18.12.2016, 14:15 | #1 |
TENEBRAE
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Der Fremde
Er lebte lange Jahre unter ihnen,
verborgen allem, was ein Ziel erkennt, und ging vorbei an ihren offnen Mienen wie ein sich selbst Vereitelnder, in dessen Erkennen schon ein Ahnen von Vergessen und Wehmut lag, darin das Auge brennt. Er wusste viel von allem, was bewegen und wachsen mag, das er in sich verschwieg zugunsten ferner Träume, die entlegen und düster ihn bedrückten mit Begehren, doch keinen andern wollte er belehren, nur mit sich selber lag er stets im Krieg. Und als er ging, war er wie nie gewesen, und keine Seele wusste um sein Weh. Kein Wort verblieb, ein Wollen zu erlesen, um daraus zu ermessen, welche Tiefen mit ihm verblassten, welche Träume schliefen in diesem Herzen aus gepresstem Schnee.
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (26.11.2017 um 22:10 Uhr) |
18.12.2016, 18:53 | #2 |
Gast
Beiträge: n/a
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das ist ein sehr schönes Werk, Erich von einem, der fremd blieb, den anderen und sich selbst.
Ein "sich selbst Vereitelnder" was für ein Ausdruck! Ja, manchmal steht man sich selbst im Wege, nicht so extrem vieleicht wie dieser Mensch, aber dennoch. Gepresster Schnee... ein starkes Bild . Die offenen Mienen der anderen deuten darauf hin, dass nur der Prot Schuld ist an dem, was er erfuhr. Ich hingegen denke, dass es immer ein Zusammenspiel gibt im sozialen Umfeld, Anlässe, Begebenheiten, dass sich ein Mensch derart verschließt. Nie ist nur einer schuld... Ein berührendes Werk, dessen Traurigkeit ich gerne nachgegangen bin. LG von Koko |
18.12.2016, 22:04 | #3 |
TENEBRAE
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Hi Koko!
Natürlich ist kaum je nur einer "schuld", aber es sind immer wieder andere, an denen der Protagonist scheitert, ob aus eigenem Defizit oder nicht. Letztlich sind eben nicht alle gemeinschaftstauglich - ich spreche aus Erfahrung! Vielen Dank für die freundlichen Worte zur Ausführung! LG, eKy
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19.12.2016, 06:57 | #4 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Beiträge: 180
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Lieber Erich, du beschreibst einen, der für sich selbst ein lohnendes Ziel erkannt hat, aber nicht die Kraft findet, seine Umgebung mitzureißen und ihre meist destruktive Sicht zu ändern. Ich glaube, das ist das Schicksal der meisten Menschen, die erkannt haben, dass in jedem Menschen ein kleiner oder großer Faschist steckt, und dass es vor allem einer Änderung der Verhältnisse bedarf, um die auch im Faschisten vorhandenen menschlichen Ansätze freilegen zu können. Das allerdings bringst du so nicht zum Ausdruck, du bleibst im Einzelgängertum des frustrierten Menschen stecken, und insofern ist das Gedicht für mich eine leider halbe Sache, nicht tiefgründig genug. Aber jeder kann nur das schreiben, was er selbst erkannt hat, das ist die Crux des gutmeinendsten Autors. Dass unter diesen Umständen jemand als nicht "gemeinschaftsfähig" abgekanzelt wird, zeigt im Grunde, dass der Sprecher selbst keine klare Sicht auf die Dinge hat. Es kommt doch immer auf den Charakter der Gemeinschaft an, Gemeinschaft ist eben nicht gleich Gemeinschaft. Insofern spricht dein Gedicht zwar ein echtes Problem an, ist sich aber selbst nicht im klaren darüber, was den Einzelgänger überhaupt erzeugt. Oftmals ist es ja auch so, dass gerade der Einzelgänger der einzige ist, der eine klare Sicht hat, wenn du an den Herdentrieb des Menschen denkst. Aber das sind wirklich schon tiefenpsychologische Probleme, die man in einem Gedicht wohl kaum abhandeln kann.
Angelika |
19.12.2016, 18:34 | #5 |
TENEBRAE
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Hi Angelika!
Vielleicht hilft es dir zu wissen, dass das Werk autobiographisch inspiriert ist - und als "halbe Sache" habe ich mich eigentlich nie empfunden, auch wenn es auf Grund meiner sozialen Defizite durchaus so gesehen werden kann! Bei der "Abkanzelung" als nicht gesellschaftsfähig geht es also primär um mich selbst - und ich werde wohl wissen, ob das die eigene Person betreffend tiefgründig genug ist! LG, eKy
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20.12.2016, 21:05 | #6 |
Gast
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Hallo eKy,
Du hast Authentizität in deinem Gedicht. Gerade das macht es so lesenswert und wertvoll. Besonders bedrückend finde ich die Metapher: welche Träume schliefen in diesem Herzen aus gepresstem Schnee. Alleine deswegen schon ist es bewegend. Ich bekenne mich gerne zu Sehr gerne gelesen, gerade weil es so lebendig ist! Auch in dieser Rubrik. Liebe Grüße sy |
28.12.2016, 01:50 | #7 |
TENEBRAE
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Hi Sy!
Vielen Dank für deine motivierenden Zeilen der Begeisterung! LG, eKy
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31.01.2017, 19:37 | #8 |
Slawische Seele
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Lieber eKy,
jener Fremde vermittelt eine gewisse Vertrautheit, wenn man Dein Gedicht ohne Wertung und "Schuldzuweisung" liest. Es lässt ins Innere schauen und mit entsprechender Bereitschaft erkennt man Ähnlichkeiten in sich selbst. Im lyrischen Klang liegt eine "traurige Melodie", die hauptsächlich slawischen Seelen vertraut ist. Man hält inne. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
31.01.2017, 20:51 | #9 |
TENEBRAE
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Hi Dana!
Ich schrieb dies in einem wehleidigen Moment mehr oder weniger auf mich selbst gemünzt und hielt es allgemein, um eben nicht allzu wehleidig rüberzukommen! Aber du hast recht - was wird schon bleiben von uns allen? Ein paar Generationen später spätestens sind wir vergessen - ein paar alte verblichene Fotos vielleicht, die man hervorholt und herumreicht, ohne noch zu wissen, wer der oder die darauf eigentlich war: Das war doch die Mitzi-Tant .. neein, nicht doch, Cousine Gerda - oder doch die Urgroßmutter meines Mannes? - Na, jedenfalls jemand von der Familie ... Selbst die großen Namen einer Generation - 100 Jahre später vegessen, nur noch Archivaren und Nerds geläufig. Selbst die "ewigen" Namen, die in die Kulturgeschichte eines Volkes eingingen - Jahrhunderte später nur noch von Schülern unwillig zitierte Hülsen für Klischees und Wuschvorstellungen der jeweiligen Zeit, bis auch sie verblassen ... Und das Weitergeben deiner Gene? Was davon hat sich 50 Generationen später noch nicht herausgemittelt? - Nein, von uns bleibt auf lange Sicht nichts übrig, das Universum hat uns nicht einmal bemerkt! Und genau darum ist es so müßig, nach Ruhm und Bekanntheit zu streben oder sich mit dem Anspruch auf Ewigkeit fortzupflanzen! Wie kurz greift doch der menschliche Verstand, dass er sich immer noch in diesen selbstgefälligen Fallen fängt!? Aber zur Kompensation diverser Komplexe mag es hilfreich sein ... Vielen Dank für deine Gedanken! LG, eKy
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05.02.2017, 13:26 | #10 |
Lyrische Emotion
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Servus Erich,
es ist natürlich immer schwer einen Text zu kommentieren, bei dem schon die Entstehung und autobiographische Bedeutung angesprochen wurde, weil das dann doch immer irgendwie persönlich wird, was man ja eigentlich bei der Besprechung vermeiden sollte, denn Autor und Text sind normalerweise dabei zu trennen. Wie auch immer, man muss natürlich auch in Betracht ziehen, dass der Autor selbstverständlich auch nur aus der eigenen Erfahrung seine Sicht der Dinge formulieren kann, was ja eigentlich jeden Text ein wenig persönlich macht. Dieser Text spricht für sich selbst und beschreibt den Protagonisten und seine Gefühle ziemlich authentisch, so dass man mitfühlen kann, was in ihm vorgeht. Insofern, würde ich sagen, ist dir ein in diesem Sinne schönes Stück melancholischer Romantik gelungen, das mir trotz des doch eher traurigen Inhalts gut gefallen konnte, sozusagen als Zustandsbeschreibung. Gern gelesen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
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