23.07.2012, 15:10 | #1 |
Gelegenheitsdichter
Registriert seit: 09.11.2009
Ort: Im Wilden Süden
Beiträge: 3.210
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die letzten der laternen
die letzten der laternen
du trittst an dieser schwelle in die nacht & schwarz umgibt dich wie ein schwerer mantel die angst umspinnt dich still & die tarantel weiß sehr genau wann sie dich sticht gedacht hast du als du dich löstest dies gegrantel das magst du nicht mehr hören angefacht von heißer wut hast du dich aufgemacht & bist gesprungen wie der sparrenfantel als gäbe dieser irrwitz einen sinn nun streifst du einsam durch das nichts zu fernen den ganzen stolz im vorgestreckten kinn im dunkel blinkt das weiß von kalten sternen du stürmst schon stolpernd weiter drüber hin verloschen sind die letzten der laternen
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Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt Alle Beiträge (c) Walther Abdruck von Werken ist erwünscht, bedarf jedoch der vorherigen Zustimmung und der Nennung von Autor und Urheberrechtsvorbehalt Geändert von Walther (26.07.2012 um 21:24 Uhr) |
26.07.2012, 12:13 | #2 | |
TENEBRAE
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Hi, Walther!
Ich weiß, du magst es nicht sonderlich, kritisiert zu werden, und bei deinen "modernen" Gedichten käm ich auch nie auf die Idee - erstens versteh ich zu wenig von dieser Materie, außer, dass sie mir ganz allgemein nicht gefällt, und zweitens erachte ich moderne Lyrik nicht als in meinem Sinne "errettenswert" - wozu sich also die Arbeit machen!? Hier allerdings haben wir - abgesehen von kleinen Schönheitsfehlern - eine Perle! Ich erlaube mir, dein Zitat umzumodeln, weil mir das viel Tipperei spart und dir gleich einen Eindruck von der Wirkung der Änderungen vermittelt. Natürlich bleiben alle solchen Stellen nur Vorschläge zur Güte. Wie du weißt, halte ich nichts davon, vorn immer groß zu beginnen, aber ebensowenig genieße ich das schlichte Fehlen aller Interpunktionen und anderen Satzzeichen! So eine undifferenzierte Wortwurst, bei der man in mehrmaligem Ansetzen erst mal auseinanderklamüsern muss, wo ein Satz endet und ein anderer beginnt (vor allem, wenn dies wie hier oft mal mitten in der Zeile der Fall ist), schränkt das Lesevergnügen doch erheblich ein, finde ich. Warum zum Geier hast du nur dieses unselige Bedürfnis, deinen Werken immer irgend so einen überkandidelten "Kick" mitzugeben, so als fürchtetest du, sie könnten aus sich allein nicht ausreichend beeindrucken!? Ich darf dir versichern, dass derlei völlig unnötig ist! Zitat:
Nun haben wir ein klanglich rundes, lyrisch fließendes, wunderbar lesbares Sonett. Was ist daran so unerträglich, dass du das immerzu "künstlerisch" verstümmeln musst!? Fragt sich - dies dennoch sehr gerne gelesen und bearbeitet habend - mit lieben Grüßen eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (26.07.2012 um 12:20 Uhr) |
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26.07.2012, 21:31 | #3 |
Gelegenheitsdichter
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lb. erich,
danke für deine bearbeitung! es ist immer wieder ein vergnügen, kritiken von dir zu erhalten, weil aus ihnen sachkunde spricht. "sparrenfantel" und "gegrantel" sind durchaus bekannte wörter im süddeutschen Sprachraum. Sie sind hier durchaus gebräuchlich, also keine Neologismen und auch in ihrer bildhaftigkeit richtig platziert. es kommt hinzu, daß deine änderung die filigrane architektur zerstört, auf die ich gerade in diesem werk entscheidend wert lege: abba baab cdc dcd bei wechselnden männlich und weiblichen kadenzen. ich sehe schon, daß wir um ein gemeinsames ziel ringen, und es ist schön, ein solches ringen mitzugestalten: es geht um das "richtige" und "gute" zeitgemäße gedicht - hier das sonett. in diesem ringen können wir alle nur gewinnen, auch die leser, wie ich sehr hoffe, wenn sie die auseinandersetzung als arbeit am gedicht fürs gedicht begreifen. in der tat hast du in s3v2 ganz recht, daß dieser vers etwas unrund ist. ich habe vergessen, die bereits erfolgte änderung hier nachzuziehen, was hiermit dank deiner hinweises geschehen ist. der rest bleibt, wie oben gut und nachvollziehbar begründet, so stehen. deine variante hat charme, aber meine kommt aus meinem herzen! danke und lieber gruß w. ps.: mit meinem neuen eintrag zum tod von susanne lothar habe ich noch eins draufgesetzt, was die modernität des sonetts angeht, einem sehr traurigen anlaß gewidmet, der besonderes verlangte: http://www.gedichte-eiland.de/showthread.php?t=9485.
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27.07.2012, 00:17 | #4 |
TENEBRAE
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Hi, Walther!
Du hast Recht - an den "Mantel" in S1 hatte ich gar nicht mehr gedacht beim Ändern. Naja, "Glimmen" wäre nach meiner Version da oben noch möglich, da müsste man die Zeile eben umschreiben, solltest du mal vom Gegrantel des Sparrenfantel genug haben. Ich weiß übrigens immer noch nicht, WAS oder WER das nun eigentlich ist - dein Kommi hat das auch nicht erklärt, nur die Herkunft verraten. LG, eKy
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27.07.2012, 10:25 | #5 |
Gelegenheitsdichter
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Hi eKy,
der Sparrenfantel ist ein tanzender Faßnachtsnarr, der durchaus auch "böse" sein kann. Manche Figuren der schwäbisch-alemannischen Faßnacht aber auch die verwandten Dürrmännle aus den Alpen sind mit Schweinsblasen bewaffnet, die mit Wassen gefüllt sind, haben Stecken (Sparren) und Gerten, mit denen sie fetzen. LG W.
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27.07.2012, 12:28 | #6 |
TENEBRAE
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Ahaaaa... jetzt kenn ich mich aus! Vielen Dank für die Info! Bei wikipedia hab ich nämlich unter nämlichem Begriff nix gefunden...
LG, eKy PS: Apropos Sonette - schon mal in meinen "Lieblingsbilder(zyklus)" geguckt?
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27.07.2012, 17:51 | #7 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Beiträge: 3.375
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Hallo Walter,
Ich habe (Dank Erichs Arbeit) das Sonett in seinem Kommentar gelesen. Bei der ursprünglichen Version habe ich nach ein paar Zeilen aufgehört zu lesen. Man will sich halt nicht in den Kreis der Modernen drängen, die durch Schreibweise und bewusste erzeugte Dunkelheiten markieren, dass nur ein paar Kenner ihre Werke lesen sollten. Schade, denn das Gedicht (wie ich es nun in Erichs Übertragung für Normalsterbliche lese) finde ich wirklich gut gelungen. Ich möchte mich seiner positiven Bewertung anschließen! Auch bin ich der Meinung, dass man "Gegrantel" und "Sparrenfantel" stehen lassen sollte. Wie Franz Hessel so schön in "Wie schön war die Zeit, als man noch las, ohne zu verstehen!" beschreibt, haben auch nicht verstandene Worte ihren Reiz. Sparrenfantel, egal was es sein mag, klingt zu dem Irrwitz in der Folgezeile sehr passend. Mit unaufdringlichem Gruß Thomas P.S.: Ich sehe gerade, dass du "Sparrenfantel" erklärt hast. Passt doch prima! Geändert von Thomas (27.07.2012 um 17:54 Uhr) |
02.08.2012, 16:19 | #8 |
Gelegenheitsdichter
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lb. eky,
deinen zyklus verfolge ich mit interesse, sehe mich aber außerstande, ihn zu kommentieren, bin also ein stummer leser. danke und lg w. lb. thomas, für deiner sichtweise in sachen schreibung habe ich verständnis. schön, daß dir der text nun doch inhaltlich zusagt, das freut mich sehr. danke für deine gedanken! lg w.
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