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Alt 20.06.2011, 12:26   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
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Standard Der alte Garten

Nicht weit von hier liegt ein äonenalter Garten,
wo dein Beeilen modert wie ein hohler Baum,
und alles überwuchert dir erscheint mit zarten
Erinnerungen wie an manchen süßen Traum,

der sich vielleicht in ihrem Schattengang versehnte
nach einem kleinen Herzen, das schon lang zu Staub
zerfiel, wie sehr es auch zu überdauern wähnte
im Rascheln seiner Tänze mit dem Vorjahrslaub.

Ein sachtes Brunnenwort verheißt dem Lauscher Kühlung,
sein Plätschern führt hinüber an den alten Teich,
und zwei Libellen halten schillernd lose Fühlung
mit ihrem leuchtend dunkelgrünen, nassen Reich.

Ganz hinten an zerfallenden Spalieren ringen
wie alte Griechen Rosenbusch und wilder Wein.
Ein vager Duft verführt dich, du hörst Vögel singen
und möchtest schweigen nur und wie verzaubert sein.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (10.10.2017 um 16:24 Uhr)
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Alt 22.06.2011, 18:35   #2
Chavali
ADäquat
 
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Beiträge: 13.004
Standard

Hallo eKy,

ein alter, überwucherter Garten ist etwas sehr Interessantes, Geheimnisvolles.
Welche Menschen mögen ihn bewirtschaftet haben?
Was hatten sie für Schicksale?
Warum ließ man dieses Stück Land verwildern?
Beim vorsichtigen Stöbern darin hofft man stets, etwas Überraschendes zu finden...
noch dazu, wenn sich ein alter, zerfallener Brunnen darin befindet.
Auch die Natur hat sich wieder ins Ursprüngliche verwandelt.


Auch wenn *dein* Garten vielleicht nur eine Metapher ist auf das Leben,
haben mich deine Zeilen
diesen Garten in meinen Gedanken sehen lassen.

Sehr schöne Bilder, poetische Sprache wie immer.
Das ist Lyrik, das ist Poesie, wie ich sie gerne lese.
Danke dafür.

Lieben Gruß,
Chavali

__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 24.06.2011, 08:14   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Chavali!

Vielen dank für deine einfühlsamen Zeilen! Jeder von uns hat wohl einen solchen Garten im Gedächtnis, einen Ort gezähmter Natur, der zum Verweilen und Träumen einlädt...
Oft ist es ein Konglomerat vieler Gärten, die man im Lauf der Zeit sah, mehr ein Ort in der Seele als im realen Leben. Nichtsdestotrotz oder gerade dieserhalben so notwendig...

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
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Alt 24.06.2011, 19:40   #4
wolo von thurland
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hallo e.kykal

bitte nur weiter lesen, wenn du nichts gegen schneewittchen und fliegende holländer hast, die an selbstüberschätzung und versignoranz leiden...

bei dir finde ich sachen, die ich sehr gerne selber geschrieben hätte. das hier gehört unbedingt dazu.

trotzdem habe ich natürlich was zu meckern. zunächst mal fällt beim lesen auf, wie sehr du dieses ruhige, besinnliche thema "zerreisst" durch den wilden wechsel von sechs- und fünfhebern. da würde ich, passend zu thema und stil, mehr system erwarten.

im weiteren sind für mein unmassgebliches empfinden vier zeilen in den ersten zwei strophen etwas "hölzern". eine auch grammatikalisch zweifelhaft, wenn man das so sagen darf. um besser zeigen zu können, was ich meine, erlaube ich mir, diese zwei strophen leicht abgeändert zu zitieren:

Nicht weit von hier liegt ein äonenalter Garten,
wo all dein Eilen modert wie ein toter Baum
und alles überwuchert dir erscheint mit zarten
Erinnerungen wie an manchen Traum,

der sich vielleicht im Schattengang versehnte
nach einem Herzen, das schon lang zu Staub
zerfallen war, so ewig es sich wähnte
im Rascheln seiner Schritte durch das Vorjahrslaub.

(zwei kommas habe ich weggelassen, weil sie möglicherweise nicht nach den regeln sind.)

falls du bis hierher gelesen hast, hoffe ich, dass mein kommentar das bild, das ich am anfang zitiert habe, nicht zu sehr bestätigt. leute, die mehr davon verstehen, würden vielleicht alles anders sehen.
auf jeden fall hast du meinen neid geweckt.
gruss von wolo

Geändert von wolo von thurland (25.06.2011 um 00:33 Uhr)
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Alt 25.06.2011, 21:33   #5
Erich Kykal
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Hi, Wolo!

Deine Anspielung auf Schneewittchen und fliegende Holländer verstehe ich nicht, allerdings danke ich dir sehr für deine wertvollen Beiträge!
Die meisten sind ausgesprochen adäquat und wurden von mir sofort übernommen. Manchmal ist man wohl selber wie vernagelt!
Das Komma nach "Erinnerungen" ist bewußt gesetzt. Ich weiß, dass es dort nicht zwingend nötig ist, aber es verdeutlicht die Pause, die ich beim Lesen dort haben möchte.

S2Z4 habe ich selbst noch mal anders geschrieben, ich hoffe, es findet deine Zustimmung.

LG, eKy
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Alt 25.06.2011, 21:59   #6
wolo von thurland
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danke, eky, für deine freundliche antwort

die neue zeile mit den tänzen gefällt mir sogar sehr gut.
das angesprochene "lesepausen"-komma wäre doch eigentlich durch einen klassischen "gedankenstrich" adäquat vertreten, oder nicht? - so ein ding meine ich.

lg wolo

p.s.
(mit den akronymen schneewittchen und fl.holländer meint ein experte hier auf dem eiland wahrscheinlich mich. aber andrerseits ist es wiederum völlig undenkbar, dass er mir derlei ehre antun könnte. ;-)
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Alt 25.06.2011, 22:41   #7
Erich Kykal
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Hi, wolo!

Auch dies habe ich schon eher erwogen, letztlich erschien mir dieser Strich hier aber irgendwie nicht ins optische wie emotionale Gesamtbild zu passen. Er ist mir da...irgendwie zu "geradlinig", zu scharfkantig, wenn du verstehst, was ich meine.

.....

Auch ich habe übrigens schon "Erfahrungen" in den Foren gemacht, allerdings vermochten mich derlei Anwürfe nie zu treffen, weil ich mein Selbstwertgefühl schon lange nicht mehr von den Meinungen anderer abhängig mache.

LG, eKy
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Alt 06.10.2017, 00:02   #8
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Lieber Erich,

ich habe dein Gedicht gerade durch den Hinweis eines andern Milieus der Insel entdeckt und möchte dir, wenn auch spät, sagen, dass ich es für sehr gut gelungen halte.

Liebe Grüße
Thomas
__________________
© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
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Alt 10.10.2017, 16:28   #9
Erich Kykal
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Hi Thomas!

Vielen Dank für die Rückenstärkung. Nicht, dass mich der plump plappernde Verrissversuch eines unsensiblen Möchtegernpoeten dort wie hier gestört hätte.

Nur ungefragt aus meinen Texten öffentlich zu zitieren - das geht mal gar nicht!

Deine Replik im betreffenden Faden war ausgesprochen witzig - ein sauberer Stich mit feiner Klinge!

LG, eKy
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