03.01.2012, 21:38 | #1 |
verkannt
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Zuckerinseln
Zuckerinseln
Da sind meine Träume. Kleine Zuckerinseln, die auf dem Schaum meines Latte Macchiato seicht auf und ab tanzen. Und da sind die Gedanken. Löffelgedanken. Gedanken, die mit ihren Kreisen wilde Strudel erzeugen, welche dann die Zuckerinseln in die endlose Tiefe der Kaffeetasse herunterziehen. Was bleibt, ist ein süßer Nachgeschmack, der sich mit dem Rauch meiner Zigarette mischt, um mit dem Wind auf Reisen zu gehen. Einem Wind, der mich an Strand denken lässt. Der einfach Sand in meine Zeilensprünge streut, so dass meine Worte wie auf Sandpapier geschrieben stehen und mit jedem weiteren Buchstaben, raut er mein Herz ein wenig mehr auf. Vielleicht, damit wenigstens eine Ahnung von Blau daran haften bleiben kann. Wie der letzte Kuss, bevor mein Name sich zum letzten Aufruf aus dem Flughafenlautsprecher schlängelte und mich mitten ins Ohr traf. Wie das Geräusch meiner hastigen Schritte auf der Gangway. Noch hoch oben in den Wolken hallten sie in meinem Kopf wieder, wobei mein Herzschlag mit einen absurden Beat dagegen hielt. Kakophonie der inneren Trommeln. Eine Spur deines Labellos glitzert noch auf meinen Lippen und ein letzter Hauch von Erdbeere bleibt in meinem Gedanken. So sind es Träume, die ich trinke. Mit jedem Schluck. Egal, wo auf der Welt ich mich befinde. Immer sind es Zuckerinseln, die sich hoch und süß auftürmen, um in dem Sog meines Denkens ihre Reise anzutreten. So ist es der Lärm eines Flugzeugtriebwerkes, der mich Erdbeere schmecken lässt und der Sand eines jeden Strandes, der für immer an meinem Herzen haften wird. Wenn ich dich nun anschaue, dir zusehe, wie du neben mir liegst und schläfst, dann weiß ich, dass ich einen Traum / meinen Traum lebe.
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© auf alle meine Texte „Mir gefiel der Geschmack von Bier, sein lebendiger, weißer Schaum, seine kupferhellen Tiefen, die plötzlichen Welten, die sich durch die nassen braunen Glaswände hindurch auftaten, das schräge Anfluten an die Lippen und das langsame Schlucken hinunter zum verlangenden Bauch, das Salz auf der Zunge, der Schaum im Mundwinkel.“ Dylan Thomas Geändert von Cebrail (05.01.2012 um 18:44 Uhr) Grund: Wie immer ;-) |
04.01.2012, 11:39 | #2 |
ADäquat
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Hi Cebrail,
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. © auf alle meine Texte
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04.01.2012, 12:14 | #3 | |||||
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Hallo, Cebi,
ich möchte mich Chavali anschließen. Auch mich lud der Titel gleich zum Lesen ein, und auch mir gefiel sehr, was ich dann las. Übrigens mehrmals. Ich finde, das ist eine Geschichte, die ich immer wieder gerne lesen kann. Ausgesprochen schöne "Bilder", die mir in deiner besonderen "Sprache" eine Geschichte "malen". Mal im Ernst: Ich kann einfach keine einzelnen Stellen zitieren. Im Grunde müsste ich dafür eben die "ganze Geschichte" nehmen. Für mich ist es eher so, dass das LI sich mit einem LD in einer sehr intensiven Gefühlsbeziehung befindet. Ich kann Chavalis Interpretation ebenfalls darin erkenne, tendiere persönlich aber eher zu der "Lesart", dass das LI (beruflich?) öfter auf Reisen ist und es so immer wieder zu Trennungen kommt. Aber für mich ergibt sich der Eindruck, dass das LD "mit auf die Reise(n) genommen wird". Und dass das LI immer wieder zum LD zurückkehrt. Das entnehme ich dem letzten Satz. Das LI hat beim LD sein "Zuhause", ist "daheim"; hier genügt der Anblick des schlafenden LD neben sich, um das zu wissen: Eine Liebe, die ein gelebter Traum ist. Deshalb sagte ich ja: Eine wunderschöne Geschichte. Voller poetischer Bilder und Gedanken. Und: Kein Widerspruch! Du hast ein ganz besonderes "Sprach"talent. Formal nur ein paar Hinweise auf fehlende Kommata: Zitat:
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Sehr gerne gelesen und kommentiert! Liebe Grüße Stimme
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