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Alt 18.02.2016, 08:57   #1
Friedhelm Götz
Schüttelgreis
 
Registriert seit: 02.11.2011
Beiträge: 954
Standard Ein Maler, der auf Reisen ging

Couplet nach einem Vortrag von G.H. Mostar,
aus der Erinnerung nachgedichtet

Ein Maler, der auf Reisen ging,
ließ seine Frau alleine
und sprach, du bist solch süßes Ding,
doch treu, das ist ja keine!

Die Welt ist doch seit Anbeginn
wahrhaft ein Sündenbabel!
Drum mal ich dir ein Eslein hin,
'ne Handbreit unterm Nabel.

Doch Beste, wenn die Lust dich packt,
dann werde ich es sehen.
Und bleibt mein Eslein nicht intakt,
dann wirds dir schlecht ergehen.

Denn eines nämlich sag ich dir:
Ich kenn der Weiber Schläue.
Drum sei das Eselein von mir
der Zeuge deiner Treue!

Der Gatte ging, der Hausfreund kam.
Nach tagelangem Lieben
wars Eslein, was nicht wundernahm,
nicht ganz intakt geblieben.

Der Freund jedoch, in jedem Sinn,
als Hausfreund praktikabel,
malt ihr ein neues Eslein hin,
die Handbreit unterm Nabel.

Doch einen Fehler er beging,
zwar nur nen klitzekleinen,
denn da, wo jetzt ein Sattel hing,
trugs erste Eslein keinen.

Und als der Gatte kam sodann,
rief seine Frau voll Schläue:
Schau dein intaktes Eslein an,
den Zeugen meiner Treue!

Am Anfang wars ihm froh zu Sinn,
doch später miserabel.
Er schaute nämlich näher hin,
die Handbreit unterm Nabel.

Dein Zeuge, schrie er desperat,
hat wahrlich nichts verschwiegen.
Wers Eselchen gesattelt hat,
der hat es auch bestiegen.

Gesangsaufnahme, Musikbegleitung Heidrun Dolde
__________________
Reime zu schütteln, gilt vielen als Nonsens von Spaßern, nichts Rechtes!
Aber die Spaßer mit Ernst suchen im Unsinn den Sinn!
Friedhelm Götz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.03.2016, 15:27   #2
Terrapin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 27.08.2014
Beiträge: 469
Standard

Das ist aufreizend komisch.
Schlußendlich Kühn.
Genialer Awortwitz.
__________________
Das Leben ist eines der schwierigsten.
Terrapin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.03.2016, 17:31   #3
Friedhelm Götz
Schüttelgreis
 
Registriert seit: 02.11.2011
Beiträge: 954
Standard

Nach einem Monat der erste Kommi, das ist ungewöhnlich für so ein Werk, wobei ich mir hier nicht als Autor auf die Schulter klopfe, da ich nur nachgedichtet habe, das Couplet zwar selber gesungen, ist aber schon lange her.

Danke Terry für das Lob.

LG Fridolin
__________________
Reime zu schütteln, gilt vielen als Nonsens von Spaßern, nichts Rechtes!
Aber die Spaßer mit Ernst suchen im Unsinn den Sinn!
Friedhelm Götz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.03.2016, 18:50   #4
Hollerith
Matador mit Adlerblick
 
Benutzerbild von Hollerith
 
Registriert seit: 28.06.2009
Ort: auf meiner Ranch
Beiträge: 341
Standard

Und hier kommt der zweite Kommi, nachdem ich diese aberwitzige Geschichte schon mehrmals in den letzten Tagen gelesen hatte.

Sehr amüsant, Fridolin!

Gruß Holle
__________________
Mit Adleraugen such ich dich, durch Adleraugen find ich dich.
Hollerith ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.03.2016, 22:33   #5
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi, Fridolin!

Fürwahr ein gar wunderbarer Witz!

Natürlich arbeitet alles auf diesen einen letzten Satz hin, der die Quintessenz des Humors ausmacht, nämlich dass wer das Eselchen gesattelt hat, es auch bestiegen hat!
Der Witz besteht sowohl in der Umkehrung der "nomalen" Abfolge, nach der man erst sattelt und dann besteigt (was hier sozusagen "umgekehrt" vollzogen wurde: erst bestiegen und danach das Eselchen mit Sattel versehen) als auch in der offensichtlichen Doppeldeutigkeit des Terminus "besteigen", der die umgekehrte Abfolge erst mit einer weiteren "schlüpfrigen" Bedeutung versieht.

Herzlich geschmunzelt!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
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