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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 20.11.2018, 20:09   #1
Laie
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Registriert seit: 17.11.2015
Ort: Oberpfalz
Beiträge: 539
Standard Alt

Das Herbstlaub plätschert windgetrieben
in einem Flussbett aus Asphalt.
Nur noch ein Rinnsal ist geblieben
vom Strom aus Gold. Das Jahr wird alt.

Auch ich, gealtert im Dazwischen
der wandelvollen Tage, bin
verarmt an all den frühlingsfrischen
Gedanken an den Neubeginn.
__________________
Schreiben, wie Monet malte.
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Alt 21.11.2018, 17:08   #2
Ophelia
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Beiträge: 251
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Hi Laie,

wieder top gedichtet. Echt traurig, wie das Gelbgold der schönen Herbsttage im schmuddeligen kalten Asphaltfluss davonschwimmt. Es versinnbildlicht sehr gut das Schwinden der Zeit, die auch nicht aufhaltbar ist. Wir fühlen deswegen auch unser eigenes, zeitlich beschränktes Leben und den damit verbunden Zerfall viel stärker. Dies führt vielleicht auch zu einer gewissen Hilflosigkeit, weil wir es nicht ändern können. Oftmals können anderweitige, hoffnungsvolle Gedanken sich in dieser, doch sehr deprimierenden Außenwelt, nicht durchsetzten und erscheinen deswegen vielleicht auch sinnlos...Ich bewundere wirklich sehr das gleichbleibende, hohe Niveau deiner Verse.


Ganz liebe Grüße

Ophelia
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Vom Tod erwart ich Leben und vom Schweigen ein Wort.
Baratynsky
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Alt 22.11.2018, 12:42   #3
Chavali
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Ja, Laie,

das ist wieder sehr schön gedichtet.
Die erste Strophe gefällt mir besser als die zweite, die mir ein wenig hingebogen scheint.
Aber alles in allem sehr gern gelesen

LG Chavali

__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 26.11.2018, 15:10   #4
Laie
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Ort: Oberpfalz
Beiträge: 539
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Hi Ophelia,

vielen Dank für deine tollen Gedanken und dein Lob. Du triffst es genau


Hi Chavali,

ich danke dir für deinen Kommentar und freue mich, dass du gern gelesen hast

Viele Grüße
Laie
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Alt 27.11.2018, 10:52   #5
Galapapa
Galapapa
 
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Hallo Laie,
ich schließe mich dem Lob der Vorrednerinnen an.
Handwerklich tadellose Verse im vierhebigen Trochäus mit durchgängig wechselnden Kadenzen. Das verleiht dem Text eine gefällige Lesbarkeit und man kann sich im Genießen ganz auf den Inhalt konzentrieren.
Für mich scheint hinter all der Melancholie doch auch etwas Versöhnliches heraus. Die "wandelvollen Tage", das Auf-und-Ab im Leben, lässt einen nicht nur verschleißen an Körper und Geist, es macht auch weise und erfahren, so dass man im Alter den Drang nach Neuem, nach Neubeginn, immer mehr ablegen und den Moment leben kann. Viele lang nicht beachtete Kleinigkeiten werden wichtig und deren Erleben vermag einen zu erfüllen. Darin sehe ich eine Zufriedenheit und eben diese ist die Basis für das Glücklichsein.
Ein erfülltes Leben, das in eine solche Zufriedenheit mündet, braucht sich vor dem Altwerden nicht zu fürchten.
Liebe Grüße!
Galapapa
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Alt 28.11.2018, 10:47   #6
Laie
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Hallo Galapapa,

ich freue mich über deine lobenden Worte und deine Gedanken!

Meine Erfahrungen haben mich bisher leider nicht weise werden lassen. Und auch bin ich oft zu blind dafür, mein Leben als erfüllt anzusehen. Und dann scheint es, als könnte irgendwo ein Neubeginn auf mich warten, auf den ich mich dann voll und ganz einlassen will. Doch dann kommt es anders, als ich es mir in meinem Kopf und Herzen ausmale, und schon wandelt sich alles.

Aber vielleicht kommt die innere Zufriedenheit noch irgendwann

Viele Grüße
Laie
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Alt 28.11.2018, 19:44   #7
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi Laie!

Bravo - wie immer! Deine Bilder sind so intensiv gesponnen, dass man das Rascheln der Verblassenden zu hören scheint!

Anders als Chavi finde ich die 2. Str. mitnichten hingebogen, sondern besonders elegant gefügt. Gekonnte Enjambements steigern den lyrischen Fluss sogar, wenn richtig vorgetragen.

Allergernst gelesen - wie immer!

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 29.11.2018, 20:16   #8
Dana
Slawische Seele
 
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Beiträge: 5.637
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Lieber Laie,
manchmal denke ich: Da schreibt ein junger Mann (Avatar) und ihm flüstert eine alte Seele.

Ich weiß nicht, wie anders und besser ein Lob aussprechen sollte.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 30.11.2018, 12:01   #9
Laie
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Beiträge: 539
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Hi eKy und Dana,

vielen Dank für eure Antworten und das Lob! Ich freue mich

Dana, wie alt meine Seele ist, kann ich nicht sagen. Ich weiß nur, dass sie wohl manchmal unnötig traurig ist. Und dann entsteht so ein Gedichtlein.

Viele Grüße
Laie
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Alt 30.11.2018, 20:26   #10
Terrapin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 27.08.2014
Beiträge: 469
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So schön - deine unnachahmliche Art Äußeres mit Innerem in Versen eines Gedichts verbindend zu bereimen.

Bessere Schmeicheleien fallen mir gerade nicht ein.

Schön, dass es dich gibt.


Pinni.
__________________
Das Leben ist eines der schwierigsten.
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