13.02.2013, 11:09 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Beiträge: 4.893
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Mitte Februar
Noch hält der Winter uns mit steifen Zangen,
umfassen Klauen uns aus starrem Eis, und alles Sehnen, Hoffen, Weltverlangen bleibt wie der Himmel: Trüb und grau verhangen. Und während wir noch weiter zittern, bangen, mit klammen Fingern und verfrornen Wangen, weht nur ein Wind von Norden, stet und leis. Noch bleibt das Warten täglicher Gefährte, die Lust verborgen wie die Wintersaat, das Licht verhalten, fort das Unbeschwerte- und jeder Sonnenstrahl, der kurz auch Glück gewährte, ist nur Erinnerung an all das Unversehrte, das längst verklungnes Leben einst bescherte. Und doch: Wir dürfen hoffen, dass ein Frühling naht.
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich! Geändert von a.c.larin (13.02.2013 um 20:04 Uhr) |
13.02.2013, 11:35 | #2 |
TENEBRAE
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Hi, larin!
Sehr gelungen! Das Reimschema erzeugt einen gewaltigen Sog, dem man sich nicht entziehen kann. Deine schöne Sprache tut ein Übriges - man ist verzaubert! Kleines Detail: S1Z2 ließ mich kurz stutzen - ich hatte nicht erwartet, dass der Winter seine Klauen ausgerechnet ins starre Eis schlagen würde. Logischer wäre gewesen, wenn besagte Klauen ebenselbst aus starrem Eis gewesen wären, oder wenn er sie in irgendetwas Lebendiges, Schlummerndes gegraben hätte. So wirkt es irgendwie so, als verletzte er sich selber - schließlich ist das Eis ja ein Teil von ihm! Sehr gern gelesen und genossen! Möge bald Frühling werden, und das rasch und mit aller Macht! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
13.02.2013, 11:58 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo larin,
auch ich möchte sehr loben. Die Klauen im Eis stören mich nicht, da man sich ja meist dort festhält, wo man den besten Griff hat, und den hat der Winter wohl im Eis, wo er sich ja tatsächlcih bis zuletzt hält. Aber könnte man statt "gefrorne Wangen" nicht "verfrorne" sagen und da "war" am Beginn der drittletzten Zeile ist vielleicht ein "ist" (wegen "jeder" in der Zeile davor)? Die siebenzeilige Strophe mit nur zwei Reimen! Man erwartet nach der zweiten Zeile den Reim (in der Schlusszeile) so ungeduldig wie den Frühling im Februar. Sehr schöne Idee und gut gemacht. Liebe Grüße Thomas
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
13.02.2013, 20:07 | #4 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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hi erich,
über das, was der Winter mit seine Klauen tut, hab ich noch mal nachgedacht - was hältst du denn von der jetzigen Lösung? hallo thomas, deine einwände sind auch allesamt berechtigt und daher habe ich auch hier nachgebessert. besten dank, nun bin ich rundherum zufrieden! lg, larin
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich! |
13.02.2013, 21:39 | #5 |
Slawische Seele
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Liebe Larin,
ich habe mitgelesen (auch die Kommentare) und sehe (lese) ausschließlich die Hoffnung, die mich harren läßt. Dein "Gedicht fühlt mit mir", dafür danke ich dir. Ich träumte immer vom Leben in Sibirien. Dorthin zog es mich, ich wollte dort sein. Es fehlte lediglich ein ähnlicher Träumer. Angeboten haben sich mein Vater und ein Onkel. Das schien mir zu befristet, denn ich wollte dort leben. Heute bin ich im damaligen Alter des Vaters und Onkels und muss nicht mehr dorthin. Ich sehne mich nach Mitte März, Mai - ich bin doch ein Sommerkind. Dein Gedicht bestätigt in wunderbarer Lyrik mein eigentliches Sinnen. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
13.02.2013, 23:46 | #6 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Liebe Dana,
deine frühe "Sehnsucht nach Sibirien" muss was Tiefenpsychologisches gewesen sein. Brrrr! Dort wäre es mir doch ein wenig zu lüftig.... Wir kriegen jetzt grade wieder ein wenig Neuschnee über Nacht. Da darf ich also morgen früh wieder Schnee schaufeln gehengehen..... Mir ist aber schon so nach Sonne und Grünzeug! Halte durch! LG, larin
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13.02.2013, 23:46 | #7 |
TENEBRAE
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Jetzt ist S1Z2 perfekt, auch nach logischen Maßgaben!
Sehr schön! LG, eKy
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14.02.2013, 00:26 | #8 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Beiträge: 3.375
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Hallo larin,
danke für die freundlich Aufnahme kleiner Ideen. Auch die Sache mit Klauen finde ich gut. Sehr schön. Freue mich schon auf den März. Liebe Grüße Thomas
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
14.02.2013, 10:37 | #9 |
Gast
Beiträge: n/a
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Liebe Larin!
Huch, so viele haben schon geantwortet und ihren Kommentar samt Verbesserungsvorschlägen hinterlassen. Trotzdem möchte ich dir mitteilen, dass auch ich von deinem Gedicht sehr angetan bin. Gefällt mir sehr! Bei uns weht allerdings der Wind zwar auch stet(ig), jedoch nicht leis, eher böhig bis kräftig. Aber das mag ja in einer "geschützten" Stadt anders sein als auf dem platten Land. Dein Hoffnungsausblick macht mir Mut. Ich sehne mich auch nach Sonne, Wärme und Frühling! Sorgenfreie Grüße von Sanssouci |
14.02.2013, 20:28 | #10 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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hallo erich und thomas,
jetzt, nachdem ihr mir auf die sprünge geholfen habt, bin ich auch sehr zufrieden mit dem dingens da! danke bestens hi sanssouci, es muss ja nicht immmer alles 1:1 stimmen, was man so im gedicht verbrät. genaugenommen haben wir derzeit eine südströmung - und die schaufelt jede menge feuchte, schneegeladene luft in unsere breiten! aber es klingt irgendwie komisch in einem wintergedicht, wenn man da schriebe: es bläst der kalte wind von süden.... das geht irgendwie gar nicht, das wäre ja so wie - eckige ostereier! der hoffnungsausblick ist zum glück gewissheit. es gibt da ein gedicht von emmanuel geibel, das hat mir schon als kind ganz unheimlich gut gefallen: Und dräut der Winter noch so sehr mit trutzigen Gebärden, und wirft er Eis und Schnee umher - es muss doch Frühling werden! wers nachlesen will, hier der link: http://ingeb.org/Lieder/unddraut.html Ich mach mir jetzt ein Feuerchen im Kamin! Liebe Grüße, larin
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