09.08.2012, 17:56 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
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Nachruf auf meinen Ersten
Hast du nicht ew'ge Treue mir geschworen?
Weh mir! Wie jäh gingst du ja doch verloren! Unsel'ger Spross - so rasch nun fortgezogen? Schwer fiel die Trennung mir, ganz ungelogen. Welch Trug und Wahn! Ich glaubte dich an meiner Seite. Du blöder Kerl! Schnurstracks suchst du das Weite. Die Abschiedstränen fließen. Meine Wange ist rot vor Gram: Du gingst mit dieser Zange! So untergriffig packte sie dich, tiefer. Was solls? Da ist halt jetzt ein Loch im Kiefer.
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich! |
24.08.2012, 19:32 | #2 |
Gelegenheitsdichter
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Beiträge: 3.210
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lb. larin,
warum das unter finstre nacht steht, hat wohl mit dem schmerz zu tun, der erst real und dann phantomatisch ganze köpfe zum aussetzen bringt. eigentlich ist das zynismus, aber der besten art. schließlich weiß man erst im letzten vers, daß es sich bei dem angesprochenen um ein beißerchen handelt und nicht um einen midlifecriselden pantoffelhelden. ich finde das teil einfach super. wenn ich darf, möchte ich es in meiner anthologie besprechen. mehr dazu findest du hier: http://asp.leseattacke.de/index.php?...d=37&Itemid=68 ich spreche dich in kürze per pn an. danke für den lesegenuß! lg w.
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Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt Alle Beiträge (c) Walther Abdruck von Werken ist erwünscht, bedarf jedoch der vorherigen Zustimmung und der Nennung von Autor und Urheberrechtsvorbehalt |
27.08.2012, 19:51 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 14.03.2009
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Beiträge: 4.893
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lieber walther,
zynismus wärs wohl, wenns diese zeilen auf jemand anderen gemünzt wären - da in diesem fall aber autor und LyrIch identisch sind , würde ich es eher "galgenhumor" einreihen. du hast recht - es passt nicht wirklich in die "finstere nacht" - in die spaßrubrik schien es mir aber auch nicht zu gehören. in wahrheit spiegelt sich in dem gedicht die emotionale gratwanderung wider, die das lyrIch ( und auot) durchgemacht haben: es zerfließt erst in selbstmitleid - und muss dann über die eigene wehleidigkeit lachen. nun ist humor ja eine art stressverarbeitung. so kann man sich helfen, wenn an will. aber wen interessiert schon der zahnschmerz von irgendwem? da ist es doch viel interessanter, gleich mal eine ganz falsche fährte zu legen und sich dann diebisch dran zu freuen, dass der leser zuunächst in die irre gehen muss .... und auf diese art und weise hätte man dann drei fliegen mit einer klappe geschlagen: beim schreiben verflüchtigt sich sowohl das selbstmitleid des lyrIchs als auch das des autors - und auch der leser ist erleichtert, dass der vermutete tragische riesenallerweltsjammer (oh mein gott - nicht schon wieder ein gedicht über irgendeine unglückliche liebe....) sich in etwas relativ glimpfliches auflöst. du kannst es gerne zwecks abschreckung/ anlockung in deiner anthologie weiter verwenden! lg, larin
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich! Geändert von a.c.larin (27.08.2012 um 19:54 Uhr) |
27.08.2012, 21:12 | #4 |
Slawische Seele
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Beiträge: 5.637
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Liebe Larin,
irgendwie passt es doch - was gibt es Schöneres als bei Trauer und Düsteres in schallendes Lachen zu verfallen - schmerzfrei und erlösend zu lachen. (Passiert oft, wenn nach Beerdigungen gemeinsam erinnert wird und plötzlich Lachgeschichten auftauchen. Sie tun so gut.) Trotzdem habe ich nicht sofort an ein "Beißerchen" gedacht. Ich dachte an einen geliebten Sohnemann, den eine Schwiegertochter (die Zange) entrissen hat. Die Metaphern wurden zu Abgründen der liebenden Mutter. So aber finde ich die Trauer berechtigt, den Schmerz nachvollziehbar - und weil es nicht mich betrifft, sogar lustig. (Ich habe meinen Ersatz bislang in krönenden Abschlüssen gefunden.) Fein gemacht, feinsinnig erdacht und die richtige Rubrik gewählt. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
31.08.2012, 09:25 | #5 | |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Beiträge: 4.893
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liebe dana,
Zitat:
und du hast recht: ein motiv des lachens ist auch die tiefe erleichterung darüber, mal selber nicht der gelackmeierte zu sein, den es getroffen hat. daher kann ich nur raten: gebt auf eure zähne acht - ihr wisst gar nicht, wie sehr ihr dran hängt! lg, larin
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