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Auf der Suche nach Spiritualität Religion und Mythen

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Alt 28.12.2014, 13:49   #1
Nachteule
geehrt und gefiedert
 
Registriert seit: 17.07.2014
Ort: Im nächtlichen Wald
Beiträge: 350
Sommervogel Des Teufels Frist

Unser König, "der Kluge" genannt,
Saß auf dem Throne, sinnierte versonnen,
Als ein Bote geschwind, von Satan erbeten,
Die Kunde brachte, die keiner erbat:
"Mein Herr und Meister, der Herrscher der Hölle,
Erhaschte die Tochter, Teufel noch eins,
Die Ihr vermisst. Ich erhoffe
Mir einige Seelen, die abends erscheinen.
Die Wochenfrist, die er gewähren will,
Beginnt heut Nacht." Gänzlich erschüttert
Befiehlt der König, mit flatternder Stimme:
"Meine Ritter, reitet schnell aus!
Der Satan muss sterben! Das sollte gelingen.
Der wackere Held, der sein Haupt besorgt,
Bekommt sie als Frau, das Fräulein Prinzessin."
So ritten sie aus, die Erde absuchend,
Doch fanden sie nichts. Kein Funken Hoffnung
Keimte am Hofe, der König erzitterte.
Er saß an den Zinnen, sah in die Ferne,
Doch erblickte er nichts. Niemand erschien.
Auf dem höchsten Berg, in der kleinsten Hütte,
Im engsten Tal, im tiefsten Verlies:
Keine Prinzessin. Die Zeit entschwand.
Die Tage verstrichen, tief stand die Sonne,
Da kam ein Knecht, noch keine Zwanzig,
Versprach sie zu finden (er wollte sie freien).
So zog er aus, am Abend zu kommen,
die Tochter im Arm, den Teufel in Eisen.
In der tiefsten Höhle, genannt "Das Höllentor",
Kam er ans Ziel, das keiner sonst fand.
Der Gehörnte erblickte, erheitert und bitter,
Diesen Jungen, seinen Jäger.
In lodernden Flammen, aus Feuerbällen,
Endet sein Leben. Erloschen für immer.
Am selben Abend, wie von Satan erwartet,
Waren die Seelen, die Verwandten weinten,
Schon geopfert. Endlich vorbei
Die Tochter ist frei, vorm Tode errettet.

Geändert von Nachteule (06.01.2015 um 21:10 Uhr)
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Alt 29.12.2014, 04:56   #2
Lailany
Kiwifrüchtchen
 
Benutzerbild von Lailany
 
Registriert seit: 23.05.2009
Ort: nördlich von Auckland/Neuseeland
Beiträge: 945
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Kia ora Nachteule,
Dein Text gefällt mir sehr gut, Du bedienst Dich der behäbigen, alten Sprache, die ich sehr mag und die hier prima zum Inhalt der Geschichte passt.
Ich bin noch zu sehr stabreimversgeschädigt, als dass ich mir die Untersuchung auf formelle Korrektheit antun könnte, außerdem hab ich den Dreh noch immer nicht richtig raus. Ziemlich sattelfest bin ich auf anderen Ebenen und dort hab ich ein paar verstreute, vergammelte Korinthen gefunden, die aufgesammelt werden müssen:

Z1: 'Der' muss groß geschrieben werden,
1. wenn es einen Titel ausweist
oder
2. wenn es zwischen Zeichen sitzt.
Und bei Dir hier ist beides der Fall.

Z8: 'abends' gehört klein.

Z9: gewähren

Z 6 und 8 sollten ebenfalls mit Großbuchstaben beginnen.

Z 33: In lodernden Flammen aus Feuerbällen...
Da hast Du ein Komma drin, das dort nicht hin gehört.
Wenn Du schreibst: In lodernden Flammen, in Feuerbällen....
dann stimmt das Komma in der Mitte.
Allerdings müsste dann das Komma am Ende der Zeile weg.

Z 36: 'waren die Seelen, die Verwandten weinten....'
ist Flickwerk. Der Einschub ist mM nach sprachlich so nicht haltbar, da es doch
'die die Verwandten beweinten' oder 'um die die Verwandten weinten' sein müsste.

waren die Seelen, von Verwandten beweint....
XxxXx | xxXxxX
ginge doch auch, oder nicht?

In der vorletzten Zeile hast Du einen Flüchtigkeitsfehler:
hier solls offensichtlich 'vorbei' sein.

In der letzten Zeile gefällt mir die Formulierung nicht. Was hälts Du von:
Die Tochter ist frei, vom Tode errettet. ?

Im Großen und Ganzen ein sehr gutes Werk in stattlicher Länge.
Sehr gern gelesen und besenft.

HG von Lai
__________________
.................................................. ...........................................
"Manchmal ist es so demütigend, ein Mensch sein zu müssen..." Erich Kykal

Geändert von Lailany (29.12.2014 um 05:04 Uhr)
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Alt 31.12.2014, 22:37   #3
Falderwald
Lyrische Emotion
 
Benutzerbild von Falderwald
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.908
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Moin Nachteule,

der Text erfüllt, so wie ich das sehe, die gestellte Aufgabe zur Zufriedenheit.

Er ist eine kleine Ballade und eine nette Idee, die mich allerdings nicht ganz so gut, wie es bei Lailany die wirkung hatte, erreichen konnte.

Ich weiß auch nicht, woran das liegt, irgendwie wollen die Stabreime bei mir nicht so richtig klingen.
Mag es die düstere und alte Atmosphäre sein oder die Wortwahl an sich, die ich eigentlich gar nicht bemängeln kann.

Nur bei mir kommt hier kein richtiges Gefühl auf.

Ich könnte jetzt noch nicht einmal sagen, dass der Text an sich nicht gut oder künstlerisch sei, aber irgendwie funkt es nicht richig bei mir.

Das liegt allerdings nur an meinem subjektiven Empfinden, zumal ich dir wirklich nicht sagen kann, was mich tatsächlich daran stört.

Das ist wie bei einem Bild, welches zwar wunderbar gemalt ist, mich aber nicht wirklich begeistern kann.

Aber nichtsdestotrotz erkenne ich deine Mühe an und kann mich hier nur mit der Geschmackssache herausreden.

Ich hoffe, du kannst damit leben...


Trotz alle dem gern gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße und einen guten Rutsch in 2015

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 04.01.2015, 20:17   #4
Claudi
Senf-Ei
 
Registriert seit: 26.04.2014
Beiträge: 861
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Hallo Nachteule,

ich würde sagen, Dein Werk kommt dem germanischen Urmuster des Stabreimverses von allen unseren Werken am nächsten. Du verstehst es zum einen, die freien Füllungsmöglichkeiten gut zu nutzen und erreichst damit einen Erzählstil nah an der Prosa, der prima zum verarbeiteten Stoff passt. Andererseits schaffst Du es, durch geschickte Verschachtelungen starke Zäsuren zu erzeugen, fast ausschließlich Satzzeichenzäsuren, die den Versen wiederum eine feste Struktur geben. Das gefällt mir!

Die Stabtechnik hat Faldi ja bereits untersucht, und auch ich finde sie gelungen. Für mich gibt es nur noch Kleinigkeiten anzumerken.


Zitat:
Unser König, "der Kluge" genannt,
Saß auf dem Throne, sinnierte versonnen,
"sinnierte versonnen" ist sprachlich doppelt gemoppelt und wirkt in der Kombination recht komisch, was vermutlich nicht beabsichtigt war? Falls doch, passt es, dann will ich nichts gesagt haben. Lais Kritik zur Kleinschreibung des Artikels in "der Kluge" kann ich mich nur bedingt anschließen, denn ich vermute, hier ist die Verkürzung eines Herrschertitels von der Form "Karl der Kluge" gemeint? In diesem Fall würde ich den Artikel jedenfalls wie Du kleinschreiben.


Zitat:
In lodernden Flammen, aus Feuerbällen,
Wenn es sich um ein Endreimgedicht handelte, würde ich die Kommas auch streichen. Hier sind sie allerdings ein Stilmittel, das sich konsequent durch den Text zieht und zusätzlich eine dem Erzählstil angemessenes Verzögerungsmoment liefert. Ich würde den Kommaeinschub so lassen, zumal er ja auch nicht direkt falsch ist. Das gleiche gilt für diesen von Lai bemängelten Vers:


Zitat:
waren die Seelen, die Verwandten weinten
Dieses "Flickwerk" ist ja hier (m.E. gelungenes!) Programm. Ansonsten schließe ich mich Lai bzgl. der gefundenen Erdnüsse an.

Dann wär da noch eine Sache, die ich schade finde:


Zitat:
Die Ihr vermisst. Ich erhoffe
Hier stabst Du auf die beiden Personalpronomen, die sowieso ein bisschen schwach für eine Hebung sind, in diesem Vers leider wesentlich schwächer als die beiden Verbendungen "misst" und "hoffe". Das ist nicht grundsätzlich falsch, aber auch nicht optimal gelöst.

Am Ende kapiere ich die Handlung leider nicht ganz. Wer verbrennt denn jetzt? Satan oder der Jüngling? Auch über die geopferten Seelen hätte ich gerne etwas mehr erfahren. Sonst fand ich Deine Stabreimverse bestens gelungen und habe mich gerne damit beschäftigt.


Liebe Grüße
Claudi
__________________
.
Rasple die Süßholzwurzel so fein, dass es staubt, in den reichlich
Abgestandenen Quark; darüber verträufele Wermut,
Bis aus dem Rührwerk, Burps! endlich das Bäuerchen kommt.
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Alt 06.01.2015, 21:08   #5
Nachteule
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Hallo zusammen,

ich hatte eigentlich gedacht, dass ich schon von allen kommentiert worden sei, bis ich aus dem Urlaub zurück bin... XD

@Lailany
Freut mich, dass dir das Gedicht gefällt. Die Sprache sollte natürlich zum Thema passen und das Thema zum Stabreim. Schön, dass das auffällt.

Die Korinthen, die du gefunden hast und die Claudi nicht anderer Meinung war, werde ich übernehmen. Auch den Errettetvers.

(Das vorbei ist beim Löschen der Xse verloren gegangen... )

@Falderwald
Ich werte das einfach mal als "Nix zu meckern". Der Stabreimvers hat nun mal seinen eigenen Klang, mit dem man klarkommt oder nicht.

@Claudi
Deine Einschätzung zu meinem Gedicht freut mich.
Die Widersprüche zu Lailany sehe ich genauso.

Zitat:
"sinnierte versonnen" ist sprachlich doppelt gemoppelt und wirkt in der Kombination recht komisch, was vermutlich nicht beabsichtigt war? Falls doch, passt es, dann will ich nichts gesagt haben.
Also lustig sollte es nicht sein, aber "sinnierte versonnen klingt für mich nach altem Text.

Zitat:
Hier stabst Du auf die beiden Personalpronomen, die sowieso ein bisschen schwach für eine Hebung sind, in diesem Vers leider wesentlich schwächer als die beiden Verbendungen "misst" und "hoffe". Das ist nicht grundsätzlich falsch, aber auch nicht optimal gelöst.
Jetzt wo du es sagst, hast du recht. Aber mir fällt nichts ein, wie man das ändern kann. Muss ich vielleicht etwas überlegen. Ich hatte, als ich das Gedicht fertig hatte aber auch keine Zeit mehr, es durchzulesen, weil ich ja deutlich vor Weihnachten fertig sein musste... :/

Zitat:
Am Ende kapiere ich die Handlung leider nicht ganz. Wer verbrennt denn jetzt? Satan oder der Jüngling? Auch über die geopferten Seelen hätte ich gerne etwas mehr erfahren.
Eine Freundin von mir, die es vorab lesen durfte, war lediglich überrascht, dass der Knappe stirbt und es nicht schafft. Jetzt, wo ich es aber noch mal durchlese ergibt sich das vielleicht auch erst durch den Kontext im Folgenden. Die Seelen habe ich aber bewusst recht wenig beachtet, um zu zeigen, wie unwichtig dem König die niederen Menschen sind, die in seinem Namen geopfert wurden...

Zitat:
Sonst fand ich Deine Stabreimverse bestens gelungen und habe mich gerne damit beschäftigt.
Das freut mich. Danke schön!

Danke euch dreien für eure Kommentare!

nächtlicher Gruß, gutes nächtle und carpe noctem
Nachteule
Nachteule ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.01.2015, 12:08   #6
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 12.996
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Hi Nachteule,

manchmal dauert es eben ein wenig länger

Mir persönlich servierst du hier schwere Kost. Habe mich durchgekämpft und finde, du hast eine tolle Geschichte erzählt
Erinnert an alte Sagen und Märchen, was sicher auch nicht zufällig ist.

Der Text eigent sich vorzüglich zum stabreimen, was du ja auch ausgiebig getan hast
und dir gelungen ist.

Sollten irgendwelche Stabreime besser auf auf anderen Worten liegen - das vermag ich nicht zu beurteilen.

Mir gefällts!

Lieben Gruß,
Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.01.2015, 17:53   #7
Nachteule
geehrt und gefiedert
 
Registriert seit: 17.07.2014
Ort: Im nächtlichen Wald
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Hallo Chavali,

Danke für dein Lob zu meinem Gedicht.

Die Ähnlichkeit der alten Sagen und Mythen war beabsichtigt und wird wahrscheinlich wegen der Stabreime und der Sprache gut rüberkommt. Hoffe ich. XD

Freut mich, dass es dir gefällt.

nächtlicher Gruß, gutes nächtle und carpe noctem
Nachteule
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