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Der Tag beginnt mit Spaß Humor und Übermut

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Alt 20.11.2011, 08:38   #1
Friedhelm Götz
Schüttelgreis
 
Registriert seit: 02.11.2011
Beiträge: 954
Standard Ein Grabstein erzählt eine Geschichte

Hi!

Auf einem meiner Fotostreifzüge hat mir auf einem Friedhof einmal ein Grabstein folgende Geschichte erzählt:


Der Lebensüberdrüssige

Ein Mann, des Lebens überdrüssig,
weil er im Leben nie recht flüssig,
und die Geschäfte träge laufen,
-kein Mensch will bei ihm Schlipse kaufen -

beschließt, nicht klar mehr bei Verstand,
sich aufzuknüpfen kurzerhand.
Doch just so nah der Todesschranke
durchzuckt ihn jählings der Gedanke:

Es wär das Seil des Jenseitstrips
doch eigentlich recht schick als Schlips?
Der Einfall scheint ihm recht probat.
Er schreitet also gleich zur Tat

und hat, entronnen grad dem Tode,
tatsächlich Glück, der Strick wird Mode.
Der Mann, fast Opfer des Geschicks,
wird nun zu einem Kind des Glücks.

Er widmet sich der Produktion
der Strick-Krawatten-Kollektion
und wird, dem Tod erst grad entwetzt,
nun vom entfachten Boom gehetzt.

Sein Glück nimmt ihn so heftig ran,
dass er nicht mal verschnaufen kann.
Der Mann, bevor er sich’s versieht,
sein Lebenskonto überzieht,

und ist, was vordem fast geschehn,
dann eines Tags nicht mehr zu sehn.
Das Glück, das er so sehr begehrt,
es hat ihn gänzlich aufgezehrt.

Hier mein Foto des Grabsteins:

Grabstein von Peter Schlips, Krawattenfabrikant




Geändert von Friedhelm Götz (04.03.2016 um 09:44 Uhr)
Friedhelm Götz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.11.2011, 12:25   #2
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Stimme der Zeit
 
Registriert seit: 15.03.2011
Ort: Stuttgart
Beiträge: 1.836
Standard

Guten Morgen, Gerd Flöhezimt,

jetzt kenne ich schon mehrere Leute, die nicht nur dichten, sondern auch fotografieren - schade, dass ich diesbezüglich so gar kein Talent habe. Zwar habe ich die Funktionen meiner Digitalkamera alle verstanden, aber von 10 Fotos wird höchstens eines das, was ich "gelungen" nennen würde, und meine "Ansprüche" sind da eher gering, da ich mein "Nicht-Talent" kenne ...

Herrlich ironisch, dieser Text - und lustig. Zuerst möchte sich Herr Schlips umbringen, da ihn Misserfolg und "Unglück" dazu treiben; dann wird das Glück des "Guten zuviel" - was ihn dann tatsächlich "umbringt". Er starb an einer "Überdosis Glück und Erfolg", oder so ...

Der Name ist natürlich "Programm" (Herr Schlips, Krawattenfabrikant), das Gedicht ist eine originelle Idee, diese Namensübereinstimmung zu "verarbeiten". Es gibt viele so lustige Übereinstimmungen zwischen Name und Beruf, z. B. auch: Dr. Schreier (Zahnarzt, au weia); Herr Bauer (Architekt); Frau Kreischa (Psychologin); Dr. Wehe (Allgemeinmediziner) - da könnte man eine sehr lange Liste mit witzigen Namen machen. Warum bin ich eigentlich noch nicht auf die Idee gekommen?

In einem Spaßgedicht stören mich die Inversionen auch nicht sehr, ich bin in diesem "Bereich" nur bei mir selbst akribisch.

Lediglich für die erste Strophe würde ich gerne ein paar Vorschläge machen, sozusagen für den Einstieg in die "Geschichte":

Zitat:
Herr Schlips, des Daseins überdrüssig,
weil Zeit des Lebens nie recht flüssig
und die Geschäfte träge laufen,
-kein Mensch will bei ihm Schlipse kaufen -
Mir würde es gefallen, wenn statt dem "zweifachen" Leben eines durch das Synonym "Dasein" ersetzt würde und wenn der "Name als Programm" gleich am Anfang stünde.
Es sind aber nur Vorschläge, also "meine Gedanken dazu". (Das Komma kann aber in jedem Fall weg.)

Das hier ist meine "Lieblingsstelle":

Zitat:
und wird, dem Tod erst grad entwetzt,
nun vom entfachten Boom gehetzt.


Gerne gelesen und kommentiert.

Liebe Grüße

Stimme
__________________
.

Im Forum findet sich in unserer "Eiland-Bibliothek" jetzt ein "Virtueller Schiller-Salon" mit einer Einladung zur "Offenen Tafel".

Dieser Salon entstammt einer Idee von unserem Forenmitglied Thomas, der sich über jeden Beitrag sehr freuen würde.


Stimme der Zeit ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.11.2011, 13:21   #3
Friedhelm Götz
Schüttelgreis
 
Registriert seit: 02.11.2011
Beiträge: 954
Standard

Hallo Stimme,

ich habe es nicht gesagt, aber da du es nicht erwähnst, dies ist ein Gedicht im Stil von Eugen Roth. Es stammt aus meiner "rothen" Phase, viele solcher Erzählgedichte habe ich in diesem Stil geschrieben. Es müsste eigentlich mit "Ein Mensch" beginnen, aber ich habe solche Reimereien meistens mit "Ein Mann" begonnen, so auch dieses.

Was das Bild angeht, ich wohne direkt am Friedhof, ich sag dir, Friedhöfe könen eine Fundgrube für Fotografen sein, z.B. dieses Bild mit einer Spinne, aufgenommen mit einem Makro-Objektiv:

Spinne im Netz

Vielen Dank fürs Kommentieren und deine Anregungen.

LG Friedhelm
Friedhelm Götz ist offline   Mit Zitat antworten
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