20.09.2020, 13:51 | #1 |
Galapapa
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Nacht der bangen Ahnung
Es war an einem lauen Sommerabend -
ich saß im Garten unterm Lieblingsbaum, mich an dem wohlig warmen Frieden labend. Die Stille schwieg mir einen sanften Traum. Noch lag die Sommerhitze in den Zweigen, das Licht versank im gelben Horizont und Mücken tanzten ihren letzten Reigen, vom Dämmerschein zinnoberrot besonnt. Mir war, als ob ich einen Schatten sähe. Er wandelte in seltsamer Manier. Schon spürte ich ihn ganz in meiner Nähe – der Atem stockte – er war hinter mir. Er flüsterte in dürren Röchelworten: „Wovor nur - sag mir - fürchtest du dich so? Ich bin bei Dir, zugleich an vielen Orten und dennoch, wünscht man, wär ich nirgendwo. Das Ende ist nur eine stille Reise, ein neues Dasein dort, wohin du gehst und Furcht wird zur Zufriedenheit ganz leise, wenn du das letztlich irgendwann verstehst.“ Ein kalter Hauch strich über meinen Rücken, im Eschenlaub hat es ganz sacht gerauscht. Das Grauen wollte mich beinah erdrücken. Noch lange hab ich in die Nacht gelauscht. Doch jener Schatten war und blieb verschwunden. Ein vages Ahnen nahm mich an die Hand. Die Nacht verlor sich in den bangen Stunden, bis ich zufrieden einschlief und verstand. |
20.09.2020, 19:07 | #2 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
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Lieber Galapapa,
sehr lange habe ich nichts mehr von dir gelesen, um so mehr freue ich mich über dieses ausgezeichnete Gedicht. Liebe Grüße Thomas
__________________
© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
22.09.2020, 16:57 | #3 |
Galapapa
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Lieber Thomas,
danke für Deinen lobenden Kommentar! Ja, es ist eine Weile her, dass ich hier war und das hat auch seinen Grund. Liebe Grüße! Galapapa |
23.09.2020, 11:21 | #4 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
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guten morgen galapapa,
es ist schön, wieder etwas von dir zu lesen! in wunderbarer weise hast du diese begegnung mit dem unwägbaren in worte gekleidet, unverbrauchte bilder, die das lyrische herz höher schlagen lassen! ja , so ist das wohl an den ufern und schwellen des seins. man versteht ohne worte - und dieses verständnis reicht tief. lg, larin
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich! |
23.09.2020, 17:50 | #5 |
Galapapa
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Liebe larin,
hab herzlichen Dank für Deinen Kommentar und Dein schönes Lob! In mein Alter hat sich dieses Jahr die Sieben eingschlichen und da mache ich mir natütlich Gedanken über das kurze Stück Weg, das mir noch bleibt. Ich bin jedoch inzwischen so eins mit der Natur, dass ich kein Problem mit diesen Gedanken habe und versuche, mir die Tage so angenehm wie möglich zu machen. Gerade das Schreiben gibt mir dabei viel. Solange ich noch dichte, bin ich noch. Ich denke noch oft an unser Dichtertreffen in Berlin. Liebe Grüße! galapapa |
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