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Liebesträume Liebe und Romantik

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Alt 26.02.2016, 18:13   #1
charis
/ Bil-ly /
 
Registriert seit: 02.10.2015
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Standard Es war ...

Es war ein zarter Schmetterling,
den ich mit meinem Herzen fing,
ein schwereloser Schlag der Flügel,
der kaum die Morgenluft bewegte
und doch ein stilles Beben regte,
ein Wetterleuchten auf dem Hügel,

ein erstes Glitzern auf der Wiese,
der Tropfen, dass ich überfließe,
das eine Sandkorn, das einst bliebe;
war alles, was mich je berührte
und über alle Grenzen führte.
In deinen Augen war die Liebe.

Geändert von charis (05.03.2016 um 09:36 Uhr)
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Alt 26.02.2016, 20:46   #2
Bodo Neumann
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Ach Charis,

wenn man das so liest, möchte man nochmal 70 sein und diesen einen Moment nochmal so erleben dürfen, wie du ihn beschreibst.

Diesem Moment, den selbst die geballte Ladung von Metaphern nur annähernd beschreiben kann, bist du ziemlich nahe gekommen. Einzig die gewählte Zeitform scheint mir einen einen winzigkleinen Wermutstropfen in das Spiegelbild dieses reinen Moments plumpsen zu lassen (bei mir erst beim zweiten Lesen), der sich dann aber wellenförmig ausbreitet und den Moment, in dem ich gerade noch live drin zu sein schien, zur (verschwommenen oder verklärten?) Erinnerung werden lässt.

lg Bodo
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Alt 26.02.2016, 22:04   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Charis!

Wunderbar gelungen!

Einziger (kleiner) Wermutstropfen:

Wenn du "bliebe" schreibst (S2Z3), erwartet der Leser eine Erläuterung angefügt, beginnend zB mit "wenn", "so ...", "falls" oder Ähnlichem, die den Konjunktiv rechtfertigt.
Klar, der Reim und die weibliche Kadenz verlangen es, aber genaugenommen müsste es dort "bleibt" heißen.

Ist aber insgesamt vernachlässigbar.

Sehr gern gelesen!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 28.02.2016, 11:45   #4
juli
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Hallo charis,
Ich habe dein Gedicht schon mehrfach gelesen, weil es mir so gut gefällt. Beim ersten Lesen ist mir das "bliebe" gar nicht aufgefallen. Erst als ich Bodos Kommentar gelesen habe. Mir fällt keine Lösung ein, ohne das Gedicht völlig zu zereissen. Sei nicht so streng mit dir. Das ist ein klinzekleiner Fehler in einem wirklich schönen Gedicht. Die Bilder sind lebensbejahend, froh und spiegeln eine Liebe, die über ihre Grenzen hinausgegangen ist, und zu etwas anderem wurde. Denn er meint ja: das es Liebe ist

Liebe Grüße sy


Geändert von juli (28.02.2016 um 13:17 Uhr)
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Alt 29.02.2016, 10:19   #5
wolo von thurland
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hallo charis
was hier noch nicht gesagt wurde:
die iambische zeile mit auftakt und weiblicher endung zerreisst den text.
gut, man könnte nun annehmen, du willst damit verbildlichen, dass sich da wellenberge, einzelne schübe zeigen.
aber für so was driften mmn die einzelnen zeilen inhaltlich, ausdrucks- und metaphermässig etwas zu sehr auseinander, und sie dürften auch etwas melodischer sein, statt sich nur auf die aussage zu stützen (da wäre nun mal anamolie echt gefragt...!). zudem fängt es ja mit männlichen endungen an, was einen zunächst in den marschtakt leitet. macht das sinn, den ich nicht verstehe?
also mir ist es für das thema zu starr, zu kopflastig in der machart, wo es doch mmn sehr emotional und körperlich wäre. (schon wieder könnte man nach anamolie rufen...)
zum anfang wirkt auch die syntax kontraproduktiv, man kriegt da nicht nur der metrik wegen erst mal den eindruck, es würde sich um ein humorgedichlein handeln, wenn du schreibst:
Es war ein zarter Schmetterling,
den ich mit meinem Herzen fing,
ein schwereloser Schlag der Flügel,
der kaum die klare Luft bewegte

einen schönen tag dir
wolo

Geändert von wolo von thurland (29.02.2016 um 10:22 Uhr)
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Alt 29.02.2016, 20:55   #6
charis
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Lieber Bodo, lieber Eky, liebe Syriane, lieber wolo,

Herzlichen Dank für euer ausführliches Feedback und ich freue mich, wenn bzw. soweit es gefallen hat!

@Eky und Syriane (ich bin nicht so wirklich streng mit mir, bin aber froh, wenn es andere wert finden, streng mit mir zu sein, damit ich lerne)
Ja, das "bliebe": Eky, du meinst da gehört "bleibt" hin? Das sicher nicht, aber ob dieser Konjuktiv hier grammatikalisch richtig ist, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Was ich damit ausdrücken wollte: Das LI hat damals gedacht, dass ihm dieses Sandkorn (möglicher Weise) in der Zukunft bleiben würde, ob das nun tatsächlich eingetreten ist, soll nicht beantwortet werden.

@Bodo: Ja, es ist eine Erinnerung, ob "verschwommen oder verklärt", lässt sich aus der Sicht "ex post" nicht wirklich sagen. Hinterfragt wird eher eine andere Sache: Da passiert etwas Beglückendes, etwas Wunderbares, und man denkt, das sei nun der Anfang, dabei war es bereits der Höhepunkt; das erkennt man aber eben wiederum nur in der Rückschau und die kann natürlich verklärt sein. Wie zuverlässig ist unser Denken und Fühlen, schon gar unser Erinnern?

@wolo: Ehrlich gesagt verstehe ich sehr wenig, von dem was du sagst. Du weißt, dass ich mich immer sehr bemühe, dir zu folgen, weil ich dein Wissen schätze und davon lernen möchte, aber das sind für mich Dimensionen, denen ich (noch?) nicht folgen kann.
"einzelne Schübe - Wellenberge" ist ein Ansatz, der es gut trifft. aber dann steige ich aus. eigentlich bereits bei dem Satz davor: "die iambische zeile mit auftakt und weiblicher endung zerreisst den text"? Warum nicht?
starr und kopflastig? Ja, das mag sein, es spielt sich ja nur noch im Kopf ab. Marschtakt und Humorgedichtlein? Warum eigentlich nicht?
Ob man es emotional und körperlicher schreiben könnte, weiß ich nicht, aber falls du Vorschläge hast, würde ich mich natürlich freuen. (Warum du dich auf anamolie berufst, ist mir auch noch nicht klar, da habe ich noch zu wenig von ihm gelesen - werde ich aber nachholen)

Liebe Grüße
charis

Geändert von charis (29.02.2016 um 20:59 Uhr)
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Alt 29.02.2016, 23:11   #7
Thomas
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Liebe charis,
Erich hat Recht, aber was hältst du von
"ein Sandkorn, dass vielleicht mir bliebe,"?
Oder ähnlich, bzw. besser.

Liebe Grüße
Thomas
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Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller

Geändert von Thomas (01.03.2016 um 08:27 Uhr)
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Alt 01.03.2016, 09:05   #8
charis
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Danke, lieber Thomas, meinst du "dass" im Sinne von "sodass"? Aber warum ist das "vielleicht" notwendig?

Die richtige Form hier lässt mir keine Ruhe. Es ist ja ein Gedanke, der quasi aus der Vergangenheit kommt und über die Gegenwart hinaus in die Zukunft reicht, aber möglicherweise keine Vollendung findet. Wäre daher hier vielleicht richtig "das einst bleiben werde"? Nein, oder? Gibt es hier Deutschlehrer, die mir das erklären mögen?

Lieben Gruß
charis
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Alt 01.03.2016, 09:28   #9
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Liebe(r) Charis,

es ist ein schönes Gedicht und ich verstehe was du meinst. Ich denke nicht wie ein Deutschlehrer und weiß auch nicht ob das hilft. Die dichterische Freiheit erlaubt ja Verkürzungen, weshalb die beiden Zeilen eigentlich in Ordnung:

"der Tropfen, dass ich überfließe,
das eine Sandkorn, das mir bliebe;"
als Verkürzungen von etwas wie:
"der Tropfen, (der machte) dass ich überfließe,
das eine Sandkorn (von dem ich wünschte), das mir bliebe;"

Trotzdem klingt mir die zweite "bliebe"-Zeile seltsam. Es liegt vielleicht auch daran, dass der Leser etwas überrascht wird, weil du in der zweiten Hälfte der Zeile plötzlich in die Zukunft blickst. Vielleicht lenkt das das Sandkorn in diesem Zusammenhang die Einbildungskraft etwas in die falsche Richtung, ein Saatkorn hätte z.B. mehr Zukunftspotential.

Aber das sind alles Kleinigkeiten. Es ist ein sehr schönes Gedicht.

Liebe Grüße
Thomas
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Alt 01.03.2016, 12:43   #10
wolo von thurland
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Es war ein stummer Speisefisch,
der da lag auf dem Küchentisch,
ein letzter, schwacher Glanz der Schuppen,
der kaum das trübe Licht erhellte
und doch ein leises Mitleid schwellte,
ein Zittern in den Fingerkuppen.

So meine ich das. Nun fängt es mir in meiner Machart schon fast an zu gefallen...
Weil die humoristische Gestaltung nicht mit leicht überlyrisierender Ausdrucksweise ("schwereloser Schlag der Flügel" finde ich grässlich) konterkariert wird. Etwas Luft aus dem Ballon lassen könnte man, wenn man das eine der Adjektive, welches wirklich nur Füllwort ist, ersetzen würde, "Zimmerluft" statt "klare Luft". Das würde auch besser den Übergang schaffen vom "Schmetterling im Herzen" zum Beben des Hügels.
Aber naja, es gefällt ja so, wie's war.
Aber dennoch:
Auch eine Zeilenverbindung durch "und" wie bei
war alles, was mich je berührte
und über alle Grenzen führte.

finde ich nicht wirklich glücklich. die beiden nebensätze passen nicht zusammen, korrekt müsste man wenn schon das "je" wiederholen mit
"und je mich über Grenzen führte".
ausserdem ist auch die wiederholung von "alle(s)" nicht schön.
man könnte diese zeile auch ohne "je" etwas melodisch-metrisch verschönern und korrekter anschliessen: "mich jenseits aller (über alle) grenzen führte")
weiter ist die parallelsetzung von Glitzern, Tropfen und Sandkorn nicht allzu stimmig.
dass es auf diesem hügel glitzern mag von tropfen, die sich zeigen, das kann ich nachvollziehen, aber dann der übergang zum sandkorn... soll ich da, wie ich's tue, an ein korn denken, das dort verborgen liegt? wohl kaum. also strapazierst du da die metapher, indem du sie, kurz nachdem sie deutlich wurde, schon wieder brichst.
Die aufgesetzt wirkende letzte Zeile könnte man gut mit einem "und" an das "Es war" vom Anfang anbinden, was mMn extrem Sinn machen täte, weil es ja von dir so gemeint ist. "und trat/lag aus deine Augen: Liebe". So könntest du auch dieses kitschige Gleichsetzen mit dem Liebling der Kitschdichter, "die Liebe" vermeiden.
Ja, sehr schönes Gedicht, aber in meinen Augen zu sehr ein patchwork in zu vieler hinsicht (i.e. formal wie inhaltlich)
©wolo von thurland

Ich habe versucht, die Mängel, welche ich empfand, auszumerzen, und das da unten kam dabei heraus.
Nun ist das vielleicht ein viel schlechteres, weniger schönes Gedicht als deines.
Aber ich für mein Teil denke, dass es neben dem Original bestehen kann. Und jedenfalls nicht meins ist.

Es war ein zarter Schmetterling,
in meinem Herzen ihn ich fing.
War sanfter Schlag der leichten Flügel,
der kaum die Zimmerluft bewegte
und doch ein stilles Beben regte,
ein Wetterleuchten auf dem Hügel,

ein feines Glitzern auf der Wiese,
von Tropfen, bis ich überfließe...
War Saatkorn, das für immer bliebe,
war alles, was mich je berührte,
mich jenseits aller Grenzen führte
und kam aus deinen Augen: Liebe.

Geändert von wolo von thurland (01.03.2016 um 14:58 Uhr) Grund: Präzisierungen, Bearbeitung des Originals
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