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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 16.12.2016, 05:23   #1
Angelika
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 07.11.2016
Ort: Berlin-Lichtenberg
Beiträge: 180
Standard 96 Jahre - Ein sehr alter Mann erzählt

Du fragst, wie es mir geht, so ganz alleine?
Ach, irgendwie kommt man doch immer hin.
Die Zeit, sie führt mich an der kurzen Leine,
am Ende bleibt sie die Gewinnerin.

Ich fühl, mir kam da irgendwas abhanden,
vielleicht der Gleichmut oder was weiß ich,
weil schon so viele Freunde still verschwanden.
Ich jetzt allein – nicht angenehm für mich.

Stupide Tage voller Langeweile,
ich denk an dies und das. Und überhaupt,
an manchen Tagen lauf ich eine Meile,
sobald der alte Körper es erlaubt.

Als Fremder gehe ich durch meine Straßen,
und was da lebt, ist nicht mehr meine Welt.
Die Häuser, die mich lange schon vergaßen,
was hat die Zeit mit ihnen angestellt?

Zu Hause endlich, schließe ich die Türen,
will nichts mehr sehen, keinen Laut mehr hören,
die Gegenwart kann mich nicht mehr berühren,
sie würde meine leise Welt bloß stören.

So lebt sich’s hin, ich zähl zum Überreste,
der kranke Baum, der‘s nicht mehr lange macht.
Ein letzter Schlaf, ach ja, der wär das beste.
Dann liege ich und warte auf die Nacht.

Den Frühling möchte ich noch mal erleben,
die Welt wie neu, wenn alles blüht und grünt,
ein Restchen Leben wäre mir gegeben.
Wer weiß? Ich denk, ich habe es verdient.
Angelika ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.12.2016, 09:14   #2
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Thomas
 
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
Standard

Liebe Angelika,

dein Gedicht ist sehr wahrhaft. Ich halte es für sehr gut.

Liebe Grüße
Thomas
__________________
© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
Thomas ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.12.2016, 09:45   #3
juli
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Hallo Angelika,

Ein gutes Gedicht, Du schreibst in der letzten Zeit geschmeidiger.


Ich fühl, mir kam da irgendwas abhanden,
vielleicht der Gleichmut oder was weiß ich,
weil schon so viele Freunde still verschwanden.
Ich jetzt allein – nicht angenehm für mich.
Bin nun allein - nicht angenehm für mich. <<< dann vermeidest du das 2te Mal "ich" und "nun" klingt weicher, aber das ist Geschmacksache.


Sehr gerne gelesen

Liebe Grüße sy

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Alt 16.12.2016, 11:23   #4
Angelika
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 07.11.2016
Ort: Berlin-Lichtenberg
Beiträge: 180
Standard

Lieber Thomas,

danke fürs Reinsehen. Eine kleine Hommage an einen sehr alten Mann, den ich sehr gern hatte.

Angelika
Angelika ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.12.2016, 11:39   #5
Angelika
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 07.11.2016
Ort: Berlin-Lichtenberg
Beiträge: 180
Standard

Liebe Syranie,

geschmeidiger - ich weiß nicht, ich schreib schon immer so. Es kommt aufs Thema an.

Sicher, ich könnte deine Formulierung übernehmen, aber mich stört es nicht, weil das mehrmalige Ich hier einen Sinn ergibt. Wiederholungen haben ja auch ihre Berechtigung. Mal sehen, werde drüber nachdenken.

Dann wünsche ich dir ein schönes Weihnachtsfest. Bleib gesund.

Angelika
Angelika ist offline   Mit Zitat antworten
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