17.02.2018, 12:45 | #1 |
Gast
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Der Turm der Stille
Der Turm der Stille
Du lebst jetzt im Nest der Winde: Verrufen und verschallt, zeitloses Angebinde, entwunden solider Gestalt. Entbunden dem plumpen Bestehen: Geist und reines Gebein, kein Werden mehr und Vergehen, kein Kreislauf aus Hiersein und Sein. Und bleiben von Dir wird: Nichts Bedeutenderes, als was ging, erhoben im Zeichen des Lichts; und was auch die Erde empfing, siehe, kein Ding ist gering, es wächst und gedeiht und dann brichts. ------------- Ein Sonettoid mit gewollter metrischer Aufrauung ... und beim Titel des Beitrags hat sich der Fehlerteufel eingeschlichen... ups... <- Lieberweise von Chavali korrigiert! Geändert von Sufnus (18.02.2018 um 16:35 Uhr) |
17.02.2018, 21:05 | #2 |
TENEBRAE
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Hi Sufnus!
Im obersten Titel ist ein Tippfehler. Du kannst einen Moderator ersuchen, das zu ändern, vielleicht geht es auch noch mit "Ändern/erweitert". Lieber Kollege, das ist keine "metrische Aufrauung", sondern eine derbe Holperstrecke für lethale Belastungstests lyrischer Federungssysteme! Wenn ich mal darf: Du lebst jetzt im Nest der Winde: verrufen und verschallt, Nach Doppelpunkt würde ich lieber groß schreiben. Aktiv/Passiv-Fehler: Man kann etwas verschallen LASSEN, aber selbst nicht verschallt sein. zeitloses Angebinde, entwunden solider Gestalt. Entbunden dem plumpen Bestehen: Geist und reines Gebein, kein werden mehr und vergehen, "Werden" und "Vergehen" hauptwörtlich gebraucht, daher groß geschrieben wie "Bestehen" in Z1. kein Kreislauf aus Hiersein und Sein. Wortwiederholung "-sein/Sein" und auch Sinnwiederholung. Und nach Dir wird kommen: Nichts Aha - hier schreibst du also selbst groß nach Doppelpunkt? bedeutenderes als was ging "Bedeutenderes" ist ein Nomen: Groß. Komma vor "als". mit Dir im Zeichen des Lichts, und was auch die Erde empfing, siehe, kein Ding ist gering, es wächst und gedeiht und dann brichts. Wenn "es" involviert ist, würde ich immer noch einen Apostroph setzen: "bricht's". Ich glaube, kein Muss mehr, aber ich finde es schöner. xXxxXxXx xXxXxX XxxXxXx xXxxXxxX xXxxXxxXx XxXxxX xXxxXxXx xXxxXxxX xXxxXxX xXxxxXxX xXxXxxX xXxxXxxX XxxXxxX xXxxXxxX Nichts für ungut, aber selbst beim besten Einvernehmen bezüglich Anpassungen an die Sprachmelodie holpert es für mich hier praktisch ständig. Die Auftakte hängen ihr Fähnchen nach jedem oder keinem Wind, da kommt keine Melodie zustande, die Satzteile und Phrasen krachen, wild gegeneinander tanktend, ineinander ... ein lyrisches Schlachtfeld! Sorry, dass ich hier nichts Positives zu schreiben weiß ... - Vielleicht dies: Jede Zeile nur für sich ist wunderschön - bloß miteinander darf man sie nicht zu lesen versuchen ... LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
18.02.2018, 14:21 | #3 | ||
ADäquat
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Beiträge: 13.004
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Hallo Sufnus
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18.02.2018, 16:32 | #4 | ||
Gast
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Hi Erich!
Dankeschönst für die niederen Dienste der Schreibfehlerfindungen... Version 2.0 erstrahlt jetzt dank Dir in orthographischem Glanz! Und ganz gerührt bin ich ob Deines engagierten Versuchs einer inhaltlichen Kritik, den ich Dir mit meinen Zeilen abgerungen habe... Deine Einwände sind zwar größtenteils unzielführend aber doch erhellend. Zitat:
So sehr aber Deine Ausführungen zur Sprachmelodie Käse sind, so bedenkenswert und einen wunden Punkt berührend ist doch Dein Hinweis auf den passivischen Gebrauch von verschallen... tatsächlich ist dieser Verstoß gegen den Kommeng nach einigen Hin-und-Her-Überlegungen erfolgt. Es sollt partout dem Verschallen des Besungenen das Wort geredet werden, der korrekte Passiv verschollen brächte aber in der heutigen Wortauffassung keinen Bezug zum Schall mehr zustande... daher habe ich kurzerhand verschallen zum schwach gebeugten Wort herabgestuft et voilà... So gehts halt mit der Sprache, alte Wendungen verblassen, neue bilden sich heraus und ein Gedicht darf da gerne mal die Grenzen der Dudiformität etwas schellenschen. P.S.: die Tödlichkeit der Belastungstests übrigens im Deutschen bitte mit ohne "h"... der Bezug zu Lethe ist zwar putzig (und wurde volksetymologisch immer mal wieder hergestellt) aber falsch. Und @Chavali: Mercivielmals für die Titeländerung... weitere Anmerkungen sind gern willkommen! Und die Endung -oid meint einfach das etwas einer anderen Sache ähnlich ist, ein Sonettoid also einem Sonett... ist aber kein offizieller Begriff... Zitat:
Um den Titel des Beitrags und den des Gedichts noch mehr zur Deckung zu bringen, bemühe ich jetzt noch den obigen Faden. Geändert von Chavali (18.02.2018 um 20:27 Uhr) Grund: Doppelpost: 2 Beiträge zuammengeführt |
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18.02.2018, 20:21 | #5 |
TENEBRAE
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Hi Sufnus!
Das "h" in "letal" ist meiner Ausbildung als Englischlehrer geschuldet - mir kommt immer wieder das zuerst gelernte englische "lethal" unter ... peinlich! Als "Käse" würde ich meine Einlassungen zum Thema Sprachmelodie nicht bezeichnen. Natürlich ist mir klar, dass dein Text - richtig gelesen - durchaus eine Art Rhythmus generiert, dem man folgen kann - indes, es bleibt schwierig, sich als Leser darauf einzustimmen. So dies also "etwas Neues" ist, das du versuchst, wünsche ich dir natürlich viel Glück dabei. Allerdings ist dies ein Problem jeder Kunstsparte: Irgendwann hat man im Verlauf der Jahrhunderte so gut wie alles Sinnvolle bis Erträgliche durch, und das zum Behufe persönlicher Besonderheit und kultureller Karriereförderung zu erzwingende Neue wird immer abstruser, sonderbarer, realitätsferner; vielleicht noch einem engen Kreis und Klüngel partiell Hochbegabter zugänglich und erschließbar, aber der Mehrheit fremd und abgehoben. Das reicht von atonaler Musik der "modernen" Klassik mit dem Charme von beliebigem Fabrikshallenlärm über "moderne" Formen der bildenden Künste wie Schüttbilder, Destruktivismus usw. bis hin zu gewissen onomatopoetischen Auswüchsen "moderner" Lyrik oder diesen unsäglichen "Ich lass jetzt die nächsten 2 Minuten einfach so Unterbewusstes sinnfrei abtropfen"-Gedichten, die mir jedesmal bei Ansichtigwerdung die Kabel am Hals schwellen lassen! Solche Hirnwixereien mögen konzeptuelle Theoretiker noch begeistern, den Kontakt zur "normalen" Menschheit haben sie längst verloren. Für mich ist Lyrik Schönheit der Sprache, die lyrisch auszusagen vermag, was das Innerste des Lesers berührt und verzaubert. Ich brauche nur 2 Seiten in meinem geliebten Rilke zu lesen, und schon kommen mir selbst nach so vielen Jahren die Tränen, allein schon ob der unvergleichlichen Eleganz und Schönheit seiner Sprache. Welches reimlose "Gedicht", welches abstrakte Gemälde, welche atonale Gräuschorgie könnte je derlei bewirken!? Du magst nun einwenden, dass viele Rilkegedichte durchaus nur der Sprachmelodie folgen und nicht einer aufgezwungenen Ordnung in Strophen oder Reimschema. Stimmt. Aber Rilke war eben das größte Sprachgenie deutscher Lyrik. Bei ihn hörte es sich nie regellos an. Dein "Versuch" ist da noch weit entfernt in Fluss und Melodie. Aber gut - wie gesagt, ich wünsche dir Glück und beste Fortschritte, solltest du diese Art des Schreibens auszubauen und zu perfektionieren versuchen. LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
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