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Ausflug in die Natur Natur- und Tiergedichte

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Alt 12.12.2011, 14:21   #1
fee
asphaltwaldwesen
 
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Standard Winterglauben

Kriecht Nebeldampf ganz sacht in sprödes Laub,
wird Moder nun das Blatt in letzter Wandlung
und Wald für Klang von Farben taub,
vollzieht sich so des Jahres letzte Handlung.

Längst birst nichts mehr leis knisternd unter Sohlen,
hat Nacht dem Tag manch lichte Stund gestohlen.
Und wär nicht Wissen - ob ich dies dann glaub:
zu Leben wird, was Fäulnis jetzt und Staub.




.fee, `11

Geändert von fee (12.12.2011 um 16:54 Uhr) Grund: edit hat das fragezeichen S2, Z3 nach "glaub" entfernt.
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Alt 12.12.2011, 14:49   #2
Stimme der Zeit
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Hallo, fee,

schön, dass du dich an den "Wintergedichten" beteiligst. Chavali hatte die Idee dazu, nachdem gestern zuerst Erich Kykal und danach a.c.larin Gedichte einstellten, die im Titel das Wort "Winter" hatten.

Zitat:
Kriecht Nebeldampf ganz sacht in sprödes Laub,
wird Moder nun das Blatt in letzter Wandlung
und Wald für Klang von Farben taub,
vollzieht sich so des Jahres letzte Handlung.
Mir gefällt diese Darstellung. Poesie findet sich in den erstaunlichsten Dingen (und die "Wandlung" ist hier sehr poetisch dargestellt). Eine sehr interessante Metapher ist für mich der "Klang von Farben". Ja, eigentlich stimmt das auch, wenn ich so darüber nachdenke. In den grünen Blättern rauscht der Wind, es gibt leise Geräusche, wenn die Blätter fallen und das trockene Laub raschelt - jeweils "verbunden" mit verschiedenen Farben. Bei einem Spaziergang im vermodernden Laub jedoch hört man kaum das Geräusch der eigenen Schritte, die nasse, weiche Laubschicht "dämpft" die Geräusche.
Und es stimmt, das ist wirklich "die letzte Handlung" des Jahres.

Zitat:
Längst birst nichts mehr leis knisternd unter Sohlen,
hat Nacht dem Tag manch lichte Stund gestohlen.
Und wär nicht Wissen - ob ich dies dann glaub?:
zu Leben wird, was Fäulnis jetzt und Staub.
Das Knistern der trockenen Blätter hat aufgehört. Die Tage werden immer kürzer und die Nächte länger. Schön formuliert, das "Stehlen lichter Stunden". Fast, als ob die Nacht ein "Dieb" wäre ...
Auch der Schluss ist richtig. Kaum zu glauben, dass "Moder und Staub" auch den Boden düngen - und so als "(Nahrungs)Grundlage" für das "neue" Leben im nächsten Frühjahr dienen.

Alles in der Natur erfüllt seinen Zweck, das eine bedingt das andere.

(Nur etwas, ganz kurz: Nach einem Fragezeichen darf kein Doppelpunkt stehen.)

Gerne gelesen und kommentiert.

Liebe Grüße

Stimme
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Alt 12.12.2011, 15:13   #3
fee
asphaltwaldwesen
 
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liebe stimme der zeit,


meinen allerbesten dank für den liebevoll-gründlichen kommentar!
eigentlich mach ich nur durch zufall "mit" bei den wintergedichten. ich hatte es gar nicht drauf angelegt, doch der titel kam mit dem schreiben und dann war er plötzlich da.

schön ist natürlich, dass meine metaphern und beschreibungen bei dir so ankommen, wie gedacht. sie also "aufgehen". das freut schon sehr. besonders aber
Zitat:
sehr poetisch dargestellt
. klar - wen würde das nicht freuen!

und schön, dass ich bei der gelegenheit gleich dich fragen kann: wie würdest du die frage der letzten zwei zeilen in strophe 2 als solche erkennbar machen? ich war mir nicht sicher, ob sie als solche auch wahrgenommen wird, wenn das fragezeichen fehlt. andererseits fand ich keine wirklich brauchbare lösung, wo ich es hinpacken sollte....


lieber gruß

fee
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Alt 12.12.2011, 16:04   #4
Stimme der Zeit
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Liebe fee,

Zitat:
und schön, dass ich bei der gelegenheit gleich dich fragen kann: wie würdest du die frage der letzten zwei zeilen in strophe 2 als solche erkennbar machen? ich war mir nicht sicher, ob sie als solche auch wahrgenommen wird, wenn das fragezeichen fehlt. andererseits fand ich keine wirklich brauchbare lösung, wo ich es hinpacken sollte....
Gute Frage. Ich habe das ganz "autodidaktisch" gelernt, wie fast alles andere auch. Aber das Web kann sehr hilfreich sein. Ich war auf der Suche nach "Interpunktionsregeln" für "Nicht-Studenten", denn ich wollte wissen, ob es erlaubt ist, bei einem mittels Gedankenstrichen eingefügten Nebensatz ein Ausrufezeichen zu verwenden:

Manchmal scheint es mir - ja, wirklich! - so, als ob ...

Das wusste ich in diesem Fall selbst nicht, also begab ich mich "auf die Suche". Dabei fand ich einen sehr informativen und für "Laien" (wie mich) leicht verständlichen Link, den ich sehr gerne an dich weitergebe:

ht tp://w w w.belleslettres.eu/artikel/fragezeichen-indirekter-fragesatz.php

(Einfach nur die Leerzeichen entfernen und in die Adressleiste des Browsers eingeben.)

Interessanterweise ist dort zwar das "Hauptthema" ein anderes, aber ich fand trotzdem, was ich suchte. Wenn ich die Angaben richtig verstanden habe (das hoffe ich doch), dann handelt es sich um einen abhängigen Fragesatz "... ob ich dies dann glaub" und einen übergeordneten Hauptsatz "zu Leben wird, was Fäulnis jetzt und Staub". Daher ist hier gar kein Fragezeichen notwendig, um die Frage an sich erkennbar zu machen, es genügt also der Doppelpunkt.

Zitat:
Und wär nicht Wissen - ob ich dies dann glaub:
zu Leben wird, was Fäulnis jetzt und Staub.
Meiner Meinung nach würde es mit dem Fragezeichen dagegen nicht "ganz" funktionieren, denn der Doppelpunkt führt den "inhaltlichen Bezug" ja "weiter" zum Hauptsatz, wogegen ein Fragezeichen den Satz ja "beendet". In diesem Fall würde ich eher davon ausgehen, dass sich die Frage auf die Zeile "davor" bezieht. Nur - das ist jetzt lediglich das, was ich mit "bestem Wissen und Gewissen" sagen kann! Denn ein Teil meines "Wissens" ist auch nur "Trittsicherheit", ohne die exakten Regeln in jedem einzelnen Fall zu kennen, da ich in meinem Leben wirklich sehr, sehr viel gelesen habe. Viele Regeln - was Grammatik und Interpunktion betrifft - habe ich daher sozusagen "verinnerlicht", auch ohne den entsprechenden Bildungshintergrund - obwohl ich mich immer bemühe, noch weiter zu lernen, um das nachzuholen.

Jedenfalls finde ich, die Frage ist auch erkennbar, wenn du nur einen Doppelpunkt verwendest.

Ich hoffe, dass der Link nützlich für dich ist.

Liebe Grüße

Stimme
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Geändert von Stimme der Zeit (12.12.2011 um 16:06 Uhr)
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Alt 12.12.2011, 16:53   #5
fee
asphaltwaldwesen
 
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oh ja, liebe stimme,

danke vielmals und ganz herzlich! der link ist mehr als willkommen.
noch mehr aber deine aussage, dass die frage auch ohne fragezeichen erkennbar wird. ich selbst würde das so nämlich auch sehen, habe aber dann meinem bauchgefühl nicht getraut... und dann kommt so was verschwurbeltes raus.

so eine art "auf-nummer-sicher"-gewurstel.

ich werde es also einfach entfernen. schon vor ausführlicher link-lektüre (hab jetzt leider nicht die zeit dafür, die ich gern hätte).

danke also nochmal!

und liebe grüße,

fee
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Alt 12.12.2011, 17:09   #6
Chavali
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Meine liebe fee,

das ist ein ganz wunderbares stimmungsvolles Gedicht!
Man spürt förmlich, was da vor sich geht und gegangen ist in der Natur in den letzten Tagen und Wochen des Jahres.
Man könnte das Sterben der Natur sicherlich auch nicht aushalten, wenn da nicht der Glaube an Erneuerung wäre,
an Frühling, an das neue frische Grün, die Sonne und Regen, der alles wachsen lässt.

Ich habe gerade nochmal den Abschnitt über die Frage mit dem Fragezeichen gelesen:
Ich hätte es auch komplett weggelassen.

Formal begeistert mich der Wechsel des Reimschemas - das liebe ich, schreibe auch oft so.
Das macht einen Text lebendig!


Sehr gern gelesen und mich über die Sammlung der Winter-Gedichte gefreut!

Lieben Gruß,
Chavali
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Alt 12.12.2011, 17:13   #7
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lieben dank auch für deine rückmeldung bezüglich des fragezeichens und den schönen kommentar, liebe chavali!

freut mich, dass mein gedicht bei dir so schön ankommt!
normalerweise wechsle ich das reimschema nicht so gerne. doch hier hat es sich irgendwie von selbst ergeben.

und ja - es macht die sache lebendig. hatte ich so noch gar nicht in der deutlichkeit wahrgenommen.


liebe grüße

fee
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Alt 12.12.2011, 18:54   #8
ginTon
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hallo fee,

Schönes stück, was gibs da mehr zu sagen. Vor allem die Kadenzen finde ich
sehr interessant gesetzt...

Zitat:
Kriecht Nebeldampf ganz sacht in sprödes Laub,
wird Moder nun das Blatt in letzter Wandlung
und Wald für Klang von Farben taub,
vollzieht sich so des Jahres letzte Handlung.
Schon allein die Substantive wirken: Nebeldampf, Laub, Moder, Blatt, Wald etc..hier natürlich und stark...

Zitat:
Längst birst nichts mehr leis knisternd unter Sohlen,
hat Nacht dem Tag manch lichte Stund gestohlen.
Und wär nicht Wissen - ob ich dies dann glaub:
zu Leben wird, was Fäulnis jetzt und Staub.
und wandern hier ins diffuse unerklärbare: Nacht, Tag, Leben, Wissen

insgesamt ein schönes Werk, gerne gelesen...LG gin
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Ich habe dir mein ganzes Herz ausgeschüttet, erschüttert wie wir waren...

Alles, was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form. (Hopi)


nichts bleibt, nichts ist abgeschlossen und nichts ist perfekt... (Wabi-Sabi)
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Alt 12.12.2011, 18:57   #9
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lieben dank, ginTon,


für den schönen kommentar!
hat mich riesig gefreut!


lieber gruß

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