Gedichte-Eiland  

Zurück   Gedichte-Eiland > Gedichte > Finstere Nacht

Finstere Nacht Trauer und Düsteres

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
Alt 10.10.2012, 19:21   #1
Dana
Slawische Seele
 
Benutzerbild von Dana
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
Standard Tränen III

.
.


Sie weiß nicht mehr, wie Tränen schmecken,
so lang schon hat sie nicht geweint.
Gefühle starren aus den Ecken
und wollen sich, mit ihr vereint,

befreien und zu Ganzem finden,
gelebt sein und nicht hinterfragt.
Sie war nicht fähig zu verwinden,
was sie in kalten Nächten plagt.

Nach außen lebt sie froh und heiter,
die Tiefs dazwischen sind normal;
und geht es irgendwann nicht weiter
so gilt es nur wie ein Signal,

die Leichtigkeit nach vorn zu setzen.
Dann läuft es wieder, alles gut,
und ihre Schatten sind bloß Fetzen
im aufgesetzten Lebensmut.

.
.
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
Dana ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.10.2012, 20:52   #2
Falderwald
Lyrische Emotion
 
Benutzerbild von Falderwald
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.908
Standard

Liebe Dana,

einige Dinge ändern sich nie, andere dagegen ständig.

Sowohl hier als auch da ist gute Miene zum bösen Spiel angesagt.

Tränen sind das Salz in der Suppe und wenn das fehlt, wird die Angelegenheit fade. Es sieht dann zwar im Auge des Betrachters nach Suppe aus, doch wehe er schaut hinter die Fassade und probiert.
Dann würde er so manches Wunder erleben und auch wohl manche Schärfe ungesalzen zu schmecken bekommen.

Letztlich ist es eine Frage der eigenen Einstellung, wie weit man andere Menschen in seine Probleme hinein zieht und diese zusätzlich zu den ihrigen, die sie zweifellos auch besitzen, noch belasten will.

Da ist es manchmal für alle Beteiligten leichter, die Zeit, die man gemeinsam miteinander verbringt, möglichst froh und heiter zu gestalten.
Das ist freilich nicht immer ganz leicht, doch manchmal funktioniert es gut und diese Zeit ist dann gelungen.
Vor allem, weil die Zeit eben keinen Halt macht und wir nicht unendlich viel davon besitzen.

Da wäre es doch besser, diese auch möglichst fröhlich zu nutzen, oder?


In diesem Sinne gerne gelesen und kommentiert. .. .


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.11.2012, 21:16   #3
Dana
Slawische Seele
 
Benutzerbild von Dana
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
Standard

Lieber Faldi,

ich habe ja drei davon. Irgendwann ging mir ein Vers nicht aus dem Kopf:
"Ich weiß nicht mehr, wie Tränen schmecken, ..." und ich kam nicht weiter.
Erst bei der Umwandlung auf "Er weiß nicht mehr ..." und "Sie weiß nicht mehr..." flossen sie einfach heraus.

Manchmal ist es "richtiger" auszuhalten und gute Miene zu zeigen, manchmal merkt man erst zu spät, dass die gute Miene das Auszuhaltende nur noch verstärkt hat.

Ich denke, dass ungeweinte Tränen die schmerzhaftesten sind und doch muss jeder für sich entscheiden, ob, wie und wem er sich mitteilt.
Nicht immer ist geteiltes Leid halbes Leid. Man sollte dabei bedenken, dass die andere Hälfte nur verlagert wird und dann zwei Menschen belastet.
Dann ist es wohl besser, Fröhlichkeit zu streuen.

Danke für deinen eingehenden Kommentar.
Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
Dana ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.11.2012, 11:58   #4
Suzette
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Suzette
 
Registriert seit: 30.10.2012
Beiträge: 136
Standard

Hallo Dana,

ehrlich-traurige Zeilen, die mich sehr berühren!
Die Situation des LI bleibt dabei leider in einem Maß verkryptet, was mich etwas ratlos schwimmend zurücklässt,
denn mein Wunsch zu Helfen wurde stark geweckt durch diese Eindringlichkeit der Gefühlslagen!

So bleiben nur allgemeine Ratschläge:

Zuviele Tränen lassen sie versinken.
Zuviel falsches Lächeln ist wie innerliches ertrinken.
Weil alles seine Zeit hat.


Der These "Gute Mine ..." kann ich mich nur bedingt anschließen - es kommt
da wirklich zu sehr auf die Situation, das Umfeld, den eigenen Charakter etc. etc. an - also der Schuß könnte leicht nach hinten losgehen.

Gern gelesen!

Aufgewühlte
Suzette
Suzette ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.11.2012, 08:19   #5
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi, Dana!

Sehr empathisch beschreibst du hier eine Frau, die ihre Lebensenttäuschung, ihre Verletzungen hinter einer Maske verbirgt, sie sublimiert.
Abgesehen vom Femininen kann ich das sehr gut nachempfinden, geht es mir diesbezüglich in vielen Punkten meines Lebensplanes - soweit vorhanden - ähnlich.

Ein paar Details stören mich doch (war ja wohl klar, oder?):

S1Z1 - Komma nach "mehr".

S2Z1 - schöner: "...und zu Ganzem (oder: zum Ganzen) finden"

S2Z3 - bei "war nicht fähig zu verwinden" fehlt mir, dass nicht dabeisteht, WAS sie nicht fähig zu verwinden war - das wird bei Nutzung dieser Phrase nämlich normalerweise mitgeliefert. Dass sie allein auf weiter Flur steht, lässt die Aussage unfertig, ja nackt erscheinen.
Alternative:
"sie war nicht fähig zu verwinden,
was sie in kalten Nächten plagt."

S3Z4 - Das "ist's" wirkt, gemessen am gewichtigen Inhalt der Zeilen, fast allzu heiter-beschwingt. Alternative: "so gilt es nur wie ein Signal,"

S4Z3,4 - Hier ist leicht misszuverstehen, wie das gemeint ist, nämlich als Mantra, das ihr hilft, ihre Verletzungen zu sublimieren. Man fragt sich eher (wenn man nicht ganz genau liest...), warum hier plötzlich von Lebensmut die Rede ist, bei all den Zeilen davor. Es wäre deutlicher, dem Lebensmut ein erklärendes Attribut zuzuordnen:
Alternative:
"..., // und ihre Schatten sind bloß Fetzen
im aufgesetzten Lebensmut."

Alle Vorschläge umgesetzt läse sich das Gedicht nun so:


Zitat:
Zitat von Dana Beitrag anzeigen
.
.


Sie weiß nicht mehr, wie Tränen schmecken,
so lang schon hat sie nicht geweint.
Gefühle starren aus den Ecken
und wollen sich, mit ihr vereint,

befreien und zu Ganzem finden,
gelebt sein und nicht hinterfragt.
Sie war nicht fähig zu verwinden,
was sie in kalten Nächten plagt.

Nach außen lebt sie froh und heiter,
die Tiefs dazwischen sind normal;
und geht es irgendwann nicht weiter
so gilt es nur wie ein Signal,

die Leichtigkeit nach vorn zu setzen.
Dann läuft es wieder, alles gut,
und ihre Schatten sind bloß Fetzen
im aufgesetzten Lebensmut.
.
.
Ich weiß, es ist Geschmackssache, aber für mich liest es sich jetzt klarer und runder.
Sehr gerne gelesen und bearbeitet!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.11.2012, 16:15   #6
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.001
Standard

Liebe Dana,

zum Inhalt wurde schon vieles gesagt, dessen ich mich anschließen möchte.
Deine Tränen - Reihe gefällt mir sehr gut, eine tolle Idee von dir!

eKys Ideen zum Rundmachen des Textes halte ich für absolut passend.
Wer, wenn nicht er, beherrscht das perfekt


Lieben Gruß,
Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.11.2012, 19:03   #7
Dana
Slawische Seele
 
Benutzerbild von Dana
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
Standard

Halo Suzette,

es freut mich, dass mein Gedicht berühren konnte - es tut mir leid, wenn dem lyr. Ich nicht zu helfen ist.
Das meine ich wirklich ernst, denn diese Zeilen flossen aus einer Beobachtung, die Wirklichkeiten aufzeigt und wo Helfer auf der Strecke bleiben. Es ist das Leben selbst, das hier stattfindet. Die Protagonisten sind ihre ganz eigenen "Meister", wie auch immer. Der Ausgang bleibt immer offen.
Man erfährt am Ende nie, ob das, was man hätte tun "müssen, sollen" auch dem ganz persönlichen Wohle gedient hätte - verstehst du?

Habe mich über deine Rückmeldung sehr gefreut.


Lieber eKy,

danke für's Lesen, Kommentieren und Bearbeiten. Habe direkt meins gelöscht und deine Vorschläge überzeugt aufgenommen. Mit dem faden Geschmack, dass es nun nicht mehr ganz meins ist, muss ich leben. D. h. - ich danke dir.
Was mich besonders angesprochen hat, ist deine Aufrichtigkeit in Gefühlsebenen. Hier war es nun die Frau - ich kann mir aber immer umgekehrt vorstellen, dass es so manchem Mann nicht anders ergeht.
Ich glaube sogar, dass wirklich "echte, aufrichtige" Lebensbeziehungen noch seltener sind, als sie beobachtet werden. Das "Verbiegen" findet viel mehr statt, als wir es wahr haben wollen.
Um weiter zu philosophieren, denke ich, dass es nicht daran liegt, dass es uns an Aufrichtigkeit mangelt. Wir fühlen und denken "Aufrichtigkeiten" und haben es nur nicht gelernt, diese auszusprechen, geschweige denn, sie anzunehmen, wenn sie uns gegenüber ausgeprochen werden.
Meine Güte, was gibt es noch alles zu lernen und zu erkennen, dass es gut ist.

Liebe Chavali,

ich weiß, dass du weißt, was ich meine. Tränen sind erlösend und sollten fließen. Unwohl dem, der sich dagegen stemmt. Manchmal (gar meist) hangelt man sich von Ast zu Ast und ist froh, dass er nicht bricht. So lang er nicht bricht, "lächelt" man gekonnt ob der sportlichen Leistung.
eKy's Vorschlag ist gut und wurde tränenlos übernommen.

Ich danke euch,
liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
Dana ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu

Ähnliche Themen
Thema Autor Forum Antworten Letzter Beitrag
Tränen I Dana Finstere Nacht 10 13.09.2014 18:49
Tränen II Dana Finstere Nacht 5 29.06.2013 19:46
tränen reich Walther Finstere Nacht 0 08.07.2012 18:47
Umhülle Tränen a.c.larin Finstere Nacht 7 29.06.2009 14:51


Alle Zeitangaben in WEZ +1. Es ist jetzt 12:05 Uhr.


Powered by vBulletin® (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.

http://www.gedichte-eiland.de

Dana und Falderwald

Impressum: Ralf Dewald, Möllner Str. 14, 23909 Ratzeburg