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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 27.08.2013, 11:22   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard Wir sind viele

Was sind wir doch für vage Kreaturen!
Schwer Depressive oder Frohnaturen,
sensilble Sanfte oder grobe Knochen,
die alle hier ihr Seelensüppchen kochen.

Entlaufne Kinder und versteinte Alte,
Entgegenkommer, hoffnungslos Verknallte,
verrückte Spinner oder Menschenhasser,
Entgleiste, Schweiger und Geschehenlasser.

Verwegene, Versonnene, Verträumte,
Vernünftige und gründlich Aufgeräumte,
an etwas glauben Wollende und Kalte,
in denen lang schon jeder Ruf verhallte.

Auch Egomanen, Räuber wie Beraubte,
Vergessene, Verlorene, Verstaubte,
die immer noch auf große Chancen hoffen,
sich selbst verschlossen, doch für alles offen.

Und wenn ich dies, der ich mich selbst ergründe,
schon alles nur im eignen Wesen finde -
was will ich hoffen, jemals zu erkennen,
wer jene sind, die mich beim Namen nennen...
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (27.08.2013 um 11:30 Uhr)
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Alt 03.09.2013, 17:06   #2
Dana
Slawische Seele
 
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Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
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tja,

schön, lieber eKy, weil der evtl. "Zeigefinger" den "Betroffenen" in der letzten Strophe den Wind aus den Segeln nimmt.
Der Leser beginnt darauf hin, sich selbst darin zu entdecken, findet reichlich, gibt aber nichts zu.

Die große Chance bleibt also offen.

Das Nachdenkliche und Lyrische hebt sich von selbst heraus - ist ja ein Kykal-Gedicht.

Ich habe eine große Portion Humor verspürt und habe mich obendrein köstlich amüsiert.

Liebe Grüße
Dana

P.S.
Außerdem fühle ich mich unter solchen "Kreaturen" erheblich wohler als z.B. unter "Seelenversorgern", Neureichen, Politikern, Saubermännern und, und, und
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
Dana ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.09.2013, 17:28   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi, Dana!

Danke für deinen netten Kommi! Ja, ein Gedicht mit Aha-Effekt! Erst wähnt man eins der üblichen Lamenti über die Schlechtigkeit/Gleichgültigkeit/Allzumenschlichkeit unserer Art vor sich zu haben, aber am Ende kommt der Clou: All das sind wir erst einmal - und vor allem - in uns selbst! Der Umkehrschluss fällt allerdings überraschend schwer: Wenn wir andere ein-/abschätzen, reduzieren wir sie gern auf ein oder zwei Charaktereigenschaften, und das aufgrund oft recht oberflächlicher Indizien.
Das passiert uns immer wieder, auch mir (erst vor wenigen Tagen), egal, wie sehr wir intellektuell dagegen ankämpfen! Wenn wir jemanden mögen/nicht mögen wollen, finden wir sehr rasch gewichtige Gründe dafür und ignorieren, was den jew. Menschen sonst noch ausmacht. Auf dieser Basis werden Ehen geschlossen oder lebenslange Feindschaften gesponnen, werden Leben beeinflusst und Morde verübt!
Wenn wir allerdings gewahr werden, dass andere uns in ihrem Urteil zu Unrecht reduzieren, reagieren wir erbost und verständnislos über soviel Verdrängung/Intoleranz/Fehlurteil! Wir sind schon lustige Leutchen, oder???

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
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