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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 24.08.2013, 15:21   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard Ruf aus dem Stein

Schmerz, du allein kannst mein Leiden verringern,
schleife die Festungen, die ich ersann!
Greif in mein Zaudern mit wühlenden Fingern!
Quäl mich, damit ich mich fühlen kann!

Trag meine Träume in Bilder von Morgen,
löse die Fesseln und brich meinen Bann!
Schlag aus dem Kopf mir die Kruste der Sorgen!
Schneid mich, damit ich verbluten kann!

Bring mich zurück nach dem brennenden Leben,
tauch meine Seele in lodernde Glut!
Lass ihre Asche ins Leuchten entschweben!
Tu mir dies alles - dann tust du mir gut!
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (02.09.2013 um 15:54 Uhr)
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Alt 24.08.2013, 19:32   #2
Chavali
ADäquat
 
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Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.001
Standard

Hi, Erich,

was für ein verzweifelter Aufschrei!
Düster und ein wenig surreal. Schmerz als Heilkraft.
Ganz tief unten sein, um Weniges wert zu schätzen.

Natürlich wie immer toll geschrieben.
Wortgewaltig.
Vorgetragen mit Dramatik dürfte der Text ein Highlight in jeder Lesung sein.


LG Chavali


__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 24.08.2013, 20:22   #3
Erich Kykal
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Beiträge: 8.570
Standard

Hi, Chavi!

Ich wollte aus der Sicht eines der Welt gänzlich Entwöhnten schreiben, eines quasi Versteinerten, der sich nach dem Leben sehnt, wie er es einst kannte.
Nicht aus zweiter Hand aus dem Fernseher, sondern das echte, direkte, pure Leben mit all seinen Höhen und Tiefen, den Gefühlen, der Unmittelbarkeit und so.

Manche sind so in sich selbst gefangen, dass nur Schmerz ihnen noch zeigt, dass sie lebendig sind, intensiv fühlen können. Ich spreche von seelischem Schmerz, der reinigt wie ein Fegefeuer. Natürlich gibt es auch die körperliche Variante: Ritzer und Selbstverstümmler, die gehen einen noch direkteren, aber schädlichen Weg, und die Gründe sind meist weniger Sehnsucht als vielmehr nackte Verzweiflung und Selbsthass aus vielerlei Ursachen.

In Ansätzen bemerke ich solch eine Petrifizierung des Daseins auch bei mir, daher die Thematik: Es gibt so gut wie nichts mehr, was mir noch Freude macht, ein Erstarren in Ritual und Gewohnheit, Bevorzugung der Langeweile und Bequemlichkeit, Verlangsamung des Denkens, Ziel- und Willenlosigkeit, Motivationslosigkeit, Trägheit, Lustlosigkeit... die Liste ist lang.
Ob das eine Alterserscheinung ist oder eher persönliche psychische Ursachen hat, muss ich noch herausfinden. Aber keine Sorge - ich steuere gegen!

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
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Alt 25.08.2013, 11:47   #4
Chavali
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Hallo Erich,

du lässt tief in die Gründe schauen, weshalb du so und nicht anders dichtest, weshalb du diese und keine
wischi-waschi-Themen behandelst.
Das finde ich großartig - du machst aus deinem Herzen keine Mördergrube, wie man so schön sagt

So lange man selbst sich über seine Gefühle - positiv oder negativ - im Klaren ist, ist alles gut.
Dann findet man auch einen Weg, damit umzugehen.

Schmerz ist ein tiefes, ein intensives Gefühl - vielleicht tiefergehend als Freude.
Er kann stärker berühren als Begeisterung oder Euphorie.

Aber was rede ich.
Du als Pädagoge weißt darüber sicherlich mehr als ich...

Ich wollte dir nur danken, dass man durch solche Statements, wie man von dir lesen kann,
den Inhalt deiner Gedichte sehr gut verstehen und nachvollziehen kann.

Lieben Gruß,
Chavali


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© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

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Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.08.2013, 16:28   #5
Erich Kykal
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Hi, Chavi!

Vielen Dank für deine wohlabgewogenen Worte des Trostes und der Aufmunterung!

LG, eKy
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