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Bei Vollmond Phantastisches und Science Fiction

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Alt 02.05.2017, 15:51   #1
Eisenvorhang
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Standard Im Licht des Mondes

Alte Version:

In der Nacht wo alles schläft und Schwärze
krönt die reife Ferne, lichtgewoben
heilig döst die Dunkelheit in Kürze.
Wie ein unvergängliches Umschwelgen,
um des Erdens rundem Lichterwallen,
neigt die Sonne sich dem Mond entgegen;
dieses Lichtlein wird auf Erden fallen
mündet's tief in meinem Herz entlegen.
Heiter und unglaublich liebevoll,
wird es unsren lieben Mond bewegen.

Neue Version:

In der kühlen Nacht wo alles ruht,
reift mir eine dunkle Ferne,
die - verwoben in der Lichterglut -
ist das Leuchten toter Sterne.

Licht sei mein! Du Erden sanftes Schwänzeln,
Ewig sollst du bei mir weilen -
Lichtertrunken liebe ich Dein Tänzeln!
Nur der Tod darf hier verweilen.

Und in einer meiner Liebesnöte,
stürbe Dunkelheit durch Lichterwallen,
gib mir bitte was das Licht mir böte:
Mondlicht soll auf mich einfallen.

Geändert von Eisenvorhang (02.05.2017 um 21:04 Uhr)
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Alt 02.05.2017, 18:39   #2
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Lieber Eisenvorhang,


ich spüre hier wieder ganz viel Feines und eine wunderbar leis-sanfte Melodie und ich würde auch gerne noch genauer auf den Inhalt eingehen aber leider ist der nicht lesbar, weil sich zu viele Interpunktions- und Fallfehler eingeschlichen haben, um überhaupt konkrete (vollständige) Sätze und Aussagen entschlüsseln zu können. (sorry für die harte Kritik, aber das ist leider so und in keinster Weise böse gemeint. Ganz im Gegenteil - mir tut richtig, richtig leid, dass dein für mich spürbares Gefühl für Stimmungen, Bilder und Poesie nicht beim Leser ankommen kann, weil es da grammatikalisch einfach zu viele Ungereimtheiten gibt).

Was ich lesen zu können glaube:

In der Nacht döst entweder lichtgewoben etwas (was?) oder die Dunkelheit tut in Kürze irgendetwas (was bloß? - ein Verb fehlt...oder es ist der Beistrich falsch dort...aber auch dann fehlt etwas, um einen vollständigen Satz zu bilden).

Seit wann ist die Erde männlich? "des Erdens" lässt keinen anderen Schluss zu (oder geht es um darum, dass etwas geerdet wird? Ich bin einigermaßen ratlos).
Und "runden" ist auch grammatikalisch nicht einordenbar - ein Verb (wenn ja, dann wozu der Genetiv davor?) oder ein Adjektiv, das sich auf "den Erde" bezieht? Naja, jedenfalls neigt sich die Sonne dem Mond entgegen, was anscheinend nur ein Lichtlein erzeugt. Warum aber mündet es dann plötzlich tief im Herzen (wie ein Fluss...und worein mündet es? Und ist es nicht im Herzen gelegen statt entlegen? Letzteres bedeutet ja, dass etwas weit weit entfernt ist und nur schwer erreichbar.

Und "es" (das Lichtlein?) wird dann unseren Mond bewegen????

Du siehst - der Text stiftet bei mir heillose Verwirrung.
Zuviele Inversionen (wie mir scheint), zu viele Fallfehler oder nicht eindeutig zuordenbare Objekte, Subjekte, Adjektive, Verben usw.

Ich fände es viel schöner - und ich bin sicher, es täte deiner Poesie keinerlei Abbruch -, wenn du die Präsentation deiner wirklich schönen und poetischen Ideen weniger an einer verschnörkelt wirken sollenden Sprache orientieren würdest, sondern an der Lesbarkeit in ihrer Aussage. Ich glaube, dann könnten deine Gedichte endlich blühen und strahlen und gesehen werden.

Sei mir nicht böse!
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"Du musst, wenn du unser Glück beschreiben willst,
ganz viele kleine Punkte machen wie Seurat.
Und dass es Glück war, wird man erst aus der Distanz sehen.”

― Peter Stamm, Agnes
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Alt 02.05.2017, 19:04   #3
Eisenvorhang
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Hallo Fee

Ist doch kein Thema und Du brauchst Dich dafür nicht zu entschuldigen!
Ich bin der Herr der Betriebsblindheit. Entweder mir fallen Fehler später auf oder mir leuchtet es mit der Kritik ein. Dann denke ich mir: "Verdammt! Junge, was ist nur mit Dir los".
Aber dafür bin ich ja hier, ein Gefühl für Zeilen zu bekommen. Aber wer weiß, vielleicht ist die Lyrik dann doch nicht meins und ich sollte es lieber sein lassen.

Hm Inversionen... Wenn dann der Metrik geschuldet, aber ein ausgeprägtes Gefühl für Inversionen habe ich sowieso nicht. Was meint, dass ich nicht sofort Inversionen erkenne.
Und das es im Herz vom LI mündet ist für mich auch loggisch. Es findet ein Transfer statt.

Ich arbeite viel mit Logik. Wenn das Licht auf Erden fällt und es in meinem Herzen mündet, lässt das nur eine Schlussfolgerung zu. Das "Es" bezieht sich auf Lichtlein, weil das eben das SUbjekt im letzten Vers war. Genau wie "des Erdens" für mich rein logisch betrachtet ein Neutrum ist. Männliches schwingt da für mich 0 mit, auch rational nich.

Und zum Rest - keine AHnung, wenn ich poetische Gedanken habe, dann verfalle ich wie in eine Trance, ich konstruiere nicht wirklich. Ich versuche die Bilder und "Videos" nur in Worte zu fassen. Ob es verschnörkelt ist oder nicht, darauf achte ich gar nicht. Ich kann es auch gar nicht anders. Viele normale Gedichte, im guten Neuzeitdeutsch wirken auf mich mehr wie Reportagen, Texte, emotionslos, berichtend - voll langweilig und lau wie sau.
Vielleicht sollte ich mal darauf achten .
Aber um das eigentliche Problem zu beschreiben: ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung warum du es nicht verstehst. ^^Bis auf die Fallfehler und Interpunktion abgesehen.
Genauso wie lichtgewoben heilig döst... damit kann ja NUR die dunkelheit gemeint sein. Und was ist in der Nacht lichtgewoben? Das Licht der Sterne. Also keine Ahnung, für mich macht das alles Sinn.

Oder ich habe sowas wie eine metaphorische Synästhesie, ist nicht das erste Mal, dass Menschen meine Beziehung zu Wörtern absonderlich finden. Was ich schon Hiebe kassiert habe, ein Wunder, dass ich überhaupt noch schreibe
Wobei mir gerade eben auffällt: "Schwärzen" ist umgangssprachlich in unserer Region. Ich änder das mal schnell.


Zu Deinen Fragen, ich habe eben die ersten Fehler auskorrigiert ( ).

In der Nacht wo alles schläft und Schwarzes
krönt die reife Ferne, lichtgewoben
heilig döst die Dunkelheit in Kürze. Die Nacht bricht bald ein, Komma korrigiert

Wie ein unvergängliches Umschwelgen,
um der Erde rundem Lichterwallen, Das Wallen der Lichter der Erde, aus der Sicht des Universums, Fall korrigiert
neigt die Sonne sich dem Mond entgegen; das reflektierte Licht, was den Mond sichtbar macht
dieses Lichtlein wird auf Erden fallen Das Licht des Mondes ist auf der Erde sichtbar
mündet's tief in meinem Herz entlegen. das LI[in dem fall die menschen] siehts und entfacht aus der Distanz die Leidenschaft "entlegen" ist der Indikator. Was weit weg ist, zieht an.
Heiter und unglaublich liebevoll,
wird es unsren lieben Mond bewegen. Die Faszination des Lichtes, bewegt in dieser Vorstellung den Mond am Horizont als Metaphere für das leidenschaftliche Sinnieren

In der Nacht wo alles schläft, wo Schwarzes
reife Ferne krönt und lichtgewoben
heilig döst die Dunkelheit in Kürze.
Wie ein unvergängliches Umschwelgen,
um der Erden rundem Lichterwallen,
neigt die Sonne sich dem Mond entgegen.
Dieses Lichtlein wird auf Erden fallen,
mündet tief in meinem Herz entlegen.
Heiter und unglaublich liebevoll,
wird es unsren lieben Mond bewegen.

Geändert von Eisenvorhang (02.05.2017 um 19:50 Uhr)
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Alt 02.05.2017, 19:57   #4
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DAnke für die Erklärungen, lieber Eisenvorhang.
Bei manchem lag ich gefühlt also gar nicht so weit entfernt. Bei anderem dafür total konträr.

Ich verdeutliche mal, was für mich in deinem Gedicht nicht aufgeht - du kannst ja dann selbst entscheiden, ob du meine Meinung schon, ein wenig oder so absolut nicht teilst. Immerhin ist es ja deine Dichtung und soll es auch bleiben. Aber ich meine, du hättest schon gerne, dass man als Leser versteht und genießen kann, was du mitteilen möchtest.


Aktuelles Reimschema (wenn man das so nennen kann):
a -Schwärze
b -woben
c -Kürze
d -schwelgen

e -wallen
f -gegen
e -fallen
f -legen
g -voll
f -wegen

In den ersten vier Zeilen ist also gar kein Schema vorhanden, dann wird es regelmäßig. Das geht nicht schön zusammen.


Unklare Formulierungen/Metaphern: reife Ferne, lichtgewoben heilig (hier als Adverbien)???, mündet tief entlegen, "es", ein Lichtlein würde ich eher einem Stern zuordnen als dem Mond

Silbenzahl/Versmaß: Trochäus (betont-unbetont), fünf Hebungen pro Zeile, weibliche Kadenz (Endungen der Zeilen sind unbetont ausklingend..außer bei "liebevoll"). Toll durchgehalten!

Inhalt - laut deiner Erklärungen:

1. Aussage: Die Nacht bricht bald ein. (lustig, ich hatte es genau anders verstanden: die Nacht ist bald zu ende, denn die Dunkelheit döst ja in Kürze)
2. Aussage: Auf der Erde wallen Lichter, die die Erde "umschwelgen". Die Sonne bestrahlt den Mond (macht ihn sichtbar).
3- Aussage: Man sieht das Licht des Mondes auf der Erde, d.h. LI sieht es. Und weil der Mod weit weg ist, ist er für LI so anziehend
4. Aussage: Dieses Licht (eine Metapher für das leidenschaftliche Sinnieren?) bewegt den Mond. (wieso und wohin?)

Verbesserungsvorschläge:

1. klarere, einfachere Formulierungen versuchen anstatt so viel zu "schwurbeln". Less is more!

2. Weniger Aussage in einen einzelnen Satz packen. Auch hier: less is more.

3. eindeutigere Bezüge von Adjektiva und Substantiva

4. einheitlicheres Reimschema für mehr Ordnung versuchen.


Zum Beispiel
a
b
a
b

e
f
e
g
f

Zeile 4 in Strophe 2 ("g")darf ruhig ein Bruch sein und so den Auftakt für den Endvers bilden.
Eventuell auch für die erste Aussage nicht so viele Zeilen mehr als bei den anderen verbrauchen. Wenn du nahendes Morgengrauen so besonders magst, widme dem doch ein eigenes Gedicht. So aber erschlägt es ein wenig den Rest.


Das mal nur so als Anregung. Ich hab leider jetzt keine Zeit mehr, sonst würde ich ev. eine Umformung deines Gedichts als Beispiel versuchen. Also poste ich hier erst mal meine Überlegungen. Vielleicht magst du ja selbst schon mal probieren und loslegen. Oder auch einfach nur beschließen, dass meine Sichtweise für dich gar nicht passt.

Lieber Gruß,
fee

PS: bitte, editiere nicht deine Posts...ich habe während du deine Antwort megamäßig ausgebaut hast, meine geschrieben und jetzt beziehe ich mich natürlich nur auf das wenigere, das vorher in deinem Post stand. Das kann ich jetzt auch auf die Schnelle nicht umarbeiten. Ich muss jetzt leider los.
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― Peter Stamm, Agnes
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Alt 02.05.2017, 20:55   #5
Eisenvorhang
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Also, ich wäre ja schön bescheuert jetzt zu meckern, bei so viel Hilfe.

Es ist schön, dass Du mir hilfst. Ich bin über jede Hilfe froh, solange ich noch gesund übers Gras gurgeln kann.

Ich schlage nichts aus, nur eins:
Fühle Dich nicht angesprochen, aber immer das korrekte Reimschema, der Zwang, der dahingehend existiert, einhalten zu müssen, ist komisch respektive nervig.
Vielleicht spricht aus mir auch nur die Unzulänglichkeit oder Ungeduld. Egal!

Ok - hier ist eine zweite Version des Mondlichts. Inhalt ist etwas abgewandelt und mehr Deiner Kritik angepasst.
Letzte Strophe, letzter Vers... paar Silben zu wenig, ich weiß, stört mich aber nicht. Mir fiel nichts mehr Besseres ein. Fühlt sich aber rund an.

Version 2:

In der kühlen Nacht wo alles ruht,
reift mir eine dunkle Ferne,
die - verwoben in der Lichterglut -
ist das Leuchten toter Sterne. (die - ist, schlechter Ausdruck, keine lösung dafür bisher)

Licht sei mein, Du Erden sanftes Schwänzeln! (sanfter Glanz?)
Ewig sollst du bei mir weilen -
Lichtertrunken liebe ich Dein Tänzeln! (Dein Tanz?)
Nur der Tod darf hier verweilen.

Und in einer meiner Liebesnöte,
stürbe Dunkelheit durch Lichterwallen, (Ist "stürbe" richtig? kA, mein gefühl sagt ja)
gib mir bitte was das Licht mir böte:
Mondlicht soll auf mich einfallen.

Danke für Deine Hilfe

vlg

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Geändert von Eisenvorhang (03.05.2017 um 01:28 Uhr)
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Alt 03.05.2017, 18:47   #6
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Wie bereits gesagt - deine Gedichte sollen auch deine Gedichte bleiben,
lieber Eisenvorhang.

Wenn du also mit manchen Vorschlägen kein gutes Bauchgefühl hast, dann verändere dein Gedicht auch nicht dahingehend. Niemand ist hier deswegen beleidigt, wenn du Ratschläge ausschlägst.

Am Ende deines Dichtertages sollst du ja dein Gedicht immer noch gerne lesen und auch als "von dir" wahrnehmen können und nicht als ein dir fremd gewordenes Textgebilde, das zwar viele Kriterien efüllt, aber dafür nicht mehr "deins" ist.

Zitat:
Zitat von Eisenvorhang Beitrag anzeigen
... aber immer das korrekte Reimschema, der Zwang, der dahingehend existiert, einhalten zu müssen, ist komisch respektive nervig.
Von "immer" ist doch gar nicht die Rede, oder? Also ich wäre echt die letzte, die darauf bestehen würde wollen, immer ein "korrektes" Reimschema einhalten zu müssen. Ich mag es, wenn jemand eigene Reimschemata entwickelt. Oder auch mal im freien Vers schreibt.

Was aber einfach ein No-Go ist, ist ein Mix aus beidem...ein paar Zeilen mit angedeutetem Reimschema, dann wieder ein paar ohne...das geht deshalb nicht, weil sich die zwei Sachen gegenseitig in ihrer Qualität behindern anstatt formal den Inhalt noch zu erheben. Und letzteres ist ja eigentlich ein Gedicht - egal, ob gereimt oder ungereimt, ob mit Reimschema oder ohne: der Versuch, einen Inhalt in seiner schönstmöglichen Gestalt strahlen zu lassen. Sonst könnte man ja gleich einen Tatsachenbericht schreiben anstelle eines Gedichts.

Und wie beim guten Design ganz allgemein gilt auch für die Gestaltung eines Gedichtes "form follows function" - zu Deutsch: die gewählte Form sollte die dem Inhalt am besten entsprechende sein und ihn zusätzlich unterstreichen.

Wenn du aber wild hin- und herwechselst und mal Schema ja, mal nein machst, wirkt das, als würdest du erstens die Form nicht beherrschen und zweitens irritiert das dermaßen, dass man die Aussage deines Gedichtes nicht mehr "ungetrübt" wahrnimmt. Stell dir das wie ein lästiges Rauschen im Hintergrund vor, wenn du gerade eine schöne Aufnahme von einem Konzert anhören möchtest. Oder als den einen Klarinettisten, der immer den einen Halbton falsch liegt, wenn gerade deine Lieblingsstelle im Konzert kommt. Das stört ganz empfindlich und hat auch mit "modern" oder "künstlerisch" nichts zu tun. Der kann dann schlicht und einfach nicht gut Klarinette spielen und hat "gepatzt".

Ja, es gibt viele normale Gedichte, die wirklich nicht spannender sind als die Tagesthemen wenn es um lyrischen Genuss geht. Das sehe ich auch so. Aber es gibt eben auch genügend, die sehr wohl was können - ebenso wie es auch sehr viele "kunstvollere" gibt, die einfach nichts taugen, weil da jemand zu wortverliebt alles andere aus den Augen verliert. Da solltest du nicht leichtfertig alles über einen Kamm scheren, sondern diesbezüglich aufmerksam nach solchen suchen, die du - trotz Form - gut findest. Und dann rausfinden, was die von den anderen abhebt.

Als Anfänger sieht man das nicht, welches Können und welche Art von Qualität hinter den scheinbar "schlichteren" Gedichten steckt - einfach, weil dahinter eine Qualität steckt, die wohl einen gewissen Reifeprozess als Dichter (und auch als Leser von Gedichten) erfordert. Da lassen sich viele dann schon mal von scheinbarer Wortgewalt oder -schnörkelei beeindrucken - so gut wie immer aber blättert die derart aufgehuschte Fassade solcher Gedichte bei näherer Betrachtung rasch ab und es bleibt nur ein laues Lüftchen, dem viel besser getan hätte, man hätte dessen Aussage schlichter und "leiser" verpackt präsentiert.

Wenn der Stil eines Gedichtes und seiner Sprache zu sehr über den eigentlichen Inhalt dominiert, dann ist ein Gedicht nicht gelungen. Wenn die Aussage zu sehr über einen erkennbaren Stil oder eine gewählte Form dominiert, ebenfalls. Die Kunst besteht darin, die goldene Mitte zu finden, wo beides - Stil und Inhalt - einander ergänzt und gegenseitig hebt.
Das klingt jetzt so einfach - ist aber wirklich schwer!

Und die meisten von uns haben mal da angefangen - und mit sehr ähnlichen Ansichten - wo du jetzt bist. WEnn ich an meine ersten Gedichte denke, werd ich fast rot vor lauter peinlich...und wenn ich mich noch erinnere, wie vehement ich meinen Standpunkt verteidigt habe und mir dachte, die verstehen das bloß nicht....ach du meine Güte. lol
Heute kann ich darüber sehr lachen. Von den Gedichten hat auch so gut wie keins überlebt als ich letztens mal meine Ordner am PC durchgekehrt habe. Warum wohl....

Zu deiner Überarbeitung des Gedichts sag ich bewusst nichts (sonst zerpflückt man das auch mal zu sehr und das ist meistens der Tod eines Gedichtes in seiner ursprünglichen schönen Idee) - ich find manches aber ganz gut. ABer manches fand ich auch von der ersten Version schön. Allerdings eben zu wenig eindeutig in den Wortbezügen, um es als lesbar zu empfinden. Aber das hab ich ja schon zur Genüge erklärt.


Lieber Gruß,
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― Peter Stamm, Agnes
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Alt 04.05.2017, 18:37   #7
Eisenvorhang
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Hallo Fee

Ich finde es schwer als Anfänger irgendwie Orientierung zu erlangen.
Das Prinzip der Metrik lernte ich sehr schnell, dauerte keine zwei Stunden.
Aber über 30 Jahre Umgangssprache, aus Sachsen stammend: hinterlässt halt Defizite und was und wie "meine" Dichtung ist oder sein könnte, habe ich noch nicht herausgefunden. Ich kanns nichts verteidigen oder dazu stehen, wenn es im Endeffekt Bullshit ist.

Nur Wenige erbarmen sich zu helfen - eine führende Hand, die konstruktiv kritisiert ist wirklich sehr selten und schön zugleich.

Danke für Deine Hilfe liebe Fee!

vlg

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Geändert von Eisenvorhang (04.05.2017 um 18:43 Uhr)
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Alt 05.05.2017, 15:40   #8
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Zitat:
Zitat von Eisenvorhang Beitrag anzeigen
Ich finde es schwer als Anfänger irgendwie Orientierung zu erlangen.
Das Prinzip der Metrik lernte ich sehr schnell, dauerte keine zwei Stunden.
...

... wie "meine" Dichtung ist oder sein könnte, habe ich noch nicht herausgefunden. Ich kanns nichts verteidigen oder dazu stehen, wenn es im Endeffekt Bullshit ist.

Nicht doch, lieber Eisenvorhang!

Von "Bullshit" hat hier wirklich keiner was gesagt - schlicht und einfach, weil es keiner ist. Mach dich also jetzt nicht kleiner als nötig. Es gibt so viele Grautöne zwischen Schwarz und Weiß; mit einem Tunnelblick, der nur "ich kann alles perfekt" und "ich kann überhaupt nichts" kennt, tust du dir selbst absolut Unrecht und nimmst dir auch viel Freude an diesem Hobby.

Du schreibst jetzt grade mal seit März oder April oder so, wenn ich mich recht entsinne. Das ist angesichts dessen, was man benötigt, um als Dichter klar verständlich und ohne allzuviele Schnitzer über die Runden zu kommen, noch nicht mal "kurz", sondern kürzer als kurz.
Mach dir also nicht so viel Druck; pass doch einfach deine Erwartungen an dich selbst dem an, was in Wirklichkeit leistbar ist, und du wirst sehen, dass alles andere von selbst wächst, immer besser wird und irgendwann so richtig zu blühen anfängt. Es braucht eben seine Zeit.
Wir alle hier sehen, dass du ein Gespür hast für Sprachmelodie und lyrische Bilder und sagen das auch in vielen Kommentaren hier - und das ist von niemandem "lieb gemeint", sondern unsere ehrliche Meinung. Also sieh das Positive - dann relativiert das auch die Kritik.

Klar versteht man das Prinzip von Metrik rasch - aber es zu beherrschen ist dann doch etwas, das viel Übung und Praxis benötigt. Auch ich mache immer wieder mal Metrikfehler, wo ich überzeugt bin, dass es so betont wird, wie ich das im Gedicht verwende. Man hat so seine kleinen blinden Flecken ab und zu. Aber die werden weniger und weniger und bei dir wird das auch so sein.

Ich habe bei einem anderen Gedicht von dir in einer Diskussion zwischen Erich und dir gelesen, dass du dich schwer tust zu verstehen, warum manche Sätze für den Leser nicht aufgehen. Da schreibst du

Zitat:
Viele erklären aber kein Warum, sondern sagen nur: "geht nicht, ist falsch". Frage ich nach, heißt es: "Keine Zeit für sowas"
Das liegt daran, dass du tatsächlich manchmal - vermutlich im lyrischen Schwelgen und Überschwang der schönen Wortgebilde - Sätze bildest, die grammatikalisch nicht gehen und daher den Leser verwirren. Und dass in Foren keiner Nachhilfe in Grammatik geben möchte, wirst du, denke ich, verstehen. Fallfehler, Interpunktionsfehler und eingeschobene Begriffe und Wortschöpfungen an Stellen in deinen Sätzen, wo sie tatsächlich von der Grammatik unserer deutschen Sprache her nicht hingehören...das kann man auch mit dem besten Wohlwollen nicht als dichterische Freiheit rechtfertigen. Wenn der Leser keine Chance hat, inhaltlich durchzusteigen, können auch die schönsten lyrischen Bilder und Gebilde nicht wirken. Und das ist schade.

Und genau DA schmeißen viele, die ähnlich beginnen wie du (und oft auch noch mit viel weniger sprachlichem Gespür als du!), meist frustriert das Handtuch. Du tust das nicht und das finde ich echt beeindruckend und rechne ich dir hoch an. ABer ein bisschen musst du uns halt auch glauben und vertrauen, wenn wir dir solche Fehler aufzeigen und sagen "passt so nicht". Das ist nichts, was wir an unserem persönlichen Geschmack oder Vorlieben festmachen, sondern da geht es um die Regeln unserer deutschen Sprache.

Du erwähnst die "führende Hand", die du dir wünschst. Nun, Erich, Koko, die anderen hier und ich reichen sie dir gerne. Und das würden wir sicher nicht tun, wenn wir dächten, du wärst dichterisch ein hoffnungsloser Fall, der nur Bullshit ins Forum schmeißt. So viel Zeit und Lyrikmasochismus hat hier keiner. Also kanns nicht so schlecht sein, was du fabrizierst, oder?
Du musst dich dann aber auch ein bisschen führen lassen. Okay?


Lieber Gruß und ich hoffe, du empfindest mich nicht als allzu schulmeisternd.

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― Peter Stamm, Agnes
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Alt 07.05.2017, 00:42   #9
Eisenvorhang
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Hallöchen Fee :]

Ich versuche einen recht devoten Weg zu gehen, weil ich in meiner Vergangenheit oft angeeckt bin.

Ich versuche, der Kommunikation zu liebe, Gedanken zusammenzufassen, sie zu kategorisieren. Davon mal ab, ich bin sehr selbstkritisch und bin schon äußerst von mir selbst genervt, wenn ich nur den kleinsten Fehler mache. Was ja auch für Druck sorgt. Ich bin mir durchaus bewusst, dass die Welt nicht nur aus 0 und 1 besteht... Oder doch?
Differenzieren sorgen für unnötigen Schreibaufwand, weil man die Gedanken erörtern muss.
Das bleibt mir erspart, wenn ich kategorisiere - ich muss hier ja kein Diplom schreiben, wo es um Ausdifferenzierung geht.

Wenn ich wirklich was lernen will, ist es schwer mit mir - ich habe mein Tempo und bin dann wie ein Schwamm der Wasser aufsaugt. Was auch der Grund ist, warum ich schon einiges im Leben mitgenommen habe. Viele Kanten, aber auch viele Rundungen.

Ich sage immer: "in 20 Jahren wird es sich lohnen, auch wenn die Konsequenzen auf mögliche Entscheidung erstmal unklug scheinen".


"Das liegt daran, dass du tatsächlich manchmal - vermutlich im lyrischen Schwelgen und Überschwang der schönen Wortgebilde"


Ich glaube, ich könnte es tatsächlich Schwelgen nennen, aber irgendwie auch eine Bezugslosigkeit zur Semantik, aber mit einem strengen Bezug zu Bildern und Videos, die im Kopf ihre Wege gehen. Ich kann es schwer beschreiben, wahrscheinlich eine elitäre Macke .

"Du musst dich dann aber auch ein bisschen führen lassen. Okay?
Lieber Gruß und ich hoffe, du empfindest mich nicht als allzu schulmeisternd."


Jawohl Chefin! Keine Sorge, wer lernen will, brauch einen Schulmeister und keinen Brauereimeister.

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Alt 07.05.2017, 12:35   #10
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Zitat:
Zitat von Eisenvorhang Beitrag anzeigen

Jawohl Chefin! Keine Sorge, wer lernen will, brauch einen Schulmeister und keinen Brauereimeister.

lol, lieber Eisenvorhang,

mit Bier könnte ich ohnehin nicht dienen, da ich zu jener kleinen Minderheit gehöre, der Bier nicht schmeckt.

Schon mal überlegt, deine Bilder und dein Kopfkino in Form von lyrischen Gedankensplittern zu transportieren? Also bewusst mit dem Verzicht auf strenge Formen, Reim und ganze Sätze? Dann wärst du freier, was die Möglichkeiten von Sprache angeht.

Das nur so eine spontane Idee, als ich deine Antwort las. Du hast Zeit! Experimentiere mit reimfreier Kurzprosa, Haiku, Elfchen,....was auch immer du vom Bauchgefühl her als ein passendes "Transportmittel" für deine Ideen und Gedanken empfindest. Wenn du da mal eine Richtung für dich gefunden hast, kannst du ja - oder wirst du automatisch - zu komplexeren lyrischen Formen weitergehen. Der Weg ist das Ziel, sag ich immer.

Lieber Gruß,
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