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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 16.01.2012, 13:01   #1
Sidgrani
Von Raben umkreist
 
Benutzerbild von Sidgrani
 
Registriert seit: 27.12.2009
Ort: Am Niederrhein
Beiträge: 1.051
Standard Die andere Welt

Ich ziehe durch die dunkle Stadt,
ein Nebelstreifen dämpft das Licht,
der Mond, er scheint so trüb und matt
und Regen netzt mein Angesicht.

Die Straßen liegen menschenleer,
als ob sie längst vergessen sind,
das Atmen fällt auf einmal schwer,
am Häusereck, da steht ein Kind.

Die Schultern schmal, höchst dreizehn Jahr,
die Augen blicken leer und stumpf,
ihr Blick umfängt mich, mir ist klar,
ich schau direkt in einen Sumpf.

Dann strafft sich ihr verdammter Leib,
sie kokettiert mit bleicher Haut,
gekonnt verdrängt sie Kind, ist Weib,
hier steht sie bis der Morgen graut.

Mich fröstelt, ich hab kehrt gemacht,
nur langsam breche ich den Bann.
Ihr Schatten fließt schon in die Nacht,
er eilt ihr nur ein Stück voran.
__________________
Alle meine Texte: © Sidgrani

"Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt, ist ein Mensch"

»Erich Kästner«
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Alt 16.01.2012, 18:48   #2
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.001
Standard

Hallo Sid, (darf ich dich so nennen?)

dein Gedicht gefällt mir sehr gut!
Du schreibst in der Art, wie ich das gern mag.

Es erinnert mich an ein Lied von Joachim Witt - mir fällt jetzt der Titel nicht ein, irgendwas mit amour

Da ging es auch um dieses Thema, das du hier mit eingehenden Worten ansprichst.

Handwerklich perfekt gemacht. Fünfhebiger Jambus mit männlichen Kadenzen

Der Inhalt berührt, macht traurig und auch ein wenig wütend, dass man dieses Kind nicht vor einem
solchen Schicksal bewahren konnte.


Lieben Gruß,
Chavali



edit:

bei youtube gefunden:

http://www.youtube.com/watch?v=xOSE7...eature=related


Das meine ich: Bataillon d'amour



LG Ch.
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*

Geändert von Chavali (17.01.2012 um 08:17 Uhr)
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Alt 16.01.2012, 18:56   #3
Dana
Slawische Seele
 
Benutzerbild von Dana
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
Standard

Hallo Sidgrani,

einfühlsam und ohne Pathos hast die "die andere Welt" in einem der Rubrik entsprechenden Gedicht umgesetzt.
Einfühlsam, aber mit kaum "mitleidigen" Worten - das macht den Appell im Gedicht aus.
Ein Seher, der weiß, dass aus dieser Beobachtung nicht Aktivitäten zur "Weltverbesserung" folgen müssen. Ein Seher, der Kehrt macht und die Schatten bleiben sichtbar.
Die Wirklichkeit ist noch düsterer und nicht erst in dieser Zeit.

Um die Nachdenklichkeit zu unterstreichen, würde ich höchstens die letzten Verse ändern:

Zitat:
Ihr Schatten fließt schon in die Nacht,
er eilt mir nur ein Stück voran.
Ein gutes Gedicht.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
Dana ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.01.2012, 09:19   #4
Sidgrani
Von Raben umkreist
 
Benutzerbild von Sidgrani
 
Registriert seit: 27.12.2009
Ort: Am Niederrhein
Beiträge: 1.051
Standard

Hallo Chavali,

deine Worte freuen mich, danke.

Den Song kenne ich. Ich glaube, er hat mich auch ein wenig inspiriert, danke für den link.

Das Erschütternde an solchen Schicksalen ist für mich, dass sie sich quasi um die Ecke abspielen und wir achtlos daran vorbei gehen.



Hallo Dana,

auch dir danke ich für deine lobende Anerkennung.

Du hast recht, die Wirklichkeit ist für uns in unserer heilen "Parallelwelt" nicht annähernd vorstellbar, waren Sodom und Gomorra eigentlich schlimmer? Ich glaube nicht, eher das Gegenteil.

Ihr Schatten fließt schon in die Nacht,
er eilt ihr nur ein Stück voran.


Diese Zeilen müssen so bleiben, die Nacht steht hier für Verderben/Untergang, in die sie ihr Schatten (die dunkle Seite) unbarmherzig zieht.


Liebe Grüße
Sid alias Sidgrani
__________________
Alle meine Texte: © Sidgrani

"Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt, ist ein Mensch"

»Erich Kästner«
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