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Bei Vollmond Phantastisches und Science Fiction

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Alt 10.11.2014, 21:19   #1
Cebrail
verkannt
 
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Registriert seit: 05.08.2010
Ort: Wo der Himmel die Erde berührt
Beiträge: 332
Standard Feengarn

.




Mit Feengarn vernähter Schleiersaum
bedeckt das Feld, den Fluss und jeden Strauch.
Novemberlachen taumelt aus dem Baum.

Mein Sommerherz zerrinnt im trüben Traum,
versinkt, ertrinkt im grauen Diesighauch
aus feengarnvernähtem Schleiersaum.

Die Flüsterknisterschritte hört man kaum,
gedämpft die Welt zerfällt im Nebelrauch.
Novemberlachen taumelt aus dem Baum.

Der Himmel liegt am Grund wie zarter Flaum
und Syrinx Lied erklingt im Ruf des Gauch,
am feenhauchumwehten Schleiersaum.

Der Flötenspieler tanzt im Seelenraum
und Herbstlichtfalter schwirren mir im Bauch.
Novemberlachen taumelt aus dem Baum.

Mein Bilderbuch, gehemmt vom Wortezaum,
ist prall gefüllt mit buntem Grau. Ich tauch
im feengarnvernähten Schleiersaum.

Novermberlachen taumelt aus dem Baum.





.
__________________
© auf alle meine Texte

„Mir gefiel der Geschmack von Bier, sein lebendiger, weißer Schaum, seine kupferhellen Tiefen, die plötzlichen Welten, die sich durch die nassen braunen Glaswände hindurch auftaten, das schräge Anfluten an die Lippen und das langsame Schlucken hinunter zum verlangenden Bauch, das Salz auf der Zunge, der Schaum im Mundwinkel.“
Dylan Thomas

Geändert von Cebrail (28.11.2014 um 00:41 Uhr)
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Alt 11.11.2014, 17:08   #2
Chavali
ADäquat
 
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Oha Cebi,

eine Villanelle

Sehr schön! Du hast wunderbar poetische Worte gefunden für einen Herbsttag voller Nebel.
Die Sehnsucht nach Sommer ist allgegenwärtig. Und doch: Der Herbst zeigt sich manchmal von seiner geheimnisvollen Seite.
Zitat:
und Syrinx Lied erklingt im Ruf des Gauch,
Diese Begriffe werde ich noch googeln

Das ist meine Lieblingszeile:
Zitat:
Novemberlachen taumelt aus dem Baum.
Toll!


Sehr gern gelesen!

Liebe katzigrüße
__________________
.
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Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 11.11.2014, 18:50   #3
Dana
Slawische Seele
 
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Lieber Cebi,

ich bin schon mehrfach in dein Werk abgetaucht und fühlte mich zum ersten Mal "novemberwohl".
Deine gewebten und schön erfundenen Metaphern machen den November zum Lied (Villanelle). Du hast ein Novemberlachen erfunden und mich von einer vorgegebenen "Novemberdepression" befreit. Selbst wenn das Lachen nur taumelt, es ist da - zart vernäht mit Feengarn.
Wenn ich morgen wieder im Wald bin (bin ich fast täglich) - soll es mir eine Freude sein. Ich werde dein Feengarn mitnehmen.

Vielen Dank und liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 13.11.2014, 08:43   #4
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Beiträge: 8.570
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Hi, Cebrail!

Gefällt mir gut - Terzette liest man nicht oft, und wirklich gute noch seltener!

Deine Bilder sind erfrischend originell und sprachlich hochakzeleriert!

Super: Das ganze Gedicht kommt mit 2 Reimen aus, ohne dass es bemüht wirkt und um Reimes willen herbeigezwungen.

S3Z2 - m.E. kein Komma nach "Welt".

Ein Detail: Die Schlußzeile würde ich mittels einer Leerzeile von der letzten Strophe absetzen.

Sehr gern gelesen!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 13.11.2014, 16:17   #5
juli
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Beiträge: n/a
Standard Hallo Cebrail :)

Das Ist doch mal etwas, Dein Feegarn verscheucht den Novemberblues
Heute war hier so ein Tag. Da vermutet man ja hinter den Bäumen Feen und andere Gespenster.

Sehr sehr gerne gelesen

Liebe Grüße sy
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Alt 28.11.2014, 00:46   #6
Cebrail
verkannt
 
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He Katzi,
eine Antwort war noch offen und die wollte ich nicht schuldig bleiben.

Ja das ist der Versuch einer Villanelle und da ich noch nie eine schrieb, habe ich mich mal dran versucht und die kleine Mogelei konnte ich mir einfach nicht verkneifen. .

Die Bedeutung der Begriffe hast die wahrscheinlich mittlerweile rausgefunden und ich denke, dass es dich einen Schritt weit in Richtung meiner Intention gelenkt hat.
Das Novemberlachen gefällt mir selbst nach einigen Tagen immer noch.

Danke für dein Gefallen und den Kommentar, lass es dir gut gehen.

Einen lieben Gruß
C.



Hallo Dana,

es freut mich besonders, dass du in diese Zeilen eintauchen konntest. Wenn es ein wenig zum Novemberwohl beigetragen hat umso mehr und das Taumeln musst dir vorstellen wie ein Blatt, das müde vom Sommer, zu Boden taumelt.

Wenn du dich oft im Wald bewegst und mal einen schönen Nebeltag erwischst, brauchst kein Feengarn mitzunehmen, da es überall dort vorhanden ist, gewebt von den Fleißigen der Wälder, um den Nebel ein wenig halt zu geben.

Liebe Grüße
C.



Hallo Eky,
da ich um viele deiner Gedichte weiß, freut es mich sehr dich hier zu lesen und deinen lobenden Worte machen mich ein wenig verlegen, danke dafür.

Das mit den zwei Reimwörtern ist ja die Vorgabe bei dieser Gedichtform und ich musste eine gute Weile lang überlegen.

Dass das Komma an dieser Stelle nicht richtig ist habe ich mir schon gedacht, es ist nur gerade bei dieser Zeile so, dass „die Welt“ sich einmal auf das „gedämpft“ beziehen soll, also „gedämpft die Welt" und auf der anderen Seite eben die „die Welt zerfällt“.

Ich weiß gerade mal wieder nicht wie man das nennt , war es Apokoino?

Ich werde einfach beide Kommata löschen und hoffe, dass der Leser damit klar kommt.

Deinen Vorschlag zur letzten Zeile übernehme ich dankend.

Nochmal danke für deine Worte.

Liebe Grüße
C.


Hallo Sy,

ich finde den Novemberblues gar nicht so schlimm, zumal Blues bzw. „feeling Blue“ für mich nicht unbedingt traurig sein bedeutet .

Die Gespenster sind wirklich da und ab und an kommt Pan auf der Suche nach seiner Liebe um die Ecke.

Danke für deinen Kommentar.


Einen lieben Gruß

C.
__________________
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„Mir gefiel der Geschmack von Bier, sein lebendiger, weißer Schaum, seine kupferhellen Tiefen, die plötzlichen Welten, die sich durch die nassen braunen Glaswände hindurch auftaten, das schräge Anfluten an die Lippen und das langsame Schlucken hinunter zum verlangenden Bauch, das Salz auf der Zunge, der Schaum im Mundwinkel.“
Dylan Thomas

Geändert von Cebrail (30.11.2014 um 11:22 Uhr)
Cebrail ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.11.2014, 11:19   #7
Zaubersee
Eiland-Dichter
 
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Registriert seit: 29.11.2014
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 33
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Hallo Cebrail,

von Deinem Gedicht bin ich regelrecht umgarnt, eine Symphonie aus verwunschenen Melodien und unwirklichen Märchenworten, ein Spaziergang mitten in das Herz des Novembers ... wunderbar!

Lieben Gruß
Zaubersee
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