..., durch sie erwächst zu höherem Begreifen."

Ohne eingeschobenen Nebensatz:

"Für jeden duften sie, der durch sie erwächst zu höherem Begreifen."

Richtig: "Für jeden duften sie, der durch sie zu höherem Begreifen erwächst.

Du kannst natürlich daran festhalten, aber das ist wahrlich kein guter Stil und liegt eigentlich 75 % unter deinem normalen Niveau, das kannst du üblicherweise besser.
Mir persönlich gefällt das überhaupt nicht, denn das sind keine normalen Formulierungen, hier weicht die natürliche Sprache einem gekünstelten Produkt, das sich an Reim und Metrik orientiert und wo sich der Autor auf die sogenannte "dichterische Freiheit" beruft.

Bei einem anderen Dichter hätte ich das vielleicht nicht angemerkt, aber bei dir muss ich einfach andere Standards anlegen, also fass es als Kompliment auf.

Zwei Möglichkeiten, die in die richtige Richtung weisen, erlaube ich mir, dir vorzuschlagen:

Wie Blumen sind Gedanken, denn sie reifen
erblühend in des Geistes großem Beet.
Durch ihren Duft wird der, der dies versteht,
erwachsen in ein höheres Begreifen.


Besser:

Wie Blumen sind Gedanken, wenn sie reifend
erblühen in des Geistes großem Beet.
Ihr Duft lässt jedermann, der dies versteht,
an ihnen wachsen, Höheres begreifend.


Man "erwächst" auch nicht an irgendetwas zu irgendetwas, sondern "wächst" z. B. mit seinen Aufgaben.
Im zweiten Vorschlag wäre auch dieses ausgemerzt.

Ich finde, es würde sich auf jeden Fall lohnen, die Strophe in dieser Art und Weise zu überarbeiten, denn der Rest ist ohne Fehl und Tadel.


Gerne gelesen, bekrittelt und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 20.05.2013, 20:10   #5
Erich Kykal
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Hi, Faldi!

Lieb gemeint - aber ich muss leider ablehnen.

Also manchmal habe ich den Eindruck - sei mir nicht böse - du klebst allzu sehr an bestimmten Formen. Der Satz, wie ich ihn schrieb, ist richtig und okay so. Vielleicht wir er manchem - wie ja dir - wenig gefallen, aber falsch ist er nicht. Und auch nicht unlyrisch - Im Gegenteil! Auch nach deinen Ausführungen und gut gemeinten Alternativen erscheint mir meine Variante sprachlich feiner abgestimmt - nix für ungut.
Natürlich kein Grund, darob Krieg zu führen! Sagen wir einfach, wir haben, was diese Formulierung angeht, wohl schlicht andere Geschmackspräferenzen - oder eine andere lyrische Prägung.
Belassen wir es dabei, ich denke, Diskussionen wären hier nicht zielführend. Bitte nicht böse sein!

LG, eKy
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Alt 20.05.2013, 20:29   #6
Falderwald
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Servus Erich,

kein Problem, dann kommentiere ich künftig nur noch deine Texte, wo ich dir Honig um den Bart schmieren kann, wenn eine konstruktive Kritik nicht gewünscht ist.

Dieser hier gehört ob der ersten Strophe eindeutig zu den schlechteren 10% deines Werkes.

Für mich sind diese Sätze gequälte Konstruktionen und keine natürliche Sprache.

Ich klebe auch nicht an bestimmtem Formen, sondern ich bevorzuge eine natürliche Sprache und die ist hier eindeutig nicht gegeben.

Du solltest meine Vorschläge auch nicht wortwörtlich in die Tat umsetzen, sondern sie sollten vielmehr eine Anregung sein, diese Strophe zu ändern

Mir gefällt das ganz und gar nicht und 100%ig korrekt sind diese Sätze auch nicht, weil hier einfach die üblichen koordinierenden Konjunktionen fehlen.
Ganz ohne Konjunktionen kommt man aber nicht aus, denn ihre verbindende Funktion ist sowohl in der gesprochenen als auch in der geschriebenen Sprache essentiell für einen logischen und zusammenhängenden Beitrag.

Aber es ist ja dein Text und jeder muss das halt für sich vertreten, lass es so stehen.

Ich wusste schon, warum ich um diesen Text lange Zeit einen Bogen gemacht habe.

Nobody and nothing is perfect and these sentences are far from it.


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Alt 20.05.2013, 21:11   #7
Erich Kykal
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Wow - so viel Heftigkeit hatte ich jetzt nicht erwartet. Fühlst du dich persönlich angegriffen oder geht der Perfektionismus mit dir durch?
Trotz der Smileys bin ich mir nicht sicher, wie "deutlich" das vielleicht doch gemeint ist...

Lies mal Goethe - der kommt alle Nase lang mit solchen Sätzen, ob im Faust oder anderswo! Was dich daran dermaßen anbläht, kann ich nicht nachvollziehen - ob grammatikalisch nach deiner Lesart vollständig, perfekt, makellos oder nicht: Meine Version klingt, ist lyrisch und darf so stehen! Meine persönliche Ansicht, meine Schulung durch die Werke vieler Lyriker, die Ähnliches schrieben.
Du darfst sie gern für mies, schlecht, ekelhaft halten, das stört mich nicht. aber bitte glaube nicht, ich wollte dich als Kritiker damit diminuieren! Ich bin bloß anderer Ansicht und erlaube mir, das Recht in Anspruch zu nehmen, dabei zu bleiben. Weiter nichts.

Ich fürchtete doch schon ein wenig, du könntest dich darin verbeißen, darum bat ich ja abschließend darum, die Sache auf sich beruhen zu lassen und jedem seine Meinung zu gönnen. Was war daran unverständlich?

Grüße mit gehobenen Augenbrauen, eKy
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Alt 20.05.2013, 21:39   #8
Falderwald
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Servus Erich,

nein, das ist nicht unverständlich.

Ich bin mir sehr wohl bewusst, dass die "Alten" oft geschlampt haben.

Und gerade deshalb bin ich der Meinung, müssen wir das heute nicht mehr so machen, ich jedenfalls habe das nicht nötig.
Think progressive!

Warum ich so reagiert habe?

Nun, wenn sich jemand die Zeit nimmt, und sich mit einer Strophe, die (immer noch nicht) korrekt ist, ca. 2 Stunden beschäftigt, um eine Richtung zu weisen und dann die Antwort erhält, dass wir es dabei belassen wollen, weil eine Diskussion nicht zielführend sei, dann frage ich mich, warum dann überhaupt noch diskutiert werden soll?

Dann kann man auch einfach unter die Texte schreiben, toll gemacht, weiter so.

Aber du hast Recht, es darf so stehen bleiben, selbstverständlich, es steht ja auch dein Name drüber, nicht wahr?

Nur macht es bei dir überhaupt keinen Sinn, eine Kritik zu äußern.

Wenn aber jemand dein dichterisches Niveau erreicht hat, dann kann ich nicht einfach darunter schreiben, dass mir das gefällt, wenn es nicht den Tatsachen entspricht.
Oder möchtest du diesbezüglich lieber belogen werden?

Das Problem bei Goethe (und den anderen "Alten") ist, ihm kann man das nicht mehr sagen, also zieht dieses Argument nicht, er hat seine Texte auch nicht öffentlich zur Diskussion gestellt.

Für mich klingt das o. a. einfach konstruiert und ich bin der Meinung, du hast das bei deinem Talent nicht nötig.

Ich will mich darüber auch mit dir nicht streiten, aber ich habe auch keine Lust, meine Zeit mit Dingen zu verbringen, die keinen Sinn machen, wenn der Autor eh keinen Wert darauf legt, weil er meint, Nachbesserungen seien nicht nötig, alles sei perfekt und gut so.

Also ziehe ich die Konsequenzen daraus und werde künftig nur noch diejenigen deiner Texte kommentieren, die mir absolut korrekt erscheinen.

Als kleiner Trost sei dir gesagt, das sind ja die meisten.

Dieser gehörte leider nicht dazu und ich bereue schon, überhaupt etwas gesagt zu haben, denn ich wollte eigentlich keine Unstimmigkeiten zwischen uns erwecken.
Aber ich bin lernfähig...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Alt 20.05.2013, 22:22   #9
Erich Kykal
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Hi, Faldi!

Es ist nicht so, dass ich keine Kritik ertrüge, zuließe oder übernähme - gerade vorhin habe ich dank einer Idee einer Autorin anderswo eins meiner Gedichte abgeändert.

In diesem Falle ist es schlicht so, das ich das, was du als "Schlamperei schon bei den Alten" und als fehlerhaft bezeichnest und empfindest, eben NICHT als Fehler betrachte, sondern als eine statthafte Nutzungsart unserer sprachlichen Möglichkeiten. Für mich ist es einfach KEIN Fehler, das so zu schreiben, und deshalb haben wir aneinander vorbeigeredet.

Wir sind bezüglich solcher Formulierungen nun mal grundsätzlich anderer Ansicht. Mehr ist da nicht bei! Ich sehe nicht ein, warum ich etwas, das ich für richtig und berechtigt halte (und was mir nebenbei gefällt), ändern soll, nur weil du steif und fest behauptest, das wäre grundsätzlich falsch so - oder häßlich.
Ist es meines Wissens nicht. Lass uns jetzt nicht streiten, wessen Wissen das größere ist - da hängst du mich sicherlich locker ab. Aber ich wehre mich dagegen, dass es in diesem Fall falsch sein soll. (Deshalb kränkte mich deine verallgemeindernde Antwort etwas: kein Problem, dann kommentiere ich künftig nur noch deine Texte, wo ich dir Honig um den Bart schmieren kann, wenn eine konstruktive Kritik nicht gewünscht ist.)

Ich sehe das so:

Für jeden duften sie, der dies versteht,
durch sie erwächst zu höherem Begreifen.

Umgestellt: Sie duften für jeden, der dies versteht, durch sie zu höherem Begreifen erwächst.

Was soll denn da fehlen? Das "der" muss nicht wiederholt werden.

Das "jeden" ist der besonderen Betonung wegen vorgezogen (und auch der Gedichtmelodie wegen, klar), ebenso ist "zu höherem Begreifen" quasi als Satzconclusio nachgestellt, sozusagen als inhaltlicher Kulminationspunkt (und natürlich des Reimes wegen).

Ich finde es wirklich schön so, und nicht, weil ich unbedingt Recht haben muss! Bitte unterstelle mir derlei nicht, auch wenn du Recht damit hast, dass ich sehr schwer zu überzeugen bin.
Und bitte stelle nicht meine ganze Diskussionswürdigkeit in Frage, nur weil ich in einem speziellen Punkt eigener Meinung bin.

(Und wenn du gleich auf mich gehört hättest, hätten wir uns diesen ganzen Sermon beiderseitig verletzter Eitelkeiten erspart und hätten - wie angesagt - dasselbe Ergebnis!)

LG, eKy
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Geändert von Erich Kykal (21.05.2013 um 11:47 Uhr)
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Alt 21.05.2013, 10:09   #10
Falderwald
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Servus Erich,

alles ist gut.


Liebe Grüße

Falderwald
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