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Alt 24.09.2015, 07:26   #21
wolo von thurland
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werte damen (und herren)

ich gebe klein bei, indem ich berücksichtige, was ich selber schon oft bei andern anführte:
man sollte nicht rhythmische schnörkel einbauen, wenn man, wie ich zuerst hier, schon am anfang den leser in den marschtrott des deutschen "links, zwei, drei, vier-Iambus" gewiegt hat. nun habe ich veruscht, diesen trott noch mehr aufzuweichen. (für mich ist es immer noch ein fünfhebiger iambus. für andere mag es schon vers libre sein, was es nicht ist.)

aber: ich gebe auf gar keinen fall meine "schwebenden" und "schleichenden" verse in strophe 2 auf. und ich verabscheue stilblüten wie "pfotensamt", bei denen sich auge, ohr und magen übersäuern.

ich bitte um verständnis und würde mich freuen, wenn der text nach erfolgter änderung (s.o.) immer noch euer gefallen fände.

danke für die hilfe und gruss
wolo

@claudi
gerne werde ich den link studieren.
aber einen einwand habe ich jetzt schon: was heisst denn "metrisch sauber"? mit solchem begriff sind wir bereits wieder mitten in der nebelbank.

Geändert von wolo von thurland (24.09.2015 um 11:25 Uhr)
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Alt 26.09.2015, 04:53   #22
Claudi
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Hi Wolo,

Zitat:
aber einen einwand habe ich jetzt schon: was heisst denn "metrisch sauber"? mit solchem begriff sind wir bereits wieder mitten in der nebelbank.
hm ja, recht nebulös, mein Wischiwaschi. Nehmen wir doch einfach Deine Definition:

Zitat:
marschtrott des deutschen "links, zwei, drei, vier-Iambus"
wenn Dir das lieber ist.


Zitat:
aber: ich gebe auf gar keinen fall meine "schwebenden" und "schleichenden" verse in strophe 2 auf
Nein, auf keinen Fall! Das wäre ein Jammer! Die kleinen rhythmischen Schlenker lesen sich für mich gut und sind m.E. ein ausgezeichnetes Stilmittel, einen Eindruck von der (leicht verzerrten) Geräuschkulisse zu vermitteln, die der Protagonist wahrnimmt. Deinen Trick, bereits V1 etwas freier zu füllen, finde ich schlau.


Zitat:
für mich ist es immer noch ein fünfhebiger iambus. für andere mag es schon vers libre sein, was es nicht ist.
Wie wäre es mit "leicht variierter fünfhebiger Jambus"? Da würde ich mitgehen. Im übrigen bin ich ganz bei Bodo, und die rhythmischen Variationen sind für mich das Salz in der Suppe.

Schönes Gedicht! Ich bin sehr angetan.

LG Claudi
__________________
.
Rasple die Süßholzwurzel so fein, dass es staubt, in den reichlich
Abgestandenen Quark; darüber verträufele Wermut,
Bis aus dem Rührwerk, Burps! endlich das Bäuerchen kommt.
Claudi ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.09.2015, 07:34   #23
Marzipania
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Na ja, ichsaachmaso,

Sonette sind nun einmal metrisch gebunden. Und zwar nicht deswegen, weil der Deutsche (an sich) zum Marschieren neigt - was ihm bei dieser romanischen Gattung auch nicht viel nützen würde - sondern weil es dem Wohlklang dient.
Sonette bedürfen fester und verlässlicher Strukturen, um der Herausforderung ihres dialektischen Anspruchs gerecht zu werden.
Etwas anderes ist es, wenn einem Sonett auf Anhieb entnommen werden kann, dass seine "freiere" Auslegung Sinn macht, wie es beispielsweise bei Rilke der Fall war:

Zitat:
Atmen, du unsichtbares Gedicht!
Immerfort um das eigne
Sein rein eingetauchter Weltraum. Gegengewicht,
in dem ich mich rhythmisch ereigne.

...
Sonette an Orpheus
Aus deinem Gedicht, geschätzter Wolo, geht dieser Wille zur freien Form aber nicht hervor. Auch nicht in der neuesten Version, die m. E. zwar deutlich besser, aber klanglich immer noch nicht einleuchtend ist.

Du mischst die tradierte Form mit zwei, drei freieren Einsprengseln. Das wirkt auf mich streckenweise unbeholfen, verbesserungswürdig (mal abgesehen davon, dass Pfotensamt hundertmal origineller klingt als Samtpfoten ... ) - Gleichwohl ist dein Sonett besser, als vieles, was es in den Foren so zu schauen gibt.

An deiner Stelle würde ich mich zunächst ans Tradierte halten und danach, wenn du das wirklich beherrscht, zu den Varianten übergehen. - Das sage ich dir nicht aus Klugscheißerei, sondern aus Erfahrung. - Ich selber habe meine "steile lyrische Karriere" nämlich mit dem vers libre begonnen. Deshalb benötigte ich später übermäßig viel Zeit, einen akzeptablen Rhythmus zu finden.

Trotzdem lese ich dich gern, sonst klebte ich nicht schon wieder an deinem Faden. Die Entwicklung der Dichtenden ist und bleibt für mich eine überaus spannende Sache.

Freundliche Grüße
RM
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Alt 28.09.2015, 10:00   #24
wolo von thurland
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Hallo zusammen
Ich danke sehr für die neuerliche Beschäftigung mit meinen Problemen. Da sind nun noch ein paar sachliche Argumente dazugekommen, ich kann meine Lehren daraus ziehen, wenn ich nicht lieber weiterhin unbekpmmert und unbeholfen drauf los reimwurstle.
Aber eine "steile lyrische Karriere" hätte natürlich auch ihren Reiz...
Bis ein ander Mal
wolo

ergänzung an claudi:
ich bin dem link gefolgt. die diskussion fand ich interessant. aber das da von goethe:

So ist's mit aller Dichtung auch beschaffen:
Vergebens werden ungebundne Geister
Nach der Vollendung reiner Höhe streben.

Wer Großes will, muss sich zusammenraffen;
In der Beschränkung zeigt sich erst der Meister,
Und das Gesetz nur kann uns Freiheit geben.


ist m.e. ein fürchterlicher missgriff des grossen meisters. das hätte er nicht so schreiben dürfen. naja, vielleicht war das damals erlaubt. damals schaute ja alles nach paris und deutsch war zweitrangig. aber heute? bitte nein.

Geändert von wolo von thurland (28.09.2015 um 17:54 Uhr)
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Alt 29.09.2015, 08:38   #25
Claudi
Senf-Ei
 
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Hi Wolo,

Du meinst inhaltlich? Oder wo ist da nach Deinem Geschmack der Missgriff? Mich reißen die Verse auch nicht vom Hocker. Aber es ging ja ums Metrum.

LG Claudi
__________________
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Rasple die Süßholzwurzel so fein, dass es staubt, in den reichlich
Abgestandenen Quark; darüber verträufele Wermut,
Bis aus dem Rührwerk, Burps! endlich das Bäuerchen kommt.
Claudi ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.09.2015, 11:47   #26
wolo von thurland
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vom inhalt gar nicht zu reden. aber da bin ich viel toleranter.
nein, ich finde, man darf als grosser dichter die sprache nicht in dieses marschkorsett zwängen. es sei denn, man wolle zum inhalt passend was militärisch-zackiges gestalten.
diese sechs zeilen kann man nicht mal mit grösster rezitatorischer anstrengung zum leben erwecken.
lgw
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