24.10.2017, 14:00 | #1 |
Gelegenheitsdichter
Registriert seit: 09.11.2009
Ort: Im Wilden Süden
Beiträge: 3.210
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Dass alle Welt zusammenrücke
Dass alle Welt zusammenrücke
Da meint man fast, der Winter bliese seine Backen Ein wenig auf, doch es ist nur ein erstes Üben. Die Wolken eilen ostwärts, elegant in Schüben, Und Krähen werfen Nüsse, um sie so zu knacken. Das Herz spielt Trauerkloß und sehnt sich nach dem Drüben. Am Abend kleben Blätterreste an den Hacken. Man hört die Schindeln auf den Dächern leise klacken, Und Graupel fangen an, die Weltsicht einzutrüben. Man möchte sich in warme Wolle bergend igeln: Die Kälte beißt sich durch die erste Schicht mit Tücke. Dass Winter sein muss, ist ein Buch mit sieben Siegeln. Die Nässe findet jeden Spalt und jede Lücke. Es ist die Zeit, da möchte man sein Haus verriegeln Und wünschte sich, dass alle Welt zusammenrücke.
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Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt Alle Beiträge (c) Walther Abdruck von Werken ist erwünscht, bedarf jedoch der vorherigen Zustimmung und der Nennung von Autor und Urheberrechtsvorbehalt Geändert von Walther (27.10.2017 um 12:09 Uhr) |
24.10.2017, 18:39 | #2 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi Walther!
Wenn man bedenkt, dass der größte Teil des Universums bei vier Grad über dem absoluten Nullpunkt dahinvegetiert (diese 4 Grad sind sozusagen das Restglühen des Urknalls, sonst hätt's nicht einmal die!), und nur um vergleichsweise winzige Sonnen herum - und da auch nur in der richtigen Distanz! - eine wohlige Wärme herrscht, relativiert sich das Grausen vor dem Bißchen Kälte, das wir dank der geneigten Erdachse zu ertragen haben, doch relativ eindeutig, oder!? Scherz beiseite, das ist schön geschrieben, nur dass die Ursache für den Winter "ein Buch mit sieben Siegeln" sei, hat mich zu obigem Monstersatz bewogen. Ein gelungenes sechshebiges Sonett! S1Z3 würde ich nach "ostwärts" ein Komma setzen, sonst wirkt das folgende "elegant" zu sehr wie ein Füllwort, finde ich. Sehr gern gelesen! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
24.10.2017, 20:27 | #3 |
Gelegenheitsdichter
Registriert seit: 09.11.2009
Ort: Im Wilden Süden
Beiträge: 3.210
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Hi eKy,
danke für den hinweis. ist umgesetzt! lg W. ps: das metrum bereinigt!
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Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt Alle Beiträge (c) Walther Abdruck von Werken ist erwünscht, bedarf jedoch der vorherigen Zustimmung und der Nennung von Autor und Urheberrechtsvorbehalt Geändert von Walther (27.10.2017 um 12:10 Uhr) |
23.11.2017, 15:06 | #4 |
Gast
Beiträge: n/a
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Hey Walther,
Beim Stöbern hier, habe ich dieses etwas melancholisches Gedichte gefunden. Jedoch das Heimelige, Warme überwiegt. Es gibt nichts schöneres als in der warmen Stube zusammenzusitzen und zu wissen wie gemütlich es im Winter sein kann. Zusammenrücken und reden, spielen, auch wenn es " nur" Fernsehen ist, ist zusammen halten. So etwas auch im übertragenen Sinne braucht die kalte Jahreszeit. Einen schönen Tag wünscht sy |
24.11.2017, 17:57 | #5 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 10.05.2016
Beiträge: 251
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Hi Walther,
deinen Wunsch, dass alle zuammenrücken sollen kann ich sehr gut nachvollziehen. Das wäre wirklich wundervoll, alle wärmen sich und haben sich lieb. Ein schönes Herbstsonett, dass ich gerne gelesen habe. LG Ophelia
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Vom Tod erwart ich Leben und vom Schweigen ein Wort. Baratynsky |
25.11.2017, 14:29 | #6 | |
Gelegenheitsdichter
Registriert seit: 09.11.2009
Ort: Im Wilden Süden
Beiträge: 3.210
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Zitat:
ganz herzl. dank für deinen warmherzigen eintrag! lg W.
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