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Stammtisch Gesellschaft, Politik und Alltag

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Alt 27.08.2014, 18:31   #1
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
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Standard Die zornigen Dichterseelen

O wilde-, wundgewordne Dichterseelen,
wie reibt ihr euch an eurem Publikum!
Verklärten Augenblickes lauscht es stumm,
und will nicht wissen, wo die Brände schwelen!

Will nur ein Wort aus euren Sängerkehlen
als Trost und Schutz und mildes Fluidium,
dass es die triste Welt mal hintenrum
vergessen darf, ganz ohne weitres Quälen!

Was nützt euch wohl schier unfehlbarer Glaube,
mag er dem Augenblick nicht konvenieren?
Die Welt setzt ignorant die Daumenschraube,

braucht anderes und mag euch nicht parieren!
Das Ideal - wie eine lahme Taube -
ist oftmals blind und muss im Rohr krepieren…..
__________________
Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!

Geändert von a.c.larin (27.08.2014 um 18:33 Uhr)
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Alt 27.08.2014, 18:46   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Standard

Hi, larin!

Wohlgefasst, sprachlich wie metrisch einwandfrei und inhaltlich großartig verdichtet!

Winzigkeit: Den Stellvertreter-Bindestrich nach "Wilde" gleich zu Beginn musst du entfernen, sonst hieße das ganze Wort: "Wildegewordne".

Allergernst gelesen und genossen! Du bist wieder voll da!!!

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (28.08.2014 um 12:10 Uhr)
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Alt 28.08.2014, 10:35   #3
juli
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Liebe larin :)

Die Welt ist nicht nur romantisch und schön. Nein, sie hat auch die düsteren Seiten, das Unvollkommene und das Schräge.
Und das ist auch gut so. Denn würde immer alles glatt laufen ( ich glaube die Menschen können das auch gar nicht) würde es auch nur halb so spannend sein.

Der Dichter oder Texter reibt sich so oder so an der Gesellschaft, denn er ist ja ein Teil davon.

Dein Sonett gefällt mir

Liebe Grüße sy
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Alt 28.08.2014, 12:35   #4
Chavali
ADäquat
 
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Mit der Aussage deines Sonetts, liebe larin,
bin ich gar nicht einverstanden.

Man (wir) ist/sind nicht nur Dichter, sondern auch Leser.
Und ich zum Beispiel lese und schreibe nicht nur heile, sondern auch böse und zerrissene Welt.

Mir ist dein Schreibstil hier auch zu verschwurbelt, es liest sich, als wäre der Text ad hoc entstanden
Ich lese demzufolge heraus, dass du den Leser als oberflächlich hinstellst,
der nicht willens oder imstande ist, sich den weniger guten Seiten des Lebens zu stellen...

Handwerklich gibt es nichts auszusetzen

sy hat eine Interpretation geliefert, die ich bei Erich leider vermisse

ein bisschen ratlos:
Chavali

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© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

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Alt 28.08.2014, 13:36   #5
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Ort: Österreich
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M.E. wird hier das Publikum kritisiert, das keine wirkliche Tiefe erträgt und hören will. Die Intention des Dichters verpufft am Mantel der Oberflächlichkeit, mit dem sich die Hörerschaft innerlich abschottet.

Hier wird eher ein bedauerlicher Allgemeinzustand angeprangert (den wir alle wohl mehr oder weniger schon so erleben mussten, nicht bei einem speziellen Publikum bei einer Lesung, mehr allgemein gesellschaftsbezogen), der aber nicht verlangt, dass der einzelne sich als Leser angesprochen oder betroffen fühlen muss, daher scheint mir Chavis Kritik hier ins Leere zu laufen.

Mir hat das Werk in Aussage und Stringenz gut gefallen. die Interpretation erschien mir so klar, dass ich dachte darauf verzichten zu können.

LG, eKy
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Alt 28.08.2014, 15:37   #6
Chavali
ADäquat
 
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Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.001
Standard

Zitat:
Zitat von Erich
M.E. wird hier das Publikum kritisiert, das keine wirkliche Tiefe erträgt und hören will. Die Intention des Dichters verpufft am Mantel der Oberflächlichkeit, mit dem sich die Hörerschaft innerlich abschottet.
Aber das meine ich doch, lieber Erich, das Publikum wird kritisiert und das meiner Meinung nach zu Unrecht.
Es verallgemeinert zu sehr.
Die Menschen sind, wie sie sind und man kann als Dichterseele nicht erwarten,
dass das Publikum vor uns auf die Knie fällt.

Ich zitiere mich selber:
Zitat:
Zitat von Chavi
Ich lese demzufolge heraus, dass du den Leser als oberflächlich hinstellst,
der nicht willens oder imstande ist, sich den weniger guten Seiten des Lebens zu stellen...
Ich nehme mal jetzt den Allgemeinzustand heraus, Erich, und beziehe den Inhalt auf unsere Texte und die Reaktionen darauf,
denn larin sprach ja von der Dichterseele.
Und von daher ist mir die Aussage des Gedichtes zu hart.
Zitat:
Zitat von Erich
daher scheint mir Chavis Kritik hier ins Leere zu laufen.
Das ist meine Kritik gewesen. Gegen das Werk an sich habe ich nichts, bis auf den Hinweis auf ein etwas übereiltes Einstellen -
(ad hoc ) es ist nicht recht ausgefeilt, es wirkt zusammengestoppelt.


LG Chavali

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Geändert von Chavali (28.08.2014 um 16:15 Uhr)
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Alt 28.08.2014, 15:56   #7
AAAAAZ
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Liebe Larin

da sitze ich nun auf den Marktplatz und singe. Ich bin zornig, dass mir keiner zuhört, und leite daraus ab, wie ignorant und oberflächlich doch diese ganze Welt ist. Was für eine Aufregung!
Ja, es ist schon eine arg geschundene Dichterseele, der dieses widerfährt, die als Entertainer ein lustig Liedchen trällern soll, um die Welt ein wenig rosiger werden zu lassen, vor einem saublöden Publikum, welche näher beleuchtete Hintergründe überhaupt nicht verstehen möchte, wenns denn überhaupt zuhört. Das macht zurecht zornig.
Und dann muss man sich nicht wundern, wenn der arme gemeine Dichter wie sooft eine Elegie auf sich selbst verfasst, wo er doch zu Höherem berufen war.
Und er wird nicht die Welt beklagen, sondern er wird zornig, dass die Welt sich ihm nicht genug zuwendet, um ihm in seine Tiefen zu folgen, wie oberflächlich von ihr!
Die unterlassene Gefolgschaft kann sich da schon wie eine Daumenschraube anfühlen. Aber was soll solch ein armer Dichter denn auch anderes machen? Die Welt verändern wird er im wesentlichen nicht können, so wie ein Erfinder, ein Entdecker, ein Unternehmer, ein Glaubensführer oder gar ein König.
Er ist lediglich dazu berufen, zu lamentieren, zornig zu werden, oder zu dichten, und uns in die Tiefe zu reißen. Oder er kann in die Harfe greifen, und uns ein wenig verzücken.
Und wenn's gefällt, sollen sie ihm etwas in seinen Hut werfen.
Die Fallhöhe schafft sich der Dichter stets selbst mit seinem selbstgebauten Turm aus Elfenbein, und im selbstverstrickten Leiden ist er Selbstversorger, sonst wär er ja kein Dichter.
Das Bild der letzten beiden Zeilen mit ,,ideale" ,,blinde" ,,lahme Taube", und ,,Rohrkrepieren" habe ich als Bild übrigens nicht verstanden. Bei wem krepiert das Rohr im Idealfall?
Wo steht die Autorin, ist es eine Nabelleidensschau, oder eine augenzwinkernde Ironie über zornige Dichter. Woraus nährt sich der Zorn, und wer wir hier aufs Korn genommen? Die Position und Zielrichtung ist für mich noch unklar. AZ
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Alt 28.08.2014, 20:50   #8
a.c.larin
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leute guckt mal genauer:

es gibt ein zweites gedicht in diesem unterforum - das ist genau seitenverkehrt! ich habe es im inhalt nur spiegelbildlich gedreht wiedergegeben.
( ja, liebe chavali - ad hoc, da hast du recht. aber ich habe mich dabei so eng wie möglich an die vorlage gehalten, war die auch verschwurbelt? na so was! das ist mir gar nicht aufgefallen.)

doch wenn wir jetzt die beiden seiten zusammenfügen, dann werden wir vielleicht erkennen, welche wahrheit in der mitte liegt.

ich habe übrigens kein problem mit meinem publikum. ich traue ihm nämlich alles zu: von der langeweile bis zur begeisterung, von der oberflächlichkeit bis zum tiefgang, von der einfalt bis zur genialität. und zwar deshalb, weil ich auch so bin.

ich denke auch nicht, das man mit gedichten die welt verändern kann oder sie gar verändern müsste (dazu wäre wohl doch die politik da), sowenig wie ich glaube, dass man mit balkonkisterln den CO2 -ausstoß verhindert.

lyrik ist für mich nichts weiter als ein spiegel - und was man drin sieht ist das, was man sich (da) vorstellt.

lg, larin
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Alt 28.08.2014, 22:21   #9
AAAAAZ
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Nun, da hab ich jetzt mal genauer hingeguckt,

danke für den Hinweis auf das andere Gedicht. Jetzt ist sogar auch direkt geklärt, dass dieses spiegelbildlich 1:1 kopiert wurde, und dass die Wahrheit in der Mitte liegt, und wie du zu Tiefgang und CO2 Austausch stehst, und was du deinem Publikum zutraust. Hätte man ja eigentlich fast von allein drauf kommen können, wenn man gleich genauer hingeguckt, das andere Gedichte aufgesucht und verglichen hätte. Die Idee dahinter ist jedoch interessant. Vielleicht hätte das betreffende Gedicht als Zitat darunter gestellt werden sollen, denn wer weiß, wieweit diese beiden Gedichte auseinander rutschen. Und dann hilft mit der Zeit auch kein genaues Gucken mehr.
l.G. AZ

Geändert von AAAAAZ (28.08.2014 um 22:29 Uhr)
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Alt 29.08.2014, 10:36   #10
Erich Kykal
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ich denke auch nicht, das man mit gedichten die welt verändern kann oder sie gar verändern müsste (dazu wäre wohl doch die politik da), sowenig wie ich glaube, dass man mit balkonkisterln den CO2 -ausstoß verhindert.

lyrik ist für mich nichts weiter als ein spiegel - und was man drin sieht ist das, was man sich (da) vorstellt.

lg, larin
Weise Worte, liebe larin!

Was ich allerdings über die Jahre festgestellt habe ist, dass Lyrik sehr wohl die Welt verändert: Nämlich die eigene! Hätte ich vor 9 Jahren nicht wieder zu schreiben begonnen, ich wäre heute ein völlig anderer Mensch.

Und manchmal - nur manchmal vielleicht - erreichen wir jemanden mitten im Zentrum seines Wesens und verändern es ein ganz klein wenig - oder sehr. Wer kann das schon sagen...?

Ich habe festgestellt, dass die Wirkung der Lyrik sehr davon abhängt, wie der Leser sie aufnimmt, und das hängt wiederum sehr davon ab, was dieser Leser vom Autor hält.
Vergöttert er diesen, da ihm gefiel, was er zuerst las, wird er den Zeilen aller Werke dieses Autors eine viel tiefere Wertigkeit beimessen. Sagt ihm der Name nichts, ist er eher geneigt, kritisch zu lesen und Fehler zu suchen.
Oft genug entscheidet also das allererste Gedicht, das ein Leser von dir liest, ob du ihm als Autor fürderhin genehm bist oder nicht.

LG, eKy
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