AfD (Analphabeten für Deutschland)

[Erich Kykal]

Hurra, Hallo, Juchei -
wir gründen ne Partei!
Ein bißchen rechts, das muss schon sein,
dann stimmen umso mehr mit ein
in unsern Jubelschrei:
Es lebe die Partei!

Wir haben gerne Recht
und machen alles schlecht.
Wir reden andrer Werke klein
und lästern lüstern und gemein
- und jederzeit zurecht -
auf Herr und Haus und Knecht.

Wie man es besser macht?
Wer fragt, wird ausgelacht!
Es zählt in diesem Ringelreihn
der Politik doch nur der Schein!
Es reicht schon ein Verdacht,
und weg ist alle Macht!

Wir machen Angst, das tut
dem Wahlergebnis gut,
und sind wir erst im großen Spiel,
verfolgen wir das edle Ziel
von Reinheit, Boden, Blut!
Es lebe unsre Wut!

Lieber Erich,

das Aufkommen von rechtsorientierten Parteien ist ja überall in Europa im Moment Gang und Gäbe. Der Front National , die Ukip, die ÖVP? in Östereich.
Ich denke, es sind noch keine rechtsextremen Parteien, aber wohl haben sie dieses Gedankengut in sich und sicherlich auch den ein oder anderen ihrer Mitglieder, der so tickt.
Dein Gedicht drückt Wut aus. Ja, zu recht! Nie wieder Nazis, das sollte klar sein!

Irritierend aber ist, dass Nazis eben auch im Ausland vorhanden sind. Sogar in Israel, die fanatischen Siedler, die seit 30 Jahren keine Ruhe geben wollen.
Was also ist das, dieses Phänomen?

Bei uns ist sicherlich ein Grund, dass die Politik keine Alternativen mehr anbietet, dass das Volk sich nicht vertreten fühlt und egal, wen man auch wählt, man immer dieselbe Suppe auf dem Teller hat.
Bankenrettung, Griechenlandhilfe ohne Ende, Merkels Spezialeinladung an alle Flüchtlinge dieser Welt..., der Kriegseinsatz jetzt. Das Volk wollte nichts davon. Aber durchgepeitscht, beschlossen, gemacht...

Hinzu kommen die diffusen und auch vielleicht nicht so ganz unbegründeten Ängste , die die Flüchtlingswellen auslösen.Jetzt schon gehen Salafisten in die Heime und werben dort an. Sie belästigen die Leute,denn die wollen das gar nicht.
Dennoch frage ich mich, warum es keine Partei gibt, die diese extremistischen Religionsformen verbietet? Nee, da fliegen sie lieber nach Syrien.

Unseren Parteien fehlt der Mut, die Empathie, der Wille- vielleicht auch der Durchblick.
So kommt es dazu, dass sich Rechts-Exteme und deren Vorläufer etablieren können. ich habe das schon in zig Satiren beschrieben.

Es muss eine Lücke da sein, sonst können solche Parteien, extreme wie links und rechts nicht hochkommen. Und es ist eben eine Lücke da....

LG von Agneta

[Dana]

Lieber eKy,

ein prächtiges "Stammtischgedicht".

Um anzukommen, braucht es Stimmen. Die Grünen haben einst gestrickt und Turnschuhe getragen. Wo und wie sind sie heute?

Die langjährig bewährten Parteien reagieren "unentschieden", streiten untereinander und ändern ihre Meinung täglich.
Die Wähler, darunter viele Stammtischbrüder, werden ungeduldig ob ihrer Einstellung zu Staat und Sein.
Uns siehe da, eine neue Partei!!!! Sie weiß genau, was sie sagen muss. Sie braucht einen Einstieg.

In Wirklichkeit werden Masse und Volk immer wieder enttäuscht. Sie träumen von Frieden, von Freiheit und Auskommen. Bei uns seit Jahrzehnten (zum ersten Mal) daran gewöhnt, löst eine "Bedrohung" Panik aus. Rundherum Krieg, Arbeitslosigkeit, Terror und Finanzkrisen.
Eine gute Saat für die Wut.
Bereuen können wir später, wenn dann überhaupt noch jemand nach uns fragt.

Gern gelesen, gern kommentiert - das unwohle Gefühl bleibt.

Liebe Grüße
Dana

[Erich Kykal]

Hi, Agneta!

Die Rechten bei uns sind die FPÖ ("Freiheitliche" Partei Österreich) und ihre Ableger (die streiten zum Glück intern jede Menge!), die ÖVP (Österr. VolksPartei) ist eher bloß konservativ, lange Jahre die sog. "Bauernpartei".
Schönes Beispiel übrigens für die Dehnbarkeit und Hülsenhaftigkeit gewisser Ausdrücke ist die Namenswahl "Freiheitlich" - dabei waren das bei der Parteigründung bei Gründung der 2. Republik zumeist die alten NSDAP-Mitglieder, die sich unter dieser Wischiwaschibezeichnung versammelten! Die hatten eher die eigenen Freiheiten im Sinn!

Den etablierten Parteien fehlen übrigens durchaus nicht Mut, Empathie, Wille und Durchblick - es ist leider bloß so, dass die Medien die Kamera immer dorthin halten, wo die Scheiße am heftigsten spritzt, der Einschaltquote wegen, weil sie Huren der Werbeindustrie sind!
So bekommen die destruktiven Elemente eine viel größere Aufmerksamkeit und Öffentlichkeit, als ihnen vom Prozentsatz ihrer Verbreitung her zustünde. Dagegen wirken die "angepassten" und "zivilisierten" Reaktionen der Gesellschaft eher träge und wirkungslos.
Das schürt Angst und Verunsicherung - und führt zu solchen Behauptungen wie der deinen: Selbst die Gegner der Gewaltbereiten trauen dann der eigenen Seite keine Lösung mehr zu und fühlen sich im Stich gelassen.

Klar, es gibt überall korrupte und blinde Politiker, aber man sollte nie verallgemeinern! So arbeitet man denen in die Hand, die mit allen Mitteln versuchen, das System auszuhebeln, um selbst Macht und Einfluss zu gewinnen.
Würden die meisten politisch Aktiven nicht ordentlich ihren Job machen (ohne je groß den Dank der Öffentlichkeit zu erfahren, weil diese ihr Wirken gar nicht bemerkt und zur Kenntnis nimmt), wären die Wahnsinnigen und Berechnenden längst an der Macht!

Frankreich macht jetzt vielleicht denselben Fehler wie die Deutschen 1934. Offenbar hat man die Lektion der Geschichte - wie üblich - vergessen.
Wenn die französischen Nazis wirklich an die Macht gelangen, werden sie, wenn man sie nicht nachdrücklich aufhält, das Land aus der EU ausgliedern, was die Bemühungen der demokratischen Kräfte weiter schwächen würde.
Wasser auf die Mühlen der Islamisten und Rechten - aller fanatischen Elemente eben, die die Welt lieber schwarz-weiß sehen wollen als bunt und vielfältig!


Hi, Dana!

Das Volk wird so nur "enttäuscht", wie ein verzogener, verwöhnter Fratz "enttäuscht" wird, wenn er nicht ALLE Geschenke auf seiner Liste zu Weihnachten unter dem Gabentisch findet!
Das Volk hat in unserer Überflussgesellschaft und unter der Betäubung durch die konsumorientierten Massenmedien leider großflächig verlernt, dass man SELBER was tun muss, wenn man gewisse Ziele erreichen oder gewisse einst errungene Werte erhalten will!
Es ist leicht, aus dem bequemen Lehnstuhl heraus zu schimpfen und zu lästern, anderen Schwäche und Unfähigkeit zu unterstellen, dabei aber selbst nie den Arsch hochzukriegen und die Schuld für alle Störungen der eigenen Gemütlichkeit jenen anzulasten, die ohne die Unterstützung der bequem Gewordenen tagtäglich gegen die Systemfeinde anrennen müssen.

Da genügt dann oft sowas wie eine Flüchtlingskrise oder ein paar terroristische Attentate, um das labil gewordene Gleichgewicht kippen zu lassen, vor allem, wenn man es wie in Frankreich Jahrzehnte lang versäumt hat, die Ausländer wirklich zu integrieren und Vorurteile abzubauen!
Und was tut der "verwöhnte Fratz"? Er gründet Parteien im rechten Dunstkreis, um den Teufel mit Beelzebub auszutreiben.

Die Menschheit ist eben leider immer noch ein Kindergarten ohne Tante!!!


Vielen Dank für eure tiefschürfenden Beiträge!

LG, eKy

ich denke, die Hülsenhaftigkeit( netter Ausdruck) spiegelt sich auch gern im C des christlich wieder...
Schmunzeln von Agneta

[Erich Kykal]

HI, Agneta!

Andererseits - wer denkt bei den gewohnten Kürzeln, wie sie heute geläufig sind (CDU, CSU usw...), noch groß an die zugrunde liegenden Worte?

Heute steuert doch hauptsächlich der Lobbyismus des Kapitals die Parteiprogramme - oder zumindest die mehr oder weniger gut verdeckten Interessen so mancher Volksvertreter, oder?

In DIESEM Bereich täten ein paar Reformen der Demokratie richtig gut!!!

LG, eKy