14.06.2014, 15:20 | #1 |
Kiwifrüchtchen
Registriert seit: 23.05.2009
Ort: nördlich von Auckland/Neuseeland
Beiträge: 945
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Drei Jahrzehnte
Drei Jahrzehnte sind vergangen,
doch erscheint es mir wie gestern, als man dich erzürnten Schreihals nackt mir in die Arme legte. Nahm in meine großen Hände staunend deine winzig kleinen, zählte lächelnd deine Zehen und mein Glück war unbeschreiblich. Deine ersten Gehversuche brachten auch die ersten Schrammen, damals wuchs am Hinterkopf mir ein zweites Augenpaar. Wandschrankmonster zu verscheuchen, Kaubonbons aus Haaren zuppeln, farblich gleiche Socken finden, Übung machte mich zum Meister. Manchmal wühlen wir gemeinsam in den vielen alten Bildern, unter denen, zwischen denen kleine Edelsteine liegen, die wir angesammelt haben in den mehr als drei Jahrzehnten. Heut umfassen deine großen, starken Hände meine kleinen.
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.................................................. ........................................... "Manchmal ist es so demütigend, ein Mensch sein zu müssen..." Erich Kykal Geändert von Lailany (27.12.2015 um 00:57 Uhr) |
14.06.2014, 18:37 | #2 |
Slawische Seele
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Beiträge: 5.637
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Liebe Lailany,
ich bekam "Gänsehaut" - aber die wohlige, die schönste und hole mir heute noch ein Album. Beim Lesen taucht man ganz tief in vertraute Bilder ein, genießt die Sprachmelodie und verdoppelt die Bewunderung, wenn man nach einem tiefen Seufzer zur Lyrik zurückkehrt: "Wahre Dichtung verpflichtet nicht zum Reim." (So habe ich es "gelehrt" bekommen.) Ich kann nur wunderschön sagen, auch wenn es aus der Gruppe der Fans kommt. (Ich kenne keine größeren Stars, als Kinder - die allergrößten sind jeweils die eigenen - ihr Alter bleibt unbeschränkt.) Liebe Grüße Dana (Das zweite Augenpaar am Hinterkopf ist treffend und klasse. Wenn ich heute durch Straßen gehe und irgendwo ein Kind "Mamaaaa" schreit, drehe ich mich immer noch um.)
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
14.06.2014, 20:02 | #3 |
Von Raben umkreist
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Beiträge: 1.053
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Hei Lai,
was für ein schöner Lobgesang auf das eigene Kind. Aus deinem Gedicht spricht spürbare Mutterliebe und ich kann fast das Band, das euch immer noch verbindet, erahnen. Unvorstellbar, dass es Mütter gibt, denen ihr Kind gleichgültig ist oder schlimmer. Dein Gedicht lässt sich so fließend lesen, als ob es in höheren Sphären schwebt oder von einer schönen Melodie getragen wird. Wieder einmal stelle ich mit leichtem Erstaunen fest (aber es wird immer weniger), wie wunderbar auch reimlose Gedichte klingen. Sehr gerne gelesen und bewundert. Lieben Gruß Sid
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Alle meine Texte: © Sidgrani "Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt, ist ein Mensch"
»Erich Kästner« |
15.06.2014, 00:26 | #4 |
Gast
Beiträge: n/a
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Liebe Lailany
Nach dem Lesen bekam ich Kopfkino:
Sehe die glattgebügelten Ohren einer Neugeborenen, staunende Eltern, die raten wer denn in der Familie solche Ohren hat, und dann innerhalb von ein paar Stunden wellen sich die Ohren doch noch. Höre den Plastiktrecker ums Haus rollen, der Sand auf dem Vorderlader muß ja auf den nächsten Haufen. Rieche die Lieblingsspeisen der Kleinen, Pfannkuchen mit Apfelmus. Höre die Biene Maja und Willi, die im Kasettenrecorder endlos lief, auch wenn sie schon schliefen. Fühle wie mein Herz bei Anlässen, Sportfeste, Schulbeginn/abschluß fast stehenblieb. Du beschreibst hier sehr berührend, wie eigene Kinder groß werden, und wir mit Ihnen. Die reimlosen Zeilen lesen sich sehr gut Liebe Grüße von sy |
15.06.2014, 11:00 | #5 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Beiträge: 431
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Hallo Lailany,
in deinen Zeilen lese ich eine wunderbare Liebeserklärung einer Mutter an ihren Sohn (große, starke Hände). In diesem Rückblick auf die letzten 30 Jahre zeigt sich viel Gefühl und liebende Zuneigung. Nicht eine einzige Silbe ist negativ, obwohl ich aus eigener Erfahrung weiß, dass Kinder auch große Sorgen machen können. Doch das ist hier nicht die Aussage, ganz im Gegenteil beschreibt es die gemeinsame Freude, die damit verbunden ist und bis in die Gegenwart anhält. So sollte es sein, so etwas liest man gerne, auch ungereimt, das hat mir gut gefallen. Kinder sind wie Spiegel, wenn man in ihre Gesichter schaut, dann erkennt man darin auch sich selbst und die vergangene Zeit wird bewusst. Herzliche Inselgrüße Narvik
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Nur der fröhliche Mensch allein ist fähig, Wohlgefallen am Guten zu finden. (Kant) |
16.06.2014, 18:01 | #6 |
Senf-Ei
Registriert seit: 26.04.2014
Beiträge: 861
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Liebe Eva,
oh, was sehe ich denn hier? Den trochäischen Vierheber, eine wunderbare ungereimte Erzählfform, die einem nicht oft begegnet. Du hast sie hier mit Deinen liebevollen mütterlichen Gedanken und herzerfrischenden Bildern zu einem wahren Schmuckstück aufbereitet. Sehr, sehr schön! Jetzt frag mich bloß nicht, was das hier für ein grässliches Herumgeschleime ist. Was kann ich dafür, wenn Du solche Prachtwerke ablieferst? Gib mir gefälligst nächstes Mal wenigstens eine kleine Macke zu bemäkeln! Liebe Grüße Claudi |
21.06.2014, 15:48 | #7 |
Kiwifrüchtchen
Registriert seit: 23.05.2009
Ort: nördlich von Auckland/Neuseeland
Beiträge: 945
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Hallo an alle Kommentatoren
Dana, das war mein erstes Reimloses und wer es war, deren Ungereimte mich so beeindruckt haben, dass ich mich auch daran versuchen musste, weißt Du ja schon. Ich finde, das ist die beste Antwort auf Fragen von Zweiflern, was es denn bringe, in einem Lyrikforum rumzuhängen. Sid, ich gebe gern zu, dass ich mich selbst an dem Text immer wieder erfreue. Das liegt natürlich an der einzigartigen Beziehung zum Protagonisten, für den nur das Beste gut genug ist. Der Entwurf war schnell geschrieben, gefeilt hab ich aber sehr lange daran. Sy, höchst interessant, dass Du ausgerechnet die Ohren erwähntest. Das ließ mich hellauf lachen. Dazu gibts nämlich eine kleine amüsante Geschichte: Mein Sohn kam an einem Sonntag um die Mittagszeit zur Welt. Also stand Punkt 15 Uhr fast die ganze Verwandtschaft vor der Tür und das waren viele! Mein Mann war der Jüngste von 12 Geschwistern. Als die Säuglingsschwester den Neuzuwachs zur Beschau an die Glasscheibe hielt, dröhnte einer der frischgebackenen Onkels: 'Schaut doch, welch schöne Ohren das Kind hat!' Und auch später konnte er sich gar nicht einkriegen, immer wieder hat er von den 'schönen Ohren' zu schwärmen angefangen. Diese Story bekam mein Sohn später unzählige Male erzählt, egal, ob ers hören wollte oder nicht. Wenn ich ihn aufziehen will, erwähne ich nur die 'schönen Ohren'. Narvik, stimmt, nicht alles ist immer nur eitel Sonnenschein mit den Sprößlingen. Alle Altersstufen bringen kleine und größere Sorgen mit sich. Sind sie groß und haben sich am rechten Pfad zu gestandenen Erwachsenen entwickelt, kann man sich nur freuen und ... ja... auch ein wenig stolz sein, dass man es richtig gemacht hat. Claudi, ach was, ich kann das Geschleime schon verkraften. Man ist ja abgehärtet. Außerdem weiß ich, dass ich von Dir auch Kritik um die Ohren bekomme, wenn dazu Anlass besteht. Ich bin sicher, dass Du beim nächsten Mal wieder Arbeit bekommst. Euch allen, lieben Dank für Euren Besuch hier und Eure lobenden Worte. Grad bei diesem Text freuts mich besonders. Einen schönen Sonntag wünscht Euch mit lieben Grüßen Lai
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21.06.2014, 17:03 | #8 |
ADäquat
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Beiträge: 13.004
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Liebe Lailany,
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. © auf alle meine Texte
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03.07.2014, 20:52 | #9 |
Lyrische Emotion
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Beiträge: 9.912
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Kia ora Lailany,
du glaubst nicht, wie sehr ich über 95 % deiner Zeilen nachempfinden konnte. Und die fehlenden 5 % kommen nur durch den Umstand zustande, dass ich ein Kerl bin und hier eine Mutter von ihrem Sohn spricht. Letzteren habe ich zwar auch, aber der ist leider noch weiter weg als meine Tochter und seine Hände sind nicht größer als die meinen. Aber genau hier neben meinem Monitor hängt an der Wand ein Foto, wo meine jüngste Tochter auf meinem Bauch liegt und mir Nase an Nase ins Gesicht lacht. Dieses Foto ist auch einer von den kleinen Edelsteinen, von denen in deinem Text die Rede ist. Wie schon gesagt, ich konnte mich gut in dein Gedicht hineinversetzen und es hat mir ebenso gut gefallen. Gerne gelesen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
15.07.2014, 14:20 | #10 |
Kiwifrüchtchen
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Liebe Chavi,
es freut mich, wenn das Handwerkliche auch ausgebuffte Reimefans wie Dich anzusprechen vermag. Hier hab ich das Anfängerglück auf meiner Seite gehabt. Obwohl ich mittlerweile mehr Knowhow angesammelt hab, bin ich mit diesem reimlosen Erstling recht zufrieden. Lob nehm ich mir natürlich immer gerne zur Brust. Lieber Faldi, ich finde es ganz wunderbar, dass ich bei diesem Text besonders von den männl Dichterkollegen uneingeschränkt lobende und sehr berührende Kommis bekommen hab. Und ja... genau die kleinen Edelsteine sinds, die uns immer wieder die besonderen Momente in Erinnerung rufen, so lebhaft, als wenns grad gestern gewesen wär. Herzlichen Dank für Euren Besuch und das lobende Feedback. LG von Lai
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