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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 12.01.2015, 20:18   #1
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.908
Standard 01/15



01/15


Sie sind die wahren Helden dieser Tage
für jene, die der Welt den Krieg erklären,
weil sie gehorsam, ohne Gegenfrage
mit kalter Wut gezielt das Leid vermehren.
In Überzeugung der gerechten Sache
des Himmels sangen sie das Lied der Rache.
Dann zogen auf dem Weg ins Paradies
mit der Kalaschnikow sie nach Paris.

So brachten schwarzmaskierte Gotteskrieger
dem Glauben an die Freiheit das Verderben
in ihren Todesspielen ohne Sieger,
am Ende mussten zwanzig Menschen sterben.
Die Mörderseelen sind im Zorn verglommen,
Charlie wird auch nicht mehr nach Hause kommen.
Die Hölle trugen in das Paradies
mit der Kalaschnikow sie nach Paris.

Wer blinden Hass sät, erntet Angst und Schrecken,
schon keimen wieder totgeglaubte Samen,
doch wollen wir die Freiheit nicht beflecken,
dann geben wir ihr endlich einen Namen.
Zerbrecht in euren Herzen alle Mauern,
lasst uns gemeinsam um die Opfer trauern.
So schicken wir der Freiheit Paradies
ein Mitgefühl aus Liebe nach Paris.


Falderwald
. .. .


__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 12.01.2015, 21:40   #2
wolo von thurland
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hallo falderwald

so, die emotionen sind etwas verraucht. (bei mir)

von dem anschlag von paris profitieren alle möglichen leute. warum also nicht auch die forendichter.

gruss
wolo

Geändert von wolo von thurland (14.01.2015 um 05:44 Uhr)
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Alt 13.01.2015, 02:00   #3
Lailany
Kiwifrüchtchen
 
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Beiträge: 945
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Kia ora Faldi,
Deine Messlatte liegt sehr hoch, mit diesem Text hast Du sie nicht ganz erreicht und ich glaube, ich weiß auch, warum.
Bei diesem brisanten Thema liegen die Nerven liegen blank, es ist nahezu unmöglich, die Emotionen so weit zu verdrängen, dass sich der Kopf zu lyrischen Glanzlichtern aufraffen könnte, weil es für solche Akte der Barbarei außer hässliche überhaupt keine Worte gibt.
Dies in Betracht ziehend, sehe ich Deinen Text als gelungen an. Dass er weder moralinsäuretriefend noch ätzend bissig ist, obwohl man weiß, dass Falderwald das auch bestens kann, werte ich hier als einen Pluspunkt. Ich nehme an, das Drosseln ist Dir ziemlich schwer gefallen.
Der Text platzt schier aus allen Nähten vor Ungesagtem, hält es nur mit großer Mühe zurück und diese Selbstgeißelung des Dichters ist für den Leser spürbar.

Ich könnte nichts posten, was mir zu diesem Thema die Feder zucken lässt, will ich mir nicht einen weiteren Forenbann einhandeln. Und am Eiland wär mir ein solcher NICHT wurscht!

Beim Auftakt von S2 Z6 komm ich jedesmal ins Stolpern.
Warum nicht:
auch Charlie wird nicht mehr nach Hause kommen.

Sehr gern gelesen und besenft.

HG von Lai
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"Manchmal ist es so demütigend, ein Mensch sein zu müssen..." Erich Kykal

Geändert von Lailany (14.01.2015 um 00:18 Uhr)
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Alt 13.01.2015, 12:20   #4
juli
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Lieber Falderwald :)

Die letzten Tage standen im Zeichen der Meinungsfreiheit, und die Augen waren auf Paris gerichtet. Unfassbar sind die Taten, der Terroristen. Die Morde wirken ob, wir als Demokratrie es wollen oder nicht - Was ich gut finde, sind die Reaktionen der Menschen in Europa. Die Demonstrationen gegen Terror und gegen die Mörder.

Ein emporgehaltener Stift bekundet Freiheit im Denken!

Du sprichst hier mit klaren Worten gegen den Terror, die Form des Gedichtes läßt mich mitschwingen....Du klagst an, deine Worte lassen mich mitfühlen....mit den unschuldigen Opfern, deren Angehörigen, die diesen Tag nie vergessen werden.

Ich finde gut, dass du dich mit Wut, die ich durchaus hatte/ habe, und die verständlich ist, zurückgehalten hast. Deine letzten Zeilen:

Zerbrecht in euren Herzen alle Mauern,
lasst uns gemeinsam um die Opfer trauern.
So schicken wir der Freiheit Paradies
ein Mitgefühl aus Liebe nach Paris.


schließe ich mich mit vollem Herzen an.

Sehr sehr gerne gelesen, mit einem erhobenem Stift in der Hand!
Liebe Grüße sy

PS: ich glaube das der Terror nicht der Letzte gewesen ist.

Geändert von juli (13.01.2015 um 12:34 Uhr)
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Alt 14.01.2015, 17:07   #5
Dana
Slawische Seele
 
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Beiträge: 5.637
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Lieber Faldi,

mich hat dein Gedicht 01/15 betroffen gemacht und als Werk zutiefst beeindruckt (bereits vor dem Posten).
In drei Strophen erfasst du ein Geschehen, das die meisten Menschen zunächst nur taumeln lässt.

Nun habe ich auch die Kritiken gelesen und erkenne, wie schwer es ist, sich lyrisch, gefühlsmäßig und "unreißerisch" zu bekennen.
Dabei hast du genau diesen "Zwischenraum" verdichtet. Die menschverachtende "Schlachtung" ist uns längst "vertraut" - aber Paris und Charlie liegen sehr nah, die Videos sind unfassbar.
Millionen Menschen gehen auf die Straße und trauern - dein Gedicht ist eine Stimme dazu. Warum (liebe Kritiker, versteht richtig) "ertragen" wir einen solchen Gefühlsausbruch nicht mehr. Warum ist er verraucht oder nicht angemessen? (Das meine ich als Frage und völlig frei von der Kritik am Gedicht.)
Die Antworten darauf liegen im Geschehen selbst. Wir werden überflutet mit Antworten und Fragen, die wir gar nicht mehr erfassen können. In einer Nebenstraße trauern medienwirksam untergehakte Politiker - fern von der Masse aus Sicherheitsgründen. Wir trauen uns der "Größe" wegen nicht mehr, uns "entsprechend" zu äußern und das Hauptanliegen selbst ist die freie Meinungsäußerung.

Ich sende mein Mitgefühl an die Betroffenen, an ihre Familien und erlaube mir zugleich, mir ein Bild davon zu machen, wie beklemmend es ist, sich dazu zu äußern.
Dein Gedicht ist mir dabei wirklich hilfreich.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 14.01.2015, 20:40   #6
Ann
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Hallo Falderwald,

Diesem Werk zolle ich noch mehr Respekt als vielen Texten, die ich in den zwei letzten Tagen - seit ich dieses Forum fand - hier las. Es ist eine so große Fülle, dass ich oft nicht weiß, wo sollte ich zuerst meine Spur hinterlassen.
Aber nun zu Deinem hochaktuellen Text - den Inhalt kann ich mit Vehemenz unterschreiben! Mir verschlägt es ob der Ereignisse schier die Sprache, bin wie paralysiert und so bewundere ich, wie Du Worte findest, die den Leser derart mitreißen.
Danke dafür!
Lieben Gruß von Ann
__________________
© auf alle meine Texte
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Alt 15.01.2015, 19:44   #7
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Moin wolo,

ich weiß nicht, warum du deinen ursprünglichen Kommentar revidiert hast, darum fällt es mir jetzt auch ein wenig schwer, deine geänderte Antwort zu deuten.

Eigentlich möchte ich nur soviel dazu sagen, dass dieser Text ein Experiment gewesen ist.
Ich habe versucht, der eigenen Wut, die sich unter die ehrliche Trauer um die Opfer gemischt hat, diesmal keinen Spielraum zu geben.

Vielleicht erwartet man auch anderes von mir und ich kann jetzt nicht wirklich sagen, ob mir der Text diesbezüglich gelungen ist, denn nach deinem ursprünglichen Kommi kam ich doch arg ins Zweifeln.

Sicher sind die Emotionen jetzt langsam verraucht, aber was ich da geschrieben habe, sollte sicherlich nicht verharmlosend klingen.
Doch wie weit kommen wir mit Wut und Gegenhass?

Deshalb vielleicht auch die ungewohnte Pathetik...


Vielen Dank fürs Vorbeischauen...


Kia ora Lailany,

ich stimme dir zu, die ganzen Emotionen lassen sich wohl nicht in Worte fassen.
Das Drosseln ist mir mit Sicherheit sehr schwer gefallen, aber was soll es jetzt bringen, rumzuätzen und nach allen Seiten auszuteilen?

Das geschieht doch schon außerhalb der Lyrik von allen Seiten.

Und jede Seite hat durchaus vernünftige und nachvollziehbare Argumente, da wollte ich auch mit diesem Text kein zusätzliches Öl ins Feuer gießen.

In diesen Zeilen bleibt vieles ungesagt und wenn der Leser das erspürt, dann ist zumindest eigenes Nachdenken darüber angesagt, denn ich wollte hier eigentlich keine bestimmte Richtung aus den o.a Gründen vorgeben.

Zitat:
Ich könnte nichts posten, was mir zu diesem Thema die Feder zucken lässt, will ich mir nicht einen weiteren Forenbann einhandeln. Und am Eiland wär mir ein solcher NICHT wurscht!
Ach weißt du, wenn alle ihre Meinung hier schreiben dürfen, dann gilt das auch für dich.
Zur Not kann man einen solchen Text ja entfernen...

Die Stelle, an der du ins Stolpern kommst, kann ich nachvollziehen und normalerweise hätte ich das auch so geschrieben, wie von dir vorgeschlegen wurde, aber hier gilt die französische Aussprache von "Charlie" und dort wird es nun mal "Charlie" betont.
Deshalb auch die kleine Inversion an dieser Stelle.


Vielen Dank für deine Antwort...


Moin syranie,

die Meinungsfreiheit, für die hier demonstriert wird, ist nur eine Meinungsfreiheit, dann diese gilt längst nicht für alle, weil die Diskussionen rund um dieses Thema ja nun ziemlich angeheizt sind.

Deshalb habe ich mir auch die Wut verkniffen.

Ja, ich dachte bei diesem Text in erster Linie an die Angehörigen der unschuldigen Opfer, aber auch an die Mütter und Väter der Täter, denn auch sie haben ihre Söhne verloren, wenn auch an und durch eine unheilvolle Ideologie.
Ob ihr Glaube sie dafür entschädigen kann?

Ich freue mich, dass du dich den letzten Zeilen anschließen kannst.

Allerdings haben sich deine Befürchtungen ja schon erfüllt, siehe heute in Belgien. Und bei dem Anschlag auf die Hamburger Morgenpost tappt die Polizei ja angeblich noch völlig im Dunkeln, darüber hört man (vorsorglich) nix mehr.


Vielen Dank für deinen zustimmenden Kommentar...


Liebe Dana,

bei der Reizüberflutung durch die modernen Medien heutzutage stumpft man wahrscheinlich wirklich ab und es schleicht sich ein Gefühl der stummen und traurigen Resignation ein, wenn man die Hilflosigkeit der Politik betrachtet.

Es kann jeden von uns jederzeit treffen und dieses Angstziel ist erreicht worden.

Dieser Text ist tatsächlich nur eine Stimme unter Millionen anderen.

Er soll ein Aufruf sein und zeigt den Willen, in diesen Zeiten an etwas Gemeinsamen festzuhalten, auf etwas, was wir uns in Europa hart erkämpft und erarbeitet haben.

Und diese Menschenrechte dürfen wir uns nicht zerstören lassen.

Ob der Text dazu nun angemessen ist oder nicht, vermag ich leider nicht zu beurteilen, dazu bin ich natürlich zu subjektiv. .. .


Vielen Dank für deine Gedanken zum Thema...


Hallo Ann,

ich freue mich sehr, wenn dich dieser Text erreichen konnte, weil ich zwischendurch an seiner tatsächlichen Wirkung gezweifelt habe.

Nun kennen wir uns noch nicht so lange, deshalb kann ich dir sagen, dass wahrscheinlich anderes von mir erwartet wurde, denn ich kann manchmal ein ganz schön zynischer Galgenstrick sein, der verbal ziemlich auszuteilen vermag.

Das erschien mir hier aber nicht angebracht.


Vielen Dank für deinen wohlwollenden Kommentar...


Ich danke euch für eure Antworten, Gedanken und auch die Kritik zum Thema...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


__________________


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