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Ausflug in die Natur Natur- und Tiergedichte

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Alt 21.11.2015, 10:49   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
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Standard Du Föhre ...

Wie streben deine Zweige stets nach oben,
als wäre fremder dir die Muttererde
geworden als ein Spiel der Wolkenpferde.
Wie immer seliger der Welt enthoben

erdichtest du ein Grün in mannigfacher
und ständig neu sich fügender Gebärde,
als ob ein Frühling dauernd in dir werde,
in deinen Schatten mächtiger und wacher.

Du scheinst erfüllt von einem sanften Loben
der trauten Fügung, die dein Wachsen nährte,
in ihren Gang so traulich eingewoben.

Und alle Größe, die sie dir gewährte,
enthob dich sanft den zehrenden Gewichten,
die an den Tannen hängen und den Fichten.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (24.10.2019 um 19:03 Uhr)
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Alt 21.11.2015, 12:21   #2
Laie
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Hallo eKy,

noch ein tolles Sonett! In dieser Beschreibung eines Baumes liegt viel Ruhe und Seele. Die immergrünen Nadelbäume, die uns auch im Winter ein Stück Frühling lassen. Ich habe gerade gelesen, dass die Föhre in China ein langes Leben und Beständigkeit symbolisiert, sowie die paarweise auftretenden Nadel für glückliche Zweisamkeit stehen. Ein wie für die Verdichtung geschaffener Baum

Der letzte Vers gibt mir Rätsel auf. Was meinst du mit den "zehrenden Gewichte"? Mir kamen die Zapfen in den Sinn, aber auch Föhren haben Zapfen. Und für einen Baum stellen diese auch eher keine Last dar.
Womöglich liege ich aber mit allem, was ich geschrieben habe, weit daneben


Gruß,
Laie
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Alt 21.11.2015, 16:31   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Laie!

Nein, du liegst nicht daneben. Mit den "zehrenden Gewichten" ist die Schwerkraft gemeint, welche die Äste und Zweige anderer Nadelbäume schräg nach unten wachsen lässt, während jene der Föhre sich immer nach oben drehen.

Vielen Dank für deine aufrichtige Begeisterung!

LG, eKy
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Alt 22.11.2015, 14:22   #4
juli
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Hi eKy,

Föhre, den Ausdruck kannte ich hier nicht. Ich habe gegoogelt, und es heißt hier Waldkiefer.

Ich kenne sie aus Kieslandschaften oder Heidelandschaften, vielleicht sind das aber Unterarten. Als Kind bin ich auf eine hinaufgeklettert. Die stand im Forst. Ich finde es ist ein widerstandsfähiger Baum. Hier seltener, aber sehr schön. Besonders in der Heidelandschaft!

Deine Worte gefallen mir sehr.


Du meinst die Schwerkraft. Aber man soll ja auch schlauer werden. Ich dachte ganz spontan auch an Zapfen, und nicht an die Schwerkraft.

Und alle Größe, die sie dir gewährte,
enthob dich sanft den zehrenden Gewichten,
die an den Tannen hängen und den Fichten.


Sehr gerne gelesen, hier schneit es das erste Mal im Jahr.

Liebe Grüße sy
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Alt 22.11.2015, 15:48   #5
Erich Kykal
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Hi, Sy!

Auch hier gab es heute den ersten Schnee - die Landschaft ist immer noch angezuckert.

Es sind im Grunde metaphorische "Gewichte". Wichtig ist die Aussage, dass sie die Äste nach unten hängen lassen - ob nun Schwerkraft oder Zapfen, Eigengewicht oder Alter.

Vielen Dank für deinen Kommi!

LG, eKy
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Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
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Alt 03.12.2015, 17:10   #6
Agneta
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ein ruhiges Gedicht, lieber Erich, das durchaus auch als Symbolgedicht durchgehen würde.Föhre=Mensch
Der Mensch, der in sich ruht, dankbar sein kann für ds Erlebte, Annehmen kann, was ihm bevorsteht, der wird immer der Stäkere sein und nicht so schnell zu Boden gehen(zhrende Gewichte)
Das sagt mir die Föhre...
Lächeln von Agneta
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Alt 04.12.2015, 15:41   #7
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Agneta!

Danke für diese neue Sicht der Symbolik! Ich dachte beim Schreiben zwar wirklich nur an den Baum, aber die Parallelen sind nicht von der Hand zu weisen! Da schwang wohl unterbewusst einiges mit!

Föhrige Grüße,, eKy
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Alt 04.12.2015, 15:51   #8
Agneta
Gast
 
Beiträge: n/a
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ja, - unser Unterbewusstsein schlägt uns beim Dichten oft ein Schnippchen...
Zwinkern von Agneta
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Alt 04.12.2015, 17:20   #9
Chavali
ADäquat
 
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Servus Erich,

auch mir gefällt dein Föhren-Gedicht sehr gut und ein Vergleich mit menschlichen Gegebenheiten
bietet sich tatsächlich an.

So kann ich mich nur der Sichtweise und dem Lob der Vorschreiber anschließen

Sehr gern gelesen! Ein schönes Sonett vom Meister

LG Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 04.12.2015, 20:22   #10
Erich Kykal
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Beiträge: 8.570
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Hi, Chavi!

Danke für den "Meister" - verschämt Dreinblick!

LG, eKy
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