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Beschreibungen von Personen, Dingen, Zuständen, Stimmungen, Gefühlen, Situationen |
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08.02.2017, 13:02 | #1 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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An der Kreuzwegkapelle
Ein schmales Giebeldach mit übermoosten Schindeln,
granitnes Mauerwerk mit grob verputzten Ritzen, gebohrte Löcher, drin die Gitterenden sitzen, dahinter Glas und Räume, die von Tiefe schwindeln: Ein flaches Schnitzwerk, das in vielgeübten Händen zum Leidensbild sich fügte, das vom Heiland kündet und immer feiertags in fromme Herzen mündet, gerahmt von ausgewitterten und feuchten Wänden und beiderseits bewacht von den Kastanienbäumen, die groß und ungerührt die Betstatt überbreiten, als wüssten sie Geschichten aus den alten Zeiten von wahren Paradiesen, davon Menschen träumen. Von hinten kriecht der schwarze Schimmel in die Szene und macht sie sterblich und im Zeitenlauf vergehend. Ein Wind kommt auf, und mit den letzten Blättern wehend entsickert der Moment, dass er sich ewig dehne.
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (09.02.2017 um 00:39 Uhr) |
08.02.2017, 14:15 | #2 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
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Lieber Erich,
jetzt kann ich endlich auch mal eine Korrektur bei dir anbringen. Das 2. sich in der Schlusszeile ist zu viel. An dem schönen Bild gefällt mir am besten die Kastanien-Strophe. Liebe Grüße Thomas
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
08.02.2017, 14:24 | #3 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi Thomas!
Wenn ich geahnt hätte, wie befriedigend das Finden von Fehlerchen in meinen Texten für dich offenbar sein kann, hätte ich dir zuliebe schon längst hie und da ein paar mehr versteckt! Nee, du weißt ja, wie das ist: Man baut eine Zeile um, dann noch mal, und irgendwann entfällt dem Auge der überflüssige Restbestand ... Vielen Dank für den Hinweis und das Lob - ich werd's den Kastanien ausrichten! LG, eKy
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08.02.2017, 18:53 | #4 |
Lyrische Emotion
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.913
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Servus Erich,
ha! Ich hätte den Fehler auch gern gefunden, aber da war Thomas wohl schneller, da kennt der nix... Ich hatte es dir neulich schon geschrieben, aber auch das ist ein typischer Kykal-Text, anschaulich beschreibend und mit lyrisch geschliffenen Worten eine erbauliche Atmosphäre schaffend. Bildbeschreibungen hast du gut drauf, denn eine solche Momentbetrachtung ist ja nichts anderes als ein Bild aus dem Gedächtnis zu "malen". Mir hat der Text sehr gut gefallen. Übrigens deine Antwort um 13:24 Uhr war der 98.000. Beitrag hier im Forum. Somit hast du nach der 97.000 auch den nächsten Tausender vollgemacht. Herzlichen Glückwunsch. Aber um den 100.000. Beitrag werde ich hart kämpfen, versprochen... Gern gelesen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
08.02.2017, 20:08 | #5 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi Faldi!
Das dürfte dir leicht fallen, da du den Zähler ja ablesen kannst - und ich nicht! Ich mag Dinggedichte ganz besonders, zB Rilke's Beschreibungen wie "Römische Fontäne", "Ball", die Hortensiengedichte, Römische Campagna, Der Pavillon usw... Wenn ich also nicht gerade zynisch, sozialkritisch oder philosophisch drauf bin, dann kommen Beschreibungen. Aber irgendeine Komponente meiner anderen Gebiete spielt meist immer noch mit hinein ... Vielen Dank für deine freundlichen Gedanken! (Typisch Faldi! ) LG, eKy
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08.02.2017, 21:47 | #6 |
Lyrische Emotion
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.913
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Servus Erich,
selbstverständlich kannst du den Zähler ablesen. Auf der Hauptseite ganz unten bei den Statistiken. Mehr kann ich auch nicht und muss dann kurz recherchieren, in welcher Reihenfolge die letzten Beiträge kamen. Als ich meine Antwort hier schrieb, stand der Zähler auf 98.001. Dann habe ich nur noch geschaut, wer die letzten Beiträge verfasst hat und konnte dich ermitteln. So einfach ist das... Liebe Grüße Falderwald
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08.02.2017, 21:57 | #7 |
Slawische Seele
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Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
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Lieber eKy,
als Beschreibung hast Du ein Bild erschaffen, das jeden Maler und Naturliebhaber lyrisch tief beeindruckt. In den Zeilen entdecke ich aber auch eine kykalsche Kritik am Ganzen. am Glauben. Granites Mauerwerk mit grob verputzten Ritzen, gebohrte Löcher, Gitterenden, Glas und Räume und von Tiefe schwindeln. Feiertags in fromme Herzen - gerahmt von ausgewitterten und feuchten Wänden. Der schwarze Schimmel macht alles sterblich.(Immer wieder das irdisch Erschaffene und Vergängliche.) Die Kastanienbäume sind echt, ob be- oder entlaubt und sie versprechen keine Ewigkeit. Vielleicht interpretiere ich zu viel hinein, vielleicht weil ich Deine Sichtweisen kenne. Darum gefällt mir dieses Werk besonders oder besser - doppelt gut. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
08.02.2017, 23:04 | #8 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi Faldi!
Vielen Dank für den Hinweis! Ich glaube aber nicht, dass ich viel Energie in weitere Jubiläen stecke ... Der Zufall möge auch weiterhin entscheiden. Hi Dana! Du deutest das schon ganz richtig, hast auch die feinen Anspielungen auf die Metaebene entdeckt! So wird eine an sich harmlose lyrische Beschreibung zu einer Aussage bezüglich des Weltbildes, das solche Kapellen erzeugt. So romantisch und pittoresk diese Bauwerke auch in der Landschaft sein mögen, sie stehen für mich für eine Geisteshaltung, die gerade den Geist unterdrückt - abgesehen natürlich vom "heiligen"! LG, eKy Hier noch einige Impressionen aus dem Mühlviertel: Dies ist die Kapelle nahe meinem Haus (ich wohne ja am Kreuzweg in Neumarkt), die letzte auf der Hügelspitze: http://www.neumarkt-muehlkreis.ooe.g..._CI1303972.jpg Hier noch andere Beispiele aus Oberösterreich: http://wanderfreundesalzkammergut.at...nesweg1099.jpg http://wanderfreundesalzkammergut.at...nnesweg029.jpg Und zuletzt noch weitere Bilder aus meinem Heimatort. Die für diese Region typische Bauart, genannt "Stoabless", hochdeutsch "Steinblöße". Da es früher im Mühlviertel zwar viel Granit, aber wenig Kalk gab, war der Wandverputz teuer, nur reiche Leute konnten sich ein gänzlich verputztes Haus leisten. Man machte aus der Not eine Tugend und verputzte nur die Ritzen zwischen den Steinen. Damals eine Arme-Leute-Lösung, heute geschätztes Kulturgut und Fotomotiv für Touristen. Wir haben hier ganze Dorfensembles in diesem Stil! http://www.neumarkt-muehlkreis.ooe.g..._CI1319412.jpg http://www.aeiou.at/aeiou.photo.inde...of_bei_sti.jpg http://www.sagen.at/fotos/data/572/otm_4_.JPG http://austria-forum.org/attach/Wiss...7%20(6)_ji.jpg https://i.ytimg.com/vi/GMKFiVdd_zQ/maxresdefault.jpg Das ist mein Heimatort Neumarkt im Mühlkreis. Mein Haus liegt hinter dem Kirchturm auf der anderen Seite des Hügels. http://www.kernlandimker.at/images/1_neumarkt_14.jpg Blick vom Dorfhügel (Tannberg, wo die Kapelle steht, ca. 700m Seehöhe) gen Süden. An klaren Tagen sieht man die weiße Kette der nördlichen Kalkalpen am Horizont. http://www.neumarkt-muehlkreis.ooe.g.../222930503.jpg Blick von Norden her. Mein Haus liegt ganz links oben, verdeckt von dem Baum: https://media.images-tiscover.com/at...esterreich.jpg
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09.02.2017, 14:40 | #9 |
Gast
Beiträge: n/a
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Hi eKy,
Hier sehe ich ein gemaltes Bild vor mir. Du hast eine Kapelle beschrieben, die jeder nachmalen könnte. Sehr lyrisch und dennoch klar. Im Verlauf ändert sich das Bild von beschreibend in eine melancholische Stimmung. Der Verfall der Kapelle hat begonnen und somit alles alles ein Ende. Besonders gelungen finde ich die S. Mit den Kastanienbäumen. Traumhaft schön! Deine Themen sind : der Glaube und der Mensch. Und du hast dieses Bauwerk so schön beschrieben, dass ich einen Respekt von dir verspüre, in Sachen kirchlicher Bauwerke. Sehr gerne gelesen und liebe Grüße sy Geändert von juli (13.02.2017 um 10:24 Uhr) |
09.02.2017, 15:15 | #10 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi Sy!
Abgesehen von den architektonischen Aspekten von Sakralbauten sowie den künstlerischen, über die ich als BE-Lehrer viel gelernt habe, steht mir dieser Kreuzweg seit frühester Kindheit quasi vor der Nase rum - da entsteht eine gewisse Vertrautheit. Auch wenn ich mit der Botschaft nicht übereinstimme, so respektiere ich doch den Zauber dieser landschaftsbildenden Artefakte. Hast du dir die Bilder im Kommi vor dem deinen angeschaut? Vielen Dank für deine Begeisterung! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
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