Gedichte-Eiland  

Zurück   Gedichte-Eiland > Gedichte > Finstere Nacht

Finstere Nacht Trauer und Düsteres

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
Alt 15.11.2009, 01:46   #1
Falderwald
Lyrische Emotion
 
Benutzerbild von Falderwald
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.912
Standard Lass dir einen wachsen

Lass dir einen wachsen


Man muss wohl erst mal auf die Fresse fallen,
um manches große Schauspiel zu begreifen.
Du glaubst du träumst und musst dich kneifen,
damit die Glocken wieder richtig hallen.

Lackiert und spitz geschärft sind deine Krallen,
die anfangs kleine Wut beginnt zu reifen.
Schon willst du nach der dicken Keule greifen,
doch plötzlich fängst du an das Ding zu schnallen.

Nun lehnst du dich entspannt zurück im Sessel,
ziehst zwei, drei Mal an deiner Zigarette,
und dann entziehst du dich dem Hexenkessel.

Den Märtyrer im Kampfe hinzustrecken,
das wäre so, wie er es gerne hätte.
Ich grins und denk: Er kann am Arsch mich lecken.


Falderwald
. .. .
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.11.2009, 15:35   #2
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.004
Standard

Lieber Faldi,

lass mich zunächst auf die Form kommen: Sonettig kommt sie daher.
Liest sich natürlich prima.
Der Inhalt jedoch kann einen fast wütend machen, eher auf sich selber, dass man so lange was nicht begriffen hat.
Aber dann: Zurücklehen und schauen, wie der 'Märtyrer' alleine fällt, ohne dass das LyrI einen Finger krumm machen muss.

Bitter lächelnd gelesen hat
mit lieben Grüßen,
Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.11.2009, 16:21   #3
norbert
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 09.02.2009
Ort: im kalten schleidener tal
Beiträge: 1.011
Standard

...und trotzdem ärgert man sich - mir geht es zumindest so -, weil es nicht der eigenen art entspricht und man weiß, dass es uns menschen nicht weiterführt, wenn wir uns im kleinkrieg zerhacken und dabei die wahren feinde aus dem auge verlieren.
sprachlich: ohne fehl und tadel!!
liebe grüße
norbert
norbert ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.11.2009, 21:41   #4
ralfchen
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von ralfchen
 
Registriert seit: 05.10.2009
Ort: Bratislava-Wien
Beiträge: 616
Standard

hm - ja FALDI - du als der grosse FALDINI MAXIMUS im circus romanus. alle hamster wären dir in der ersten runde erlegen. ein wahnsinnsdrama. ich wäre gern als NERO dabei gewesen und hätte dir von den ziegenböcken ne stoßtüre lernen lassen...hahahahaha
ralfchen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.11.2009, 22:38   #5
Leier
gesperrte Senorissima
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Pfalz
Beiträge: 4.134
Standard

Lieber Falderwald,

an der Form ist nicht viel auszusetzen.
Die Wortwahl ist Geschmacksache.
Der Titel erschließt sich mir allerdings nicht.
Die hallenden Glocken finde ich nicht inhaltgerecht, eher reimgerecht.

Beziehst Du Dich auf aktuelle Ereignisse (Märtyrer) ist es zu schwammig.
Beziehst Du Dich auf die Sichtweise des Deutschen Michels, bist Du zu verallgemeinernd.
Dein Gedicht ist aus meiner Perspektive weder Fisch noch Fleisch.
Gut gemacht ist es dennoch.
Womöglich habe ich es ja mißinterpretiert.

Lieben Gruß
von
cyparis
Leier ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.11.2009, 23:03   #6
Dana
Slawische Seele
 
Benutzerbild von Dana
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
Standard

Lieber Faldi,
an der Form und Verdichtung kratzt niemand - ich auch nicht. Perfekt.

Erst die Täuschung (ein Schauspiel angeschaut, das Spiel durchschaut),
dann die Ent - Täuschung.

In der zweiten Strophe kocht die Wut hoch und mischt sich sicherlich mit dem Zorn auf sich selbst. Bevor man diese mit "der Keule" auslebt, beginnt man die dahinter steckende List zu begreifen.

Dann folgt die besonnene Reaktion. Erst durchatmen (im wahrsten Sinne des Wortes, nur mit einer Zigarette) und eine Schlussfolgerung.
Das ist keinen "Krieg" und keinen Schlag wert.

Die Antithese sagt: Ich tue nicht das, was sich der Schauspieler erdacht hat.
Kein dramatischer Abgang, wie er ihn braucht. Er kann mich mal ...


Nicht nur gut, sondern in direkter Sprache klar und weise.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
Dana ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.11.2009, 01:17   #7
Falderwald
Lyrische Emotion
 
Benutzerbild von Falderwald
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.912
Standard

Liebe Chavali,

ich sage immer, das Sonett kann die scharfe Axt in der Lyrik sein.
Diese Form eignet sich ausgezeichnet dazu, kurz und stringent auf einen bestimmten Punkt hinzuarbeiten.
Ja, der Inhalt kann einen schon ganz schön aufbringen. Wenn man aber die Zusammenhänge erkennt, wird einem bewusst, daß diese Sache eigentlich gar keine Aufregung wert ist.
Wie sagt man so schön? Hochmut kommt vor dem Fall. Und wer sich zu weit aus dem Fenster lehnt...

Lieber norbert,

klar ärgert man sich, und das nicht zu knapp.
Aber das ist es ja gerade, daß man dem Kleinkrieg am besten aus dem Wege geht. Was nützt es, wenn man sich gegenseitig zerfleischt?
Jede andere Möglichkeit ist besser.
Natürlich gibt es auch die wahren Feinde. Wie soll man aber diese im Auge behalten, wenn man ständig geblendet und von den eigentlichen Dingen abgelenkt wird?
Sprachlich ohne Fehl und Tadel? Dankefein...

Jo ralfchen,

ich sage dir, es gibt nichts Schlimmeres als paarungswillige Hamster. Du glaubst gar nicht, wo die sich alles anbiedern.
Dich als Nero kann ich mir dagegen gar nicht vorstellen. Ihr habt zwar den Wunsch nach Poduktion vor Publikum gemeinsam, jedoch nicht das Streben nach künstlerischer Perfektion. Außerdem besaß Nero die Courage, sich zum Schluss ein Messer in den Hals zu stecken...

Liebes cyparis,

die Wortwahl ist immer Geschmackssache.
Man kann schwülstig daherreden oder eine klare, deftige Sprache formulieren.
Das kommt wohl immer auf das zu verarbeitende Thema an.
Momentan bin ich wohl etwas direkter drauf.
Ich hätte als Titel auch "leck mich..." verwenden können, jedoch wäre mir das zu reißerisch vorgekommen. Ich finde, "lass dir einen wachsen" klingt viel subtiler und unterstreicht die finale Aussage des Textes ganz gut.
Die hallenden Glocken sind keineswegs dem Reim geschuldet, sondern eine gezielt gewählte Metapher gewesen.
Hast du schon einmal ein großes Glockengeläut gesehen? Das ist so kompliziert aufgebaut, daß schon die kleinste Störung für unharmonischen Klang sorgt.
Hier gehts natürlich im übertragenen Sinne um das klare Denken.
Ob du das Gedicht missinterpretiert hast, kann ich nicht beurteilen, da du deine Interpretaion ja nicht näher erläutert hast.
Aber jeder darf natürlich darin erkennen, was er gerne möchte...

Liebe Dana,

ich finde, du bringst das hier ganz gut auf den Punkt.
Das Schlimmste aber an einem solchen Schauspiel ist, es geschieht nicht einfach zufällig, sondern es wird bewusst inszeniert.
Und für solche Dinge wird auf Teufel komm raus intrigiert und manipuliert.
Das ist ein ganz schmutziges kleines Spielchen, wo bewusst Vertrauen ausgenutzt wird. Ob da immer eine bestimmte Absicht hintersteckt, ist freilich eine andere Frage. Aber so etwas geschieht jeden Tag aufs Neue. Sei es bbei der Arbeit, in der Partnerschaft oder im Verwandten- oder Freundeskreis.
Was übrigbleibt, ist meist Entsetzen, Wut und ganz zum Schluss die bittere Enttäuschung, wieder mal auf so ein Blendwerk reingefallen zu sein.
Manchmal dauert es lange, bis du das durchblickst, doch wenn es soweit ist, musst du handeln und dich davon befreien.
Keine Riesenshow, das käme dem Spieler gerade recht, denn dann bräuchte er sein Spielchen nur etwas abzuändern und könnte munter weiter machen.
Da ist es besser, man verlässt das Spielfeld einfach oder lässt es verlassen.
Das aber ist relativ und kommt auf den Standpunkt bzw. die Position des Betrachters an. .. .


Vielen Dank für eure Kommentare, ich habe mich sehr darüber gefreut...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.12.2009, 14:28   #8
ruhelos
Flaschenpost
 
Registriert seit: 24.03.2009
Beiträge: 574
Standard

hallo falderwald,

wie schon meine zahlreichen Vorredner bemerkt haben, gibt es an der Form nichts zu bemängeln, ein perfektes Sonett. Auch inhaltlich stimme ich dir zu, nur die Wortwahl ist leider überhaupt nicht mein Ding. Ich denke man könnte es auch etwas weniger derb ausdrücken. Na, ja bei mir zählen halt die leiseren Töne. Ich denke, das Gedicht hätte auch gut in die Rubrik Denkerklause gepasst.

Wie ich gerade gesehen habe, gibt es mal wieder Probleme hier im Forum. Wahrscheinlich sprichst du hierauf an: Mobbing im Forum! Ja, dann passt es doch bestens hier hin, stockfinstere Nacht! Leute haltet Frieden! Man muss nicht immer gleich auf etwas reagieren. Laßt die Leute reden... (ihr wißt schon wie es weiter geht, oder?)

Viele Grüße
ruhelos
__________________
Schreiben ist leicht. Man muss nur die falschen Wörter weglassen. (Mark Twain)

Geändert von ruhelos (08.12.2009 um 14:52 Uhr)
ruhelos ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.12.2009, 01:09   #9
Falderwald
Lyrische Emotion
 
Benutzerbild von Falderwald
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.912
Standard

Moin ruhelos,

ja, die Wortwahl ist ziemlich derbe, das ist mir wohl bewusst.
Daß ich auch anders kann, weißt du ja, aber manchmal, ja manchmal muss man seinem Frust auch freien Lauf lassen und dann kann schon einmal so etwas dabei herauskommen.
Das ist natürlich Geschmackssache und ich kann niemandem verübeln, wenn er die "gepflegtere" Sprache bevorzugt.

Mit dem Ärger im Forum ist das auch so eine Sache.
Als Mod-Mitglied bist du ständig irgendeinem Druck ausgesetzt, musst Entscheidungen treffen und darfst dabei persönlichen Sympathien/Antipathien kein zu großes Gewicht beimessen, weil dies nicht nachvollziehbar wäre.

Die Ärzte haben das sicherlich in ihrem Song gut beschrieben.
Normalerweise lasse ich auch die Leute reden und höre ihnen nicht zu, das geht aber hier leider nicht.

Vielen Dank für deinen Kommentar...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 18:58 Uhr.


Powered by vBulletin® (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.

http://www.gedichte-eiland.de

Dana und Falderwald

Impressum: Ralf Dewald, Möllner Str. 14, 23909 Ratzeburg