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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 18.12.2009, 16:31   #1
Leier
gesperrte Senorissima
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Pfalz
Beiträge: 4.134
Standard Geweihte Nacht

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Auch an Weihnachten:

unter Brücken, auf Bänken, in Wäldern,
schlafen schlechter als recht,
die in Alltags scharfschnittigen Feldern
blutig wurden und "schlecht"
Heim, Haus und Hof verließen
um nicht nur eigne Sünden zu büßen,
um lieber sich selbst zu verlieren,
als vor andern sich zu sehr zu blamieren.
Wo bleibt deren heilige Nacht?
Sie hat wohl keinen Segen gebracht.

Vor allem an sie will ich denken.
Sie zu treffen: verrenken müßte ich mich,
da mir ihr "Hier" gar zu fern.
Winkt ihnen ein Stern?
Nein, es winken Armut , Kälte und Not.
Und kein Ackermann wird aus Scham dunkelrot.

Mein Herz tut heut besonders weh,
obwohl ich diese Ärmsten der Armen bei uns hier nicht seh.
__________________
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Alt 19.12.2009, 14:26   #2
Blaugold
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 23.02.2009
Ort: BadenWürttemberg
Beiträge: 526
Standard

Hallo Leier

Bezüglich der Form möchte ich dein Gedicht gar nicht kommentieren. Ich befürchte, auch du hast dir da vielleicht wenig Muse gegönnt.
Dir ist wahrscheinlich der Inhalt wichtiger und die Aussage soll sozialkritisch ein Thema darlegen, wie es um diese Zeit natürlich auftritt: Der Widerspruch zwischen der Weihnachtsbotschaft und der teilweise armseligen Wirklichkeit.
Und da gebe ich dir recht. Auch in einer an sozialen Netzen nicht gerade armen Gesellschaft sind die Maschen groß genug, um manche durchrutschen zu lassen!
Betrachtet man allerdings die "Philosophie" von Weihnachten aus dem Ursprünglichen, kann man sehen, dass die "Frohe Botschaft" eigentlich gerade die Allerärmsten ansprechen möchte, sich nicht aufzugeben, die Hoffnung nicht zu verlieren und einen Weg zu gehen, der das Leben bejaht! Unabhängig von allen "Ackermanns"!
Denn, wenn das "Seelenglück" tatsächlich von solchen abhängt, bzw. zunichte gemacht werden kann, müsste man ja zugeben, dass es vom Geld, von materialistischen Gütern bedingt wird.
Sind wir manchmal nicht zu vorschnell mit der Schuldzuweisung an die Finanzwelt, sie verursache Kummer, Leid und Hoffnungslosigkeit?
Natürlich ist es ungerecht, dass der eine im Überfluss den anderen im Mangel nicht die Hand reicht. Doch den Reichen zum Samariter hin zu "missionieren", ihm eine Verantwortung zu unterstellen oder ihn der Unverschämtheit zu bezichtigen (was ja nicht falsch ist) ist nicht die Symbolik von Weihnachten. Das ist die Symbolik der Apokalypse!
Schon mal darüber sinniert, dass so eine moderne Sichtweise von Weihnachten es ad absurdum führen könnte? Beschenkt wird jeder mit unnützem Zeug, was die "Seele" des Menschen betrifft. Alles, was mit Geld zu kaufen ist, wird als "Zeichen der (Nächsten)Liebe" verteilt. An die eigenen Kinder, an die Partner, an die "armen Kinder weißgottwo auf der Welt". Doch solcher Hilfe an Hungernde und Frierende, an Kranke und Gefallene bedarf es nicht nur zur Weihnachtszeit!!
Das ist das Tragische an nur halbherzig verstandenem und konservativ in das Bewusstsein der Menschen integriertem (religiösen) Denken.
Ein Mensch mit dem Geist der Liebe und Einsicht handelt in jedem Augenblick des Lebens und des Jahres so, wie es im Sinne von der Weihnachtsbotschaft zu verstehen ist.
Das Finanzgebaren der Reichen Welt gehört nicht dazu. Auch nicht in der Form, dass ich mir irgendwelche Verträge aneigne, die mich unverhälnismässig bereichern sollen. Denn irgendjemand muss dafür aufkommen!
Sind es u.a. jene Ärmsten, die du im Gedicht meinst?
Von redlicher Arbeit ist noch kein Mensch wirklich reich geworden.
Und auch noch nie jemand wirklich arm, wenn seine Arbeit gerecht entlohnt wird. Wir haben eine Demokratie. Das Volk bestimmt eigentlich über die gesellschaftlichen Zustände. Nicht Herr Ackermann. Eigentlich.

Ich meine, dein Gedicht ist eine "Gedenkminute" an die Ärmsten der Gesellschaft. Es werden sicher etliche caritative und diakonische Stunden in dieser und jener Stadt folgen.
Danach gibts dann wieder für das restliche Jahr Konsumerwartungen und Wunscherfüllungen für das eigene Ego.
Daran verdienen nur Ackermänner. Wir entscheiden freiwillig so!


Blaugold
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Alt 19.12.2009, 18:02   #3
Leier
gesperrte Senorissima
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Pfalz
Beiträge: 4.134
Standard

Lieber Blaugold,


ich danke Dir für Deine ausführliche Antwort von Herzen.

Ja, es folgen caritative und diakonische Stunden in dieser und jener Stadt, weil es die weihnachtliche Zeit gebietet oder auch anregt.
Danach ist wieder Funkstille.
Das Gedicht entstand vor einem Jahr. In diesem Winter wäre es härter ausgefallen.
Mit Milliarden saniert man marode Banken. Für die Ärmsten der Armen werden noch nicht einmal ein paar Millionen lockergemacht. Da soll die caritative Gemeinschaft Sorge tragen.
D.h. : Spenden.
Heilsbotschaft?
Wenn Dir die Füße erfrieren, siehst Du kein Heil in irgendeiner Botschaft. Da wäre jeder Stall mit Stroh schon besser.

Wäre ich mit irdischen Gütern gesegnet wie ein Ackermann:
Ich wüßte, was ich täte!

So kann ich nur angesichts der Kälte die alten Zähne blecken.

Ganz lieben Gruß
von
cyparis
Leier ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.12.2009, 20:00   #4
Seeräuber-Jenny
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

Ahoi Leier,

ich sehe es ein bisschen anders als Blaugold. Wenn wenigstens zur Weihnachtszeit mitten im kalten Winter geholfen wird, so ist das doch schon besser als nichts.

Aye, wir kaufen eine Menge unnützen Kram, um unsere Lieben zu beschenken, die schon alles haben. Würde jeder nur ein paar Euros locker machen, so könnten wir die glücklich machen, die alles entbehren müssen.

Mit harten Herzen gehen wir stattdessen an den Ausgestoßenen vorbei und geben ihnen die Schuld an ihrer Misere. Ganz zu schweigen von den vielen Kindern, die auf weit entfernten Kontinenten leben, Kinder, die hungern und betteln müssen, Sklavenarbeit tun oder von Minen verstümmelt wurden.

Und was kümmern uns die ausgesetzten Tiere, die auf der Straße oder im Tierheim ihr Leben fristen. Ganz zu schweigen von den Vielen, die in Ställen oder Laboren ausharren müssen, bis der Tod sie erlöst.

Es ist schon richtig, ein Almosen zur Weihnachtszeit genügt nicht. Aber es könnte ein Anfang sein.

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny
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Alt 23.12.2009, 17:30   #5
Leier
gesperrte Senorissima
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Pfalz
Beiträge: 4.134
Standard

Liebe Seeräuber-Jenny!

Du siehst mich in einer Zwickmühle:

Hast Du nur einen kleinen Obolus - wer hat ihn nötiger?
Das Scherflein läßt sich gar schwer teilen.

So oder so: Es bleibt das schlechte Gewissen.

Lieben Gruß
von
cyparis
Leier ist offline   Mit Zitat antworten
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