12.10.2012, 09:00 | #1 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Gedanke eines Augenblicks
Und wieder steigt die bunte Sonne auf,
beleuchtet still die nämliche Kulisse. Das Leben streckt sich und nimmt seinen Lauf, verplätschert wie das Wasser in den Bächen. So recht scheint mir nicht klar, was ich vermisse, doch treibt ein Ahnen mich: Es wird sich rächen!
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
12.10.2012, 19:04 | #2 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
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Hallo Erich,
interessantes Reimschema, die "doppelte Klammerung" hält einen Augenblick fest. Die Ausdrücke "bunte" Sonne und "treibendes" Ahnen sind mir etwas befremdlich. Vielleicht kannst du bei Gelegenheit erklären warum du sie wählst. Wie von dir gewohnt ein sehr gutes Gedicht, finde ich. Liebe Grüße Thomas |
12.10.2012, 20:31 | #3 |
Lyrische Emotion
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Beiträge: 9.912
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Servus Erich,
der Text fließt wunderbar und ist gut zu lesen. Wenn ich den Inhalt richtig interpretiere, dann erlebt der Protagonist des Gedichtes einen neuen Morgen. Er ist zwar noch da, aber mit jedem neuen Morgen ist auch ein Lebenstag vorher verstrichen. Es scheint ihm nach unseren Maßstäben recht gut zu gehen, doch irgendetwas vermisst er trotzdem. Und da im gesamten Text nur von ihm allein die Rede ist, vermute ich, daß es sich dabei um einen Partner handelt. Denn was könnte sich schlimmer rächen als eine drohende Einsamkeit im Alter? Ich hoffe, ich habe das so einigermaßen richtig erfasst. In diesem Sinne haben mir die Zeilen gut gefallen... Gerne gelesen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
12.10.2012, 20:58 | #4 |
TENEBRAE
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Hi, Thomas!
Die "bunte" Sonne spielt darauf an, dass die tiefstehende Sonne von anderer Farbe ist als das Gestirn zu Mittag. auch atmoshärische Einflüsse können die Farbnuancen beeinflussen - weiß, gelb, orange, rot - sogar leicht grünstichig ist möglich! Na, wenn das nicht bunt ist! Das Attribut sollte auch den Morgen andeuten und unterstreichen, da zu diesem Zeitpunkt die Sonne eben "bunt" ist im Vergleich zum normalen Bild. Das Ahnen "treibt" mich im Sinne von Rast- und Ruhelosigkeit, ein ständiges Jucken im Hinterkopf sozusagen, das mich durchs Leben treibt, ohne dass ich ein klares Ziel vor Augen hätte, eher bloß ein vages Ahnen eben. Hi, Faldi! Alles richtig! Allerdings war ein möglicherweise fehlender Partner nur Teil der Überlegung. Es könnte ein Lebensinhalt an und für sich sein, oder so etwas Banales wie ein fehlendes Hobby. Was wir vermissen, ist wie wir: vielgestaltig! Vielen Dank euch beiden für eure Gedanken! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
13.10.2012, 18:17 | #5 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 24.04.2011
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Hallo Erich,
das mit dem treibt habe ich verstanden, aber die bunte Sonne begründest du nicht gut. Weiß ist keine Farbe und verschiede Gelbtöne sind nicht bunt. Aber ganz abgesehen davon, reizt das Wort an dieser Stelle meiner Meinung nach zu sehr zum Nachdenken an, wo du doch (wenn ich es recht verstehe) den Leser in eine eher passiv betrachtende Haltung versetzen möchtest. Oder? Liebe Grüße Thomas |
13.10.2012, 20:10 | #6 |
TENEBRAE
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Lieber Thomas!
Bei einem Gedicht geht es um Emotionen und nicht um Farblehre. Wie letztere entstehen und dass Schwarz und Weiß eigentlich nicht dazugehören, ist mir schon klar, indes, hier soll eine Stimmung vermittelt werden, und das mit möglichst knappen Worten. Mag sein, das ist in diesem Fall nicht so ganz geglückt, wenn du dich so an diesem einem Wort stößt, aber mir ist dort noch nichts besseres eingefallen. Ich werde aber weitergrübeln, versprochen. LG, eKy
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14.10.2012, 00:14 | #7 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 24.04.2011
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Lieber Erich,
ich wollte nicht "Frablehren". Wir verstehn uns, denke ich. Wenn mir etwas besseres eingefallen wäre, hätte ich es schon geschrieben. Liebe Grüße Thomas |
14.10.2012, 00:53 | #8 |
verkannt
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Ort: Wo der Himmel die Erde berührt
Beiträge: 332
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Hallo Erich,
zuerst einmal, ich mag deine Zeilen. Deine Wortwahl ist mal wieder treffend und transportiert diese süße Melancholie so, dass ich den Moment gut nachvollziehen kann. Vielleicht aber auch, weil ich diese Situation zu gut kenne, also etwas von mir in den Worten finden kann bzw. erkenne. Das Vermissen als solches, so würde ich es beschreiben. Was den Punkt mit dem „bunt“ anbelangt, ich denke mal das „bunt“ schon zutrifft um es zu umschreiben und klar gibt es immer eine andere Umschreibung, wenn man denn nur sucht, aber ob das denn muss? Nur mal Rande, als ich letztens eine Tasse Tee trank und mir seine Farbe angeschaut habe, nun ja, da hatte ich einen Sonnenuntergang. Es war ein Assamtee, einer von den Guten. Er hatte eine rot goldene Farbe und der Geschmack war seidig und glänzend, ohne dieses stumpfe Gefühl auf der Zunge. Ein kleiner Sonnenuntergang halt. Was ich eigentlich sagen wollte, die Worte liegen überall herum, oder so, aber ich schweife ab. Ich persönlich bleibe immer an der dritten Zeile hängen, obwohl es von allen gedichtsspezifischen Gesichtspunkten aus schlüssig geschrieben ist. Mag sein, dass es an mir liegt. Auf jeden Fall, ein schönes Stück Momenterleben. Danke dafür Nen Gruß C.
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© auf alle meine Texte „Mir gefiel der Geschmack von Bier, sein lebendiger, weißer Schaum, seine kupferhellen Tiefen, die plötzlichen Welten, die sich durch die nassen braunen Glaswände hindurch auftaten, das schräge Anfluten an die Lippen und das langsame Schlucken hinunter zum verlangenden Bauch, das Salz auf der Zunge, der Schaum im Mundwinkel.“ Dylan Thomas |
15.10.2012, 12:10 | #9 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
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Beiträge: 8.570
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Hi, Cebrail!
Vielen Dank für deinen Zuspruch! Der Vergleich des Tees mit einem kleinen Sonnenaufgang gefällt mir sehr, auch wenn ich absolut kein Teetrinker bin. Die 3. Zeile: Das Leben streckt sich (im Sinn von "reckt sich" wie ein Erwachender) und nimmt seinen Lauf. Dein Avatar erinnert mich an den Stuhl von van Gogh, scheint aber nachgemalt zu sein. Bei der Größe ist es leider kaum erkennbar. LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
15.10.2012, 23:47 | #10 |
verkannt
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Hallo Erich,
den Sinn der Worte in der dritten Zeile meinte ich nicht, der ist angekommen. Ich meinte, dass ich beim Lesen immer stolpere, aber wie schon erwähnt, ich denke es liegt an mir. Und wenn du keinen Tee trinkst, dann schau dir einfach mal deinen Kaffee an. Der Avatar, gut erkannt, es soll Gauguines Stuhl sein, natürlich von van Gogh. Manchmal, wenn ich mich in einem Wortvakuum befinde, dann tausche ich die Feder gegen Kohle und Kreide und versuche mich im Malen. Hier der Stuhl so wie ich ihn sehe und mit meinen begrenzten Fähigkeiten in der Lage bin, ihn zu zeichnen. Ich bin seit einem Besuch in Amsterdam von dem Werk dieses Menschen fasziniert. Gerade die beiden Stühle von ihm und die dahinter stehende Symbolik haben es mir angetan. Liebe Grüße C.
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