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Ausflug in die Natur Natur- und Tiergedichte

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Alt 07.10.2016, 09:43   #11
Wodziwob
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Familienmitglied. Das trifft es, Sy, genau so ist es.

Ich hab einen kleinen Auszug aus meinem Buch gefunden, den ich Dir gern einstellen möchte...

°°°°°

In jungen Jahren soll ich ein rechter Hundesohn gewesen sein, was ich hab Bellen hören, in späteren Tagen dann war mir oft hundeelend zumute ob des Hundelebens, das ich blöder Hund mich zu führen entschlossen hatte und das mir allzu oft hundsgemein mitspielte, nicht selten fiel der Schatten des Höllenhundes auf meinen Weg, nicht nur einmal hatte ich das Gefühl, hundselendiglich vor die Hunde zu gehen, und, Hunde wollt ihr ewig leben, oft genug bin ich ganz schön auf den Hund gekommen. Meine arme Hundeseele heulte den Vollmond an, wenn ich litt wie ein Hund, es mir hundsmiserabel ging und ich winselte unter wolkenverhangenem Himmel, aus dem es Katzen und Hunde regnete, nicht einmal einen Hund hätte man bei diesem Hundewetter vor die Tür gejagt. Aber scheiß der Hund drauf, ich will keine schlafenden Hunde wecken, und mag ich auch bekannt sein wie ein bunter Hund, glücklicher Fügung verdanke ich es, trotz alledem kein Schweinehund geworden zu sein.

Manchmal frage ich mich, was die schwarze Hündin zu meinen Füßen von mir unterscheidet. Die weißen Christenmenschen behaupten ohne besseres Wissen, dass sie nicht über die Gabe des Denkens verfügt, nicht um ihr Selbst weiß, ja, nicht einmal erkannt hat, dass sie da ist. Woher nehmen sie sich die Gewissheit dieser ihrer Mutmaßung? Sie benutzen ihre Maßstäbe, um ein Tier zu beurteilen, doch macht dieses es mit ihnen nicht ebenso? Wie wird wohl sein Urteil ausfallen? Sie sprechen ihm die Gabe vorausschauender Planung ab, was aber, wenn es eine solche einfach nicht braucht, oder aber die seine eine andere, ihnen verborgene ist? Ein augenblickliches Erfassen, das alles beinhaltet und sogar über der Zeit steht?

Das Hündchen träumt lebhaft, es bellt im Schlaf, zuckt und zappelt mit den Beinen, es erlebt. Sind seine Traumbilder von weniger Bewusstsein bestimmt als die ihren, ist sein Empfinden von weniger Gedanken durchsetzt als das ihre? Gedanken, die keine Worte brauchen, um gedacht werden zu können. Sie wissen nicht, was in seinem kleinen Kopf vorgeht, wissen so gut wie nichts von seinem Trachten, Fühlen, Sehnen, ein Tier handelt in ihren Worten „instinktiv“, ist durch und durch beherrscht von Fresssucht und Trieb. Was aber sind sie, was ist der Mensch, so frage ich, was?! Woher nimmt er sich die Gewissheit seiner Überlegenheit, die Seele eines Tieres auf ein dumpfes Etwas beschränken zu dürfen, woher kommt diese Anmaßung? Ein jedes Tier kann Freude und Leid empfinden wie er, Schmerz und Trauer, Begeisterung und Sehnsucht, Angst und Kummer, es kann hassen und es kann lieben, selbstlos und leidenschaftlich, ist dem Menschen ähnlich, mit ihm verwandt, beseelt und lebendig. Wieso bestehen die Christenmenschen darauf, dass es nicht um seine Sterblichkeit wissen kann, woher wollen sie das denn so genau wissen? Sie vermuten es einfach, nichts weiter, denn nichts, so gut wie nichts wissen sie in Wahrheit von ihm.

Sie verachten die Viecher wegen ihrer Scham- und Zügellosigkeit, die treiben es mit Verwandten, lassen keine Gelegenheit aus, lecken sich an ihren Geschlechtsteilen, beschnüffeln die Ausscheidungen ihrer Artgenossen. Was aber treiben sie hinter verschlossenen Türen, und wo überall hinein stecken sie ihre Nase? Das Leben des weißen Christenmenschen ist bestimmt von Verzicht und Selbstbeherrschung, sie praktizieren diese, um unbehelligt zu leben und zu überleben, weshalb bitte sonst sollten sie sich dies alles auferlegen? Um Gott zu gefallen oder vielmehr sich selber? Was aber wissen sie vom Verzicht und der Selbstbeherrschung der Tiere? Nun gut, der vorgegebene Rahmen mag ein anderer sein, die moralische Leistung jedoch deshalb als geringer einzuschätzen und als niedriger anzusehen ist nichts als selbstgefälliges Gutdünken. Die Bestie Tier tötet grausam und ohne Gnade, wenn sie kann, so sagen sie, wie aber gehen sie um mit ihren Beutetieren, Ihrem Nutz- und Schlachtvieh? Das wilde Tier ist blutgierig und erbarmungslos, so es entfesselt, well, ich sah dasselbe Verhalten oft genug bei meinem Mitmenschen, zu oft, viel zu oft. Und doch, da ist ein kleiner Unterschied - sie morden Ihresgleichen, sie töten Artgenossen, und das massenweise.

Was also unterscheidet mich wirklich von meiner liebgewonnenen Hündin? Ist es lediglich der Dünkel der Überlegenheit, der mir dabei hilft, die eigene Erbärmlichkeit besser ertragen zu können? Oh ja, wir Menschen haben uns die Erde untertan gemacht, mit rücksichtsloser roher Gewalt, ohne Gnade und Gewissen, mit entsetzlicher Zerstörungswut und unvorstellbarer Grausamkeit. Und, so frage ich, warum tun die Tiere nicht dasselbe mit uns? Sind sie es am Ende, die uns überlegen sind, irgendwo tief in ihrem Innersten Wissende und Verstehende, auf einer Ebene, die wir längst verloren oder nie besessen haben? Ich weiß es nicht, ich erziehe nur, auch Menschenkinder müssen erzogen werden, der Unterschied ist nicht allzu groß und der Erfolg ebenso ungewiss. Bei genauer Betrachtung kann ich nicht einmal mit Gewissheit sagen, ob es nicht vielleicht genau umgekehrt ist, ob nicht ich von ihr erzogen werde, hündisch gemacht sozusagen, nach ihrem Bild geformt und erschaffen. Ihr schlauer Friedensschluss ist der Gehorsam, ein Verhalten, das ihr auch im Wolfsrudel abverlangt wäre, wer also lernt hier eigentlich von wem, wer beherrscht, beeinflusst, lenkt und dressiert wen? In jedem Falle ist mir der Gedanke, die Krone der Schöpfung zu sein, zutiefst verhasst, und ich fürchte, das kleine Luder nutzt das gnadenlos aus.

Wie dem auch sei, ich habe wohl so Einiges gemeinsam mit ihr, diesem anhänglich feinfühligen Wesen, das sich unter meinen Händen streckt und räkelt, für das alles und jedes Spiel ist, das Dasein pure Freude, das Erleben hemmungslose Begeisterung und Ausgelassenheit. Ein Kind der Unschuld, eine kleine Hundeseele, die nicht gebrochen, nicht getreten, geschlagen und misshandelt, ein Hündchen, das nicht verraten, verlassen, missbraucht und entwürdigt wurde. Ein unversehrtes kleines Ich. Das ist es wiederum, was mich von ihm trennt, was mich ab und an mit Wehmut und Traurigkeit erfüllt, wenn ich in seinen Augen das Strahlen von Glück, Liebe, Geborgenheit und Zufriedenheit sehe.

Dann möchte ich die Welt da draußen vergessen, sie nie gekannt haben, dann möchte ich ein kleiner schwarzer Hund sein.

°°°°°
Heute ist sie - fast - schon ein altes Mädchen.

Liebe Grüße
Wozi
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Alt 10.10.2016, 10:19   #12
juli
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Beiträge: n/a
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Hallo Wozi,

Ein kleiner Auszug!

Ne ist schon gut.

Danke für deine Zeilen. Sie erzählen von dem Verschiedensein der Menschen und der Tiere. Ich sehe es so, dass die Tiere ihren Instinkten folgen, und ich bin mir sicher, dass die weiter entwickelten Säugetiere auch eine Seele habe. Ich habe Jahrzehnte lang Hunde und Katzen bei mir gehabt, und ich bin mir sicher, dass die Tiere Stimmungen des Menschen, und auch anderer Lebewesen einfangen können. Traurigkeit ebenso die Fröhlichkeit. Sie regierten darauf und haben durch ihre Handlungen am meinem Leben teilgenommen. Ohne ihre Freundschaft wäre mein Leben nur halb so schön.
Tiere kennen keinen Glauben. Ihre Arterhaltung und ihr Sattsein ist ihnen wichtig. Auch lieben sie ein lauschiges, sicheres Plätzchen zum Schlafen.

Danke nochmals und liebe Grüße ( Leckerli) auch an das alte Mädchen sy

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