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Ausflug in die Natur Natur- und Tiergedichte

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Alt 19.03.2019, 11:42   #1
Walther
Gelegenheitsdichter
 
Registriert seit: 09.11.2009
Ort: Im Wilden Süden
Beiträge: 3.210
Standard Sonntagsspaziergang, verregnet

Sonntagsspaziergang, verregnet

Der Himmel weint sich aus; er braucht ein Taschentuch:
Das Leid der Welt ist schließlich immer tränenreich.
Ein Wunsch wird nicht erfüllt – auch das bleibt immer gleich.
Doch Wünsche machen Mut. Warum nicht ein Versuch,

Das Schicksal auszutricksen? Wer wär nicht gern reich,
Wenn er hart zuschlägt, jener Monatsendefluch,
Dass Tage übrig sind? Wer kennt nicht den Geruch
Von Armut? Welches Unglück fällt schon wirklich weich?

Es schlängeln sich die vielen Parapluie-Paraden
Am Straßenrand durch eine große Stadt hindurch –
Die Regenspritzer reichen hoch bis an die Waden –

Auf manchen Platz und auch vor manchen schönen Laden:
Die Sonne häutet sie wie Larve oder Lurch,
Und sie zerlegen sich zur Nacht zu Menschmonaden.
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Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt
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Geändert von Walther (19.03.2019 um 17:46 Uhr)
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Alt 19.03.2019, 13:00   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Beiträge: 8.570
Standard

Hi Walther!

ein geradezu surrealistisches lyrisches Gemälde!

S2Z1 - Hier musst du verkürzt "wär" schreiben, sonst passt der Satzteil nicht ins Betonungsschema des Metrums.

S3Z2 - Komma ans Zeilenende.

In der letzten Zeile sind das "zur" und das "zu" praktisch fast gleich hintereinander klanglich leicht suboptimal, aber das geht wohl nicht anders. Oder doch? - "Und sie zerlegen nächtens sich zu Menschmonaden."
Diesen Schlussatz habe ich allerdings zuerst nicht verstanden, obwohl ich "Monade" nachschlug. Wer ist "sie"? Die Schirmträgerkonglomerate? Larve und Lurch? Die Regenspritzer (okay, unwahrscheinlich)? Der Bezug ist durch den weiten Abstand nicht mehr eindeutig, man muss die Zusammenhänge suchen gehen.
So oder so ist der Terminus "Menschmonaden" hier arg strapaziert verwendet ("menschliche physische und psychische Einheiten"?) dafür, dass man schlicht aussagen will, dass die Paraden sich zu Individuen auflösen, und ich schätze zudem, fast jeder Leser muss sich ob des abgehobenen Fremdworts erst mal kundig machen.

Beim "Paraplü" bevorzuge ich die "deutsche" Version, wie Busch sie verwendete.


Abgesehen von diesen Kleinigkeiten sehr gern gelesen! Ich mag die Sechsheberzeilen, sie erzeugen bei adäquater Sprachmelodie so einen angenehm hypnotisch weiterziehenden Duktus!

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
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Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.03.2019, 13:59   #3
Walther
Gelegenheitsdichter
 
Registriert seit: 09.11.2009
Ort: Im Wilden Süden
Beiträge: 3.210
Standard

Hi eKy,
habe zwei kleinere anpassungen eingebaut, auch deinen hinweis umgesetzt. danke vielmals.
deine anmerkung zu den terzetten kann man so sehen. ich sehe das problem deshalb nicht, da der sinnzusammenhang zu den parapluie-paraden bereits im vers davor gezogen wird. die waden "häuten" sich nicht, aber eben jene.
lg W.


ps: habe oben eine variante eingestellt, die die mitte trifft - das sollte die probleme lösen ...
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Geändert von Walther (19.03.2019 um 17:47 Uhr)
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