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Auf der Suche nach Spiritualität Religion und Mythen

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Alt 21.04.2009, 20:47   #11
Blaugold
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 23.02.2009
Ort: BadenWürttemberg
Beiträge: 526
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Hallo feirefiz

Dein Statement in erklärenden Worte finde ich jetzt besser, als das Gedicht selbst. Im Gedicht ist für mich der eine oder andere Allgemeinplatz zu lesen.
Denn mit vor allem dem christlichen Glauben entlehnten Vorstellungen gibst du eine Übereinkunft (wie man sich Heiland, Gott und deren Eigenschaften vorstellt) an den Leser weiter.
Ist es nicht erstaunlich, dass kritische Werke über Gott sehr oft auch genau jenen Gott betreffen, in dessen Kultur, z.B. der Chistlichen, der Autor Teil hat?

Wie würde dein Gedicht wirken, würdest du in der Essenz andere Glaubensgrundlagen als Eckpfeiler verwenden? Im Kommentar beziehst du dazu Stellung, dass jede Art des Gottesglaubens indoktriniert sei durch den vorherrschenden religiösen Glauben; und das sehe ich eigentlich genauso.

Was mich bei solchen Themen interessiert, ist das Nachforschen, ob es etwas "Grandioses" wirklich gibt, oder ob der Glaube an dieses allein schon religiöse Gesinnung ausmacht! Wäre es der Glaube, wäre (und ist) der Inhalt, also was "angefrömmelt" wird egal. Also wurscht, ob "Gott" grün, rot, blau, strafend, gütig, kriegerisch oder friedfertig "geglaubt" wird. Und genau so zeigt sich wohl der sogenannte Glaube auch.
Gibt es für den Mensch etwas Erfahrbares, das ihn "öffnet" für etwas "Heiliges"?
(etwas Heiliges in dem Sinn, dass es vom Mensch noch nicht instrumentalisiert wurde, nie instrumentalisiert werden kann, weil es eben "jenseits" des Einflusses von Wunsch, Hoffnung und sämtlichen
Winkelzügen des menschlichen Ich und seiner Vorstellungskraft liegt.)

Dieses Heilige könnte/kann kein "Eigentum" einer Religionsgemeinschaft sein und wäre/ist doch da!!
Ich möchte keineswegs die Frage und Suche des Menschen nach Erlösung aus dieser Welt, die nicht zuletzt durch seine eigene Handlungsweisen in Tat und Glaubensstrukturen so ist, wie sie ist, außer Acht lassen.
Um "Irgendwas Außergewöhnliches" in den Mensch einziehen zu lassen - sei es nun Erleuchtung, Seeligkeit oder Verschmelzung mit Liebe im weitesten Sinn - muss da nicht zuerst jeder davorgeschaltete Wertungs- und Einordnungswahn aufgegeben werden? Ich meine ja!
Was ich sagen möchte: Wenn dem Glaube eine inhaltliche Vorstellung im Denken zugrunde liegt, durch dessen Filter alle Eindrücke und Erfahrungen dem Glauben "untertan" gemacht werden und angepasst werden, kommt niemals etwas Ursprüngliches, etwas Originäres, etwas Unverfälschtes, etwas "Heiliges" in den menschlichen Geist!

Wahrscheinlich können wir, weil wir Gott nicht schauen können, ihn ergo nie vollkommen erfassen oder für nicht existent beweisen. Das können wir mit unserem beschränkten Denkapparat gar nicht. Aber das, was vielleicht als Erleuchtung und Gnade schon in Menschen offenbart wurde, kann kein allgemeiner traditionierter Glaube verursacht haben. Verstehst du, was ich meine?
Wie "erscheint" wohl Liebe, Seeligkeit, Hasslosigkeit sowie ungetrennte Achtung und Teilhabe an der Schöpfung bevor wir glauben?
Und wann und warum eignen wir uns einen Glauben an? Vor, oder nach dem sogenannten Sündenfall?
Ist der Wunsch, ewig zu leben die Triebfeder? Können wir das durch Glauben gar bewerkstelligen, ohne anmaßend zu sein?
Im Märchen "Frau Holle" ist das "gute" Mädchen, die Goldmarie vollkommen frei von Hoffnung auf Belohnung.
Die Pechmarie handelt nur scheinbar helfend. Ihr Glaube, ihre Hoffnung, ihr Ich bezogenes Begehren war nur auf die Belohnung gerichtet.

Goldmarie handelt ohne Wissen und Glaube an "Erhörung" und deshalb auch ohne Erwartung und Hoffnung auf Belohnung. Und das hat sie, bzw. tut sie selbstlos, denkt also nicht an Lohn in Ewigkeiten!

Was bietet Religionsglaube?

Blaugold
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Alt 22.04.2009, 12:06   #12
Feirefiz
Bernhardverdreher
 
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Liebe Cyparis!

Das Schöne ist doch, das alle diese Werke auf eine gewisse Weise erhaben wirken, auch wenn die genauen Hintergründe unbekannt sind.
Da hast du recht, es handelt sich um eine Empfindung.

Lieber basse!

Danke für dein Lob. Mir ist der Klang auch immer besonders wichtig.

Liebes Blaugold!

Danke, für den Hinweis, dass es sich bei Religionen um eine kulturelle Frage handelt und nicht um eine innere Einstellung einem BESTIMMTEN Schema gegenüber, wir meinen dasselbe.
Deine letzte Frage "Was bietet Religionsglaube" verstehe ich so, dass du damit auch aufzeigen willst, dass Glaube in gewissem Sinne einem "Markt" unterworfen ist.
Eben WEIL die Kirchen sich nach einem Angebot-Nachfrage-Zusammenhang richten müssen, und dies wohl auch irgendwie immer getan haben...(?), nämlich WEIL sie der Pechmarie eine Belohnung anbieten, erschweren sie da nicht den Zugang zu einem tiefergehenden Glauben?
Glaube bestimmt sich wohl nicht nur aus der Heilerwartung sondern ,wie du auch sagst, aus der Demut vor dem Erhabenen.

Liebe Grüße allen
Feirefiz
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Alt 22.04.2009, 21:30   #13
Dana
Slawische Seele
 
Benutzerbild von Dana
 
Registriert seit: 07.02.2009
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Beiträge: 5.637
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Lieber Feirefiz,
hier faszinieren und beeindrucken deine Antwort und Kommentare nicht minder.
Da dein Gedicht die Vorgabe gibt, möchte ich nicht bewerten und doch hast du es mit deiner Antwort erweitert und bedeutender gemacht.
Wer sich mit dem Thema beschäftigt, erfährt, dass sobald er eine Tür öffnet, er vor weiteren geschlossenen Türen stehen bleibt. Auch wenn er weiter geht, kommt es darauf an, welche der weiteren Türen er öffnet, denn dahinter sind wieder unzählige neue und die, die bei der Auswahl geschlossen blieben, bleiben für den Betroffenen geschlossen.
Bezeichnend ist, je mehr wir uns damit befassen, desto größer werden die Zweifel und die Suche noch eindringlicher, als wollte man finden - aber was?
Ich bewundere die Tiefgläubigen mit einem leichten Neid, wenn du verstehst?
Ich hasse die Macher, wenn ich unterstelle, dass sie nur Schäfchen sammeln, ohne selbst dahinter zu stehen.
Ich hasse Glaubenskriege, weil jeder Glaube sich zur Nächstenliebe bekennt und mit Kriegen das Gegenteil lebt.
Ich erlebe, dass mich weder Bewunderung noch Hass weiter bringen bei meiner eigenen Suche.
Ich bekenne, dass ich etwas gefunden habe, was mir Halt gibt und betroffen bin, wenn ich nachdenkenswerte Gegenargumente höre, weil diese mir das grad Gefundene zu nehmen drohen.

Ich könnte jetzt unendlich schreiben, möchte dich aber nicht mit einem weiteren "Block belasten".
Du solltest aber auf jeden Fall erfahren, dass dein Gedicht und deine Gedanken mich sehr beeindruckt haben.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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